Die weltweite Kluft zwischen arm und reich, zwischen Villen und Elendsvierteln, zwischen Besitzenden und Besitzlosen war noch nie das Ergebnis von Zufällen oder höherer Vorsehung. So sind auch die zahlreichen Kriegsschauplätze und die Millionen von Elend und Armut betroffenen Menschen keine zufällige Erscheinung. Sie sind Ergebnisse globaler Macht- und Herrschaftsverhältnisse und des ungleichen Besitzes an Reichtum und Bodenschätzen. Sie sind das notwendige Resultat des Kapitalismus – einem System, das nicht an dem Wohl und den grundlegenden Bedürfnissen der Menschheit ausgerichtet ist, sondern an den Milliardengewinnen der Banken und Konzerne.
Wenn heute Aufnahmen von durch Bomben zerstörten Städten auf dem Fernsehbildschirm flackern, oder mal wieder der eingenähte Hilferuf einer Näherin aus Bangladesch in einem Primark-Kleidungsstück die Titelseiten bestimmt, dann ist das für viele nichts weiter als die tägliche Dosis an Negativschlagzeilen. Und doch hat sich in den letzten Jahren und Monaten etwas verändert: Die Konfrontation mit von Krieg, extremer Armut und Naturkatastrophen betroffenen Menschen findet verstärkt nicht mehr nur medial statt. Zunehmend sind wir in den Metropolen der westlichen Industriestaaten mit den betroffenen Menschen unmittelbar und direkt konfrontiert. Sie sind keine bloßen Zahlen, sondern steigen aus Zügen in den Bahnhöfen der Großstädte, besetzen aus Protest öffentliche Plätze und leben in Flüchtlingsunterkünften in direkter Nachbarschaft.
Jahrzehntelang ist es den Herrschenden gelungen, die schärfsten Auswirkungen und Krisenerscheinungen des globalen Kapitalismus in Länder außerhalb der Europäischen Union abzuwälzen. Doch die Rechnung geht nicht mehr auf: Selbst die Überwachung und militärische Sicherung der EU-Außengrenzen kann nicht verhindern, dass sich immer mehr Geflüchtete für ein Leben in Sicherheit auf den Weg nach Europa machen. Immer höhere Stacheldrahtzäune oder der Kampf gegen organisierte Schlepperbanden im Mittelmeer werden nicht zu einer Aufhebung von Flüchtlingsbewegungen führen.
Wir möchten Flucht in diesem Kontext betrachten: Als Resultat von ökonomischen, politischen und militärischen Interventionen durch (vor allem) die westlichen Metropolen. Dafür ist es nötig, einen tiefer gehenden Blick auf die dem Kapitalismus innewohnenden Zwänge zu werfen, die zu den genannten Interventionen führen. Die Fragen, die wir uns stellen sind: Was sind Ursachen von Flucht? Welche Rolle spielen dabei Kriege und wirtschaftliche Ausbeutung? Was hat das alles mit Deutschland und dem Kapitalismus zu tun? Und wie können wir hier vor Ort aktiv werden und Fluchtursachen bekämpfen? [...Auszug aus der Einleitung der Broschüre]
Themen: Einleitung: Fluchtursachen beginnen hier | Fluchtursachen: Krieg, Armut und Umweltzerstörung | Deutschlands Kriegspolitik ist Fluchtursache | Deutsche Banken und Konzerne sind Fluchtverursacher | Die Rolle von Weltbank, IWF und WTO | Europäische Antwort: Grenzsicherung und Abschottung | Frontex | Europas Grenzsicherung – ein Milliardengeschäft Die antimilitaristische Bewegung aufbauen | Krieg beginnt hier – Widerstand auch
Arbeitskreis Internationalismus Stuttgart
Gut und zutreffende Abhandlung
über Fluchtursachen. Die wenigsten wird sie zum Anstoss zum Nachdenken aus Gleichgültigkeit leider nicht erreichen.
Dünnes Papier
So gut, richtig und wichtig es ist, gegen die Kriegs- und Fluchtursachen vorzugehen: Dieser dünne 9-Seiter bietet dafür leider nur einen äußerst dürftigen Ansatz. Darin kann mensch lesen, daß es wie immer der schlechte alte Kapitalismus ist, und ganz insbesondere Deutschland, mit seinen 3.310 (!) Soldat*innen und Soldaten im "Kriegseinsatz" (weitgehend Friedensmissionen der UNO und der EU, Seite 4)...was für ein Popanz, der da aufgeblasen wird. Laut diesem Papier ist Deutschland so mächtig, da kann die AfD vor Freude nicht mehr schlafen.
Klar, mit dann knapp 200.000 Leutchen insgesamt, da zittert die Welt vor der teutschen Wehrmacht, äh, Weltmacht. Inbesondere die USA, Russland, Indien, China, Nordkorea und Pakistan mit ihren Truppenstärken jenseits der Mio. winden sich in Panik.
Schaut mensch den Nahen Osten genauer an, dann geht es um Türkei vs. Kurd*innen, die Großmächte USA gegen oder mit Russland, das Ringen von Saudi-Arabien mit dem Iran um regionale Vormacht, den Zerfall des Irak in ethnische und religiöse Gruppen, den IS, den Dauerstreit zwischen Israel und den Palästinenser*innen, den gescheiterten Frühling in Ägypten, den Zerfall des Jemen im Bürgerkrieg, die Potentaten am Golf, den "Failed State" Libyen - die Konfliktparteien in Somalia und im Sudan füllen lange wikipedia-Artikel, da geht es um Clans, Stämme und Religionen, und eigentlich darum, wem Land, Wasser und Bodenschätze gehören, usw. Aber das alles ist ja viel zu komplex und alles gar nicht so deutsch, dafür war dann leider kein Platz mehr im Papier.
Ganz ehrlich: Mit so einer dünnen Analyse wie in dem Papier kann man zwar alte Anti-Imp-, Anti-Kapitalismus- und Anti-D-Reflexe anregen, aber erklärt ist damit leider kaum was, und gelöst leider gar nichts. Bitte setzt euch noch mal hin und schaut euch die einzelnen Konflikte wirklich an, und benennt die Beteiligten korrekt und umfassend.
echt lesenswerter text
zu den zentralsten ursachen von flucht und dabei kurz gehalten und auf den punkt gebracht...
macht weiter so!!
Sehr schöne Broschüre!
Eine wirklich lesenswerte Broschüre, die den Zusammenhang zwischen Kapitalismus und Flucht in einfacher Sprache verdeutlicht. Kann ich nur jeden empfehlen. Ausdrucken und in Demos und an Freunde und Nachbarn verteilen das Ding!