(B) Adbusting-Aktionen gegen sexistische Werbung

Wenn wir groß sind ...

Am Wochenende veränderten engagierte Menschen der Künstler*innengruppe "Gegenmaasnahme Heike"  Werbeplakate am Kreuzberger Moritzplatz. „Angesichts der sexistischen Zumutungen jeden Tag haben wir beschlossen, mit visueller Selbstverteidigung gegen Sexismus im öffentlichen Raum vorzugehen.“ sagt Luca Luxemburg, die Pressesprecher*in der Künstler*innen.


Sexistische Werbung nervt.


Sogar Justizminister*in Heiko Maas gibt mittlerweile vor, dies verstanden zu haben. Doch Verbote werden nicht helfen, gegen eine Kultur des alltäglichen Sexismus vorzugehen, in der es völlig normal ist, Menschen aufgrund ihres Geschlechts zu kategorisieren, zu bewerten, zu diskriminieren und ihnen Gewalt anzutun.  „Deshalb nehmen wir das jetzt selbst in die Hand!“, so Luca Luxemburg "Indem wir mit Adbusting an den Werbeplakaten aufzeigen, dass wir  sexistische Kackscheiße als vermeintlichen Kaufanreiz nicht länger tolerieren."

Was ist Adbusting?


Adbusting ist eine künstlerische Aktionsform, bei der Werbeplakate mit politischen Slogans verbessert werden. Sie nutzt die Omipräsens der Werbung, um gezielt ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Gerade durch ihre Ominpräsens, aber auch ihr unterschwelliges Wirken, verfestigt Werbung total veraltete, patriarchale Rollenbilder, unterstützt das gewaltvolle Konstrukt der Zweigeschlechtlichkeit und normalisiert  Gewalt gegenüber weiblich gelesenen Personen. Dabei besteht eine gefährliche Wechselwirkung zwischen Werbung und gesellschaftlicher Realität: Der gesellschaftliche Sexismus spiegelt sich in Werbung wider und reproduziert diesen dadurch. Hier setzt Adbusting an, denn nicht nur die Werbung als Solche soll kritisiert werden, sondern die gesamte dahinterstehende Struktur.

Heteronormativer Päarchenquatsch


Auf einer "Easy Jet"-Werbung wurde der Slogan "Selbstverständlich werben wir mit heteronormativem Pärchenquatsch!" hinzugefügt. Politisch ist privat, privat ist politisch. In Deutschland ist das noch lange nicht verwirklicht. Darauf weist eine kleine Ergänzug hin, so dass der Kampagnenslogan nun lautet: "Deutschland machts eben nicht effizient." Die abgebildete Frau fragt nun: "Warum sehe ich eigentlich nicht glücklich aus?"

Wenn wir groß sind...


Nicht einmal vor den Red Hot Chilli Peppers machen die Chaot*innen halt. Die Werbung für ihr aktuelles Album zeigt ein ein etwa zwölf Jahre altes Mädchen, das in Begleitung eines Bären, eines Fuchses und einer Krähe mit miesgelauntem Gesichtsausdruck durch einen Straßenzug marschiert. Diese Steilvorlage ergänzten die Chaoskunst-Chaot*innen durch eine Sprechblase. Diese legt dem Bären den Satz in den Mund: "Wenn wir groß sind, fressen wir Sexist*innen."

Comic aus Werbung


Eine Werbereihe von 4 Bildern wurde dazu genutzt, comichaft einen Dialog zu skizzieren, in dem gezeigt wird, dass zu Antisexismus weit mehr gehört, als sich gegen Sexismus auszusprechen. Im ersten Bild behauptet nun ein Mann in firsch gewaschenem  Hemd von sich: "Ich finde Sexismus ja Scheiße.". Dann wird er aber im zweiten Bild darauf hingewiesen, dass es nicht besonders antisexistisch ist, seine Hemden nicht selbst zu waschen, doch der Mann rechtfertigt sich im dritten: "Meine Frau wäscht ja aber freiwillig!" Die Frau im letzten Bild beendet den Dialog: "Frauen waschen, das ist So...zilisation.". Damit soll aufgezeigt werden, wie viele vermeintlich aufgeklärt auftretende Männer immer noch unbewusst sexistisch Handeln. Oft wird dabei geschlechtsspezifisch argumentiert und verkannt, dass damit lediglich gesellschaftliche Zuschreibungen aufgezählt und die Individuen völlig ignoriert werden. 

