Abschottung ist keine Alternative
 Nachdem Deutschlands rassistischer Mob seit geraumer Zeit wieder an 
Sichtbarkeit gewinnt und die Sagbarkeitsgrenzen immer weiter nach rechts
 verschoben werden, biedert sich die Politik erneut den rassistischen 
Forderungen an. 
Anstatt die Probleme an ihrer sozialen Wurzel zu fassen 
oder die viel zitierten Fluchtgründe zu bekämpfen, wird die Rhetorik der
 AfD übernommen und in rassistische Gesetze gegossen. So kündigte 
Innenminister de Maizière an, die Zahl der Abschiebungen in diesem Jahr 
verdoppeln zu wollen. Insbesondere sollen die Duldungsgründe von bereits
 lange hier lebenden Menschen neu geprüft und gegebenenfalls für nichtig
 erklärt werden. Dies wird zu einer großen Zahl von Abschiebungen in den
 Westbalkan führen. Zudem will der Bundesrat in den nächsten Wochen 
darüber abstimmen, ob die Liste der “sicheren Herkunftsstaaten” um die 
Maghreb-Staaten Algerien, Tunesien und Marokko erweitert wird. Es ist zu
 befürchten, dass dieser Antrag von SPD und CDU mit Hilfe der Stimmen 
von FDP und Grünen angenommen wird. Dieses humanitäre Armutszeugnis 
Deutschlands reiht sich damit in eine Liste von Asylrechtsverschärfungen
 ein, die bereits in den 1990er Jahren mit der faktischen Abschaffung 
des Grundrechts auf Asyl ihren Anfang nahm.
 
 Es gibt keine sicheren Herkunftsstaaten
 
 Die Debatte um die sicheren Herkunftsländer orientiert sich nicht an 
dem Schutzbedarf asylsuchender Menschen, sondern lediglich an der 
Beschleunigung des Abschiebeprozesses und einer vereinfachten 
Regulierung und Kontrolle der nationalstaatlichen Grenzen. Die 
Maghreb-Staaten sind keinesfalls sicher. Es gibt kaum bis keinen Schutz 
vor sexueller Gewalt, Homosexualität wird strafrechtlich verfolgt und 
das Marokkanische Königshaus geht gewaltsam gegen die Demokratiebewegung
 vor. Die junge tunesische Demokratie wird nicht nur durch Islamisten 
sondern zusätzlich durch europäische Länder destabilisiert, indem 
wichtige Investitionen abgezogen werden und somit die Arbeitslosigkeit 
drastisch steigt. Auch die in den letzten zwei Jahren zu “sicheren 
Herkunftsstaaten” erklärten Westbalkan-Staaten sind nicht sicher. Roma 
und andere Minderheiten werden dort systematisch diskriminiert und von 
der Gesellschaft ausgeschlossen. Sie haben weder die Möglichkeit einer 
normalen Arbeit nachzugehen noch die Schule zu besuchen. Die 
Diskreditierung als “Wirtschaftsflüchtlinge” verleugnet, dass Armut 
existenzbedrohend ist und verschweigt die grundsätzliche Gewalt einer 
auf Konkurrenz basierenden Gesellschaft. Jeder Mensch sollte das Recht 
haben dort seine Existenz aufzubauen, wo ihm der Ort ein gutes Leben zu 
ermöglichen scheint. Ungeachtet dem Zufall der Geburtsnation.
 
 Willkommenskultur vs. Wirtschaftliche Abschottung
 
 Nachdem im „Willkommenssommer“ das unausweichliche Eintreffen der 
Flüchtenden kurzerhand zu einer großzügigen Geste seitens der 
Bundesregierung ausgelegt und Willkommenskultur zu einer Performance des
 Deutschseins auserkoren wurde, arbeiten die EU-Staaten, allen voran 
Deutschland, wieder daran die Kontrolle über die Migrationsfolgen ihrer 
desaströsen Außenpolitik zu gewinnen. Diese Kontrolle versuchen sie 
durch die Schließung von Fluchtwegen zu erlangen, die zu tausendfachen 
Tod im Mittelmeer führt. Dabei schrecken sie auch nicht vor 
fadenscheinigen Deals mit Diktaturen wie im Sudan oder der Türkei zurück
 und offenbaren so, dass die Verlierer dieses Gesellschaftssystems von 
den viel gepriesenen Werten der Europäischen Union ausgenommen bleiben. 
Denn nur so kann Sie ihre ökonomische Überlegenheit in der globalen 
Konkurrenz sichern.
 
 Unsere Antwort muss Solidarität sein
 
 Auch wenn die Verschärfungen des Asylrechts viele praktische 
Möglichkeiten der Solidarität, wie etwa die Verhinderung von 
Abschiebungen durch zivilen Ungehorsam, erheblich erschwert haben, kann 
die Schlussfolgerung keinesfalls Resignation sein. Vielmehr muss eine 
stärkere Vernetzung zwischen den an einer gerechten Flüchtlingspolitik 
interessierten Gruppen stattfinden, um auf politischer Ebene ein 
Gegengewicht zum anwachsenden gesamtgesellschaftlichen Rechtsruck zu 
schaffen. Lasst uns gemeinsam gegen die unmenschliche Asylpolitik der 
Festung Europa auf die Straßen gehen.
 
 Für eine solidarische Gesellschaft statt Abschottung und weitere Asylrechtsverschärfungen!
 
 Antirassistische Demonstration | Sa 17.09.2016 | Düsseldorf Hbf | 13 Uhr 
Aktuelle Infos und weitere Sprachen:
facebook.com/bleiberechtfueralleddorf/