Ein Anfang


 „Klar sind Adbustings nur ein Anfang, um dem alltäglichen Sexismus Grenzen aufzuzeigen.", analysiert Luca Luxemburg. „Aber ein ziemlich lustiger.“ Darüber hinaus seien genau die Leute, die  Oktoberfest, Karneval und Dirndl-Sprüche lustig fänden, genau dieselben, die bei sexistischen Übergriffen nicht-weißer Täter entsetzt von „Zivilisationsbrüchen“ schwadronieren würden. "Der vermeintliche „Zivilisationsbruch“ ist die Normalität. Das lässt sich u.a. daran ablesen, wie selbstverständlich mittels Werbung die ach so zivilisierten Städte mit Darstellung von Frauen in erniedrigenden Positionen zugeklatscht werden, ohne dass es die angeblichen Verteidiger der Zivilisation stören würde.“

Mehr Infos:

Hintergrundinfos zu Sexismus:
http://maqui.blogsport.eu/2016/05/30/adbusting-das-problem-mit-dem-paearchen-quatsch/

Adbustings zumm Frauenkampftag:
http://maqui.blogsport.eu/2016/03/07/b-adbusting-zum-feministischen-kampftag/

Wie gefährlich ist feministische Streetart?
http://maqui.blogsport.eu/2016/03/16/b-wie-gefaehlich-kann-street-art-sein/

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Fol lustik und dabei so nachdenklich. Muss gleich mal recherchieren.

Nazis können in Berlin laufen, aber Werbung wird gebusted. Man muss halt Prioritäten setzen.

Scheinbar hast du zu wenige politische Gegner, dass du dir die Ziele für dein Gehate in den eigenen Reihen suchen musst.

Dieses ewige unsolidarische Gemecker ("Gibts nichts wichtigers?") ist sowas von daneben. Vielleicht war die Gruppe, die die Werbung gebusted hat, gleichzeitig auch am Freitag Nazis blockieren? Vielleicht haben sie Power für beides? Woher will man das wissen? Überhaupt diese Vermessenheit, anderen zu diktieren, um welche Themen sie sich zu kümmern haben. Die Blockade der Identitären am Freitag wurde von vielen als ziemlicher Erfolg wahrgenommen. Wie schäbig ist das denn, irgendwelche feministischen Adbusting-Aktionen dafür auszumachen, dass die Identitären dann doch ein paar hundert Meter laufen konnten, statt zu überlegen, dass man der Bullentaktik neue Ansätze entgegensetzen muss?

Die Blockade der Identitären am Freitag wurde von vielen als ziemlicher Erfolg wahrgenommen.

Man kann durch Aktionen etwas erreichen. Man kann sich aber auch selbst belügen und so tun als hätte man etwas erreicht. Sie sind ca. 1500 Meter gelaufen und wurden 200 Meter vor ihrem Endpunkt blockiert. Rechnerisch sind sie etwa 13% ihrer Strecke nicht gelaufen. 87% konnten sie ungestört zurücklegen (Näherungswerte, ich streite mich da jetzt nicht um +-10%)Dabei haben sie den sicher wichtigen Punkt Unter den Linden passiert.

Erfolg? Echt jetz? Wo habt ihr so was gelernt? Im Rhetorikkurs oder studiert ihr irgendwas mit Wirtschaft oder Politik? Das erinnert mich ein bisschen an die Nummer, als in Hildburghausen nachmittags 300 Antifaschisten unterwegs waren, am Abend 3500 Nazis ein Konzert besuchten und das ganze als Erfolg bezeichnet wurde.

Sicher sind die Dimensionen noch einmal andere, aber das Problem ist das Selbe. Leider ist es symptomatisch geworden jeden Furz als Erfolg feiern zu müssen. Un ein paar Jährchen später, wenn die Leute erkennen, was von den "Erfolgen" geblieben ist, wenden sie sich enttäscht ab. Sicher auch ein Grund, warum wir kaum noch Leute auf die Straße bekommen.

Wie wäre es zu sagen, mh, war heut nicht so dolle. Müssen wir mal überlegen warum. Und das nächste mal machen wir es besser!

Heteronormativer Pärchen-Quatsch? Sind nun alle Beziehungen von jeweils einem männlich gelesenen und einem weiblich gelesenen Menschen Quatsch?

Wenn dort eine Frau* mit einer Frau* etc. abgebildet wäre, würdet ihr dann ein Lob drunter kleben, so wie bei ALDI??? Ein Lob hat weder Easy Jet noch Aldi verdient? Ich lobe doch auch keine Fleischkonzerne, wenn die mal was veganes produzieren, weil sie immer noch scheiße sind und bleiben. Naja, aber ansonsten finde ich solche Aktionen gut. Nur manchmal denke ich, mensch sollte in der Wortwahl überlegter sein.

Nein natürlich sind nicht alle Beziehungen, die so gelesen werden Quatsch. Dass Werbung (und sämtliche anderen gesellschaftlichen Insitutionen) sich aber strukturell immer diesen positv konnotierten Formen der "Normalität" (hier: "Heteronormalität") bedient, ist ein Problem. Diese Probleme anhand einzelner Beispiele zu skandalisieren, ohne sie in Bezug zur Struktur zu setzen, erzeugt das von dir wahrgenommene Bild. Hätte im Artikel irgendwie erwähnt weden sollen.

 

Aber dieses Problem, Sturkturen anhand individueller Beispiele zu kritisieren, gibt es m.E. auch in anderen Bereichen.

Ich bin selbst Gay, seit 2005 CSD Aktivist und finde diesen lächerlichen Mist total an der Realität vorbei.

Weit über 80% aller Menschenpäärchen sind Heten. Daran gibt es auch überhaupt nichts auszusetzen und zu kritisieren.

Es ist ein Konzern (ob der böse oder überkapitalistisch , unsozial sonst was ist spielt erst mal keine Rolle) dessen Werbung möglichst viele Menschen ansprechen soll.Ist es verwerflich das die die 80% Heten abbilden weil sie in ihrer Gesamtheit mehr Geld auf einem Haufen darstellen was sich der Konzern einsackt als wenn sie die Werbung explizit an kleinwüchsige Transgender die polyamorös sind zuschneiden von denen es vielleicht 4 Nullen nach dem null komma gibt?  (nicht bös sein, das ist nur ein Vergleichsbeispiel der das absurde Wesen dieser "Aktionen" charakterisiert und soll keinen Menschen in welcher Weise auch immer abwerten) 

Wenn ihr ein Champagnergeschäft habt für fancy stuff, was würde eure Webung zeigen? Einen buisness Boy und seinen Freund im Anzug die Anstoßen und eine Escort Lady oder einen Salafisten der mit einem Mitglied des blauen Kreuzes und einem Zeugen Jehovas abgebildet ist bei denen ihr wohl damit rechnen müsst erheblich weniger Champagner zu verkaufen? Is ja voll diskriminierend die wenn ihr die Salafisten und Jegovas Zeugen nicht auch in der Champagner Werbung unterbringt. Seht ihr wie das läuft? Est ist etwas anderes ob man zu recht homophobe Werbung wie z.B Barilla kritisiert oder einfach Wahllos irgendwas aus langweilweile basht. Wenn einhübscher  Junge einem anderen ein Bonbon in der Bonbonwerbung schenkt ist die Message "Kauf unsere Bonbons" und ihr kommt man mit Jaaa das sind ja 2 Jungs. Das geht nicht das MUSS ABER: Zwei Mädchen für Lesben , Mädchen und Junge für Heten,ein Neutrum um asexuelle nicht zu marginalisieren. Ein Transgender, Mindestens 20 verschieden körperliche und 5 unterschiedlich geistig behinderte Menschen um sich nicht dem Verdacht der Behindertenfeindlichkeit auszusetzen, Alle diese Leute nochmal in hässlich weil man nicht Lookismusklischees bedienen  will, und nochmal gegen die Altersdikrminierung ist alle sexullen Orientierungen , Hübsch/hässlich, Behindert/nichtbehinder in Alt und dann noch mal all die Alt/Jung , alle Sexuell Orientierungen, Behindert/nicht behinderten Hübsch/Hässlichen auch noch in der kleidung verschiederner sozialer schichten das alles nochmal gleichzeitig zumindest mal 12 nehmen in noch mal 12 verschiedenen Ethnien darzustellen wegen der antirassistischen Vielfalt ,Die minestens 20 verschiedene religiöse Symboliken tragen die den Meisten Religionen mit den gängigsten Konfessionen und auch eine Person die das Buch "Die Entsteheung der Arten" von Charles Darwin unterm Arm  hat um Atheisten nicht aussen vor zu lassen und noch einige Menschengruppen mehr auch wenns schwierig wird auf diesem Plakat mit 800 Menschen dann ein Bonbon unterzubringen. Und Verdammt ich schwörs euch ihr habt es immer noch der Hälfte der Leute nicht recht gemacht  ^^

Als enschuldigung gebe ich Kiss & Buttslap an alle nicht berücksichtigen homophoben Religionsfanatker die ich vergessen habe ;)

Ganz toll, dass man solche Aktionen lustig finden kann. Ich glaube eher, dass die Leute eher genervt sind, irgendwelche verqueren Ansichten verwirrter Zeitgeister lesen zu müssen. Man kann ja seine Meinungen haben, und auch ich finde manche Werbung, wo besonders "Schönheitsideale" hervorgehoben werden, zum Kotzen. Allerdings, es den Leuten so billig aufzudrängen ist kontraproduktiv. Bestes Beispiel dafür, WIE kontraproduktiv so etwas sein kann, ist der "Fahnenklau-Wettbewerb" zu jeder EM oder WM.

Also ich werde mich da den meisten vorherigen Kommentaren nicht anschließen. Das Problem muss gesehen werden und da darf auch gerne öfter drauf hingewiesen werden. Ob jetzt alle betroffene Werbung sexistisch war, ist eine andere Frage, aber das Problem existiert und ich schätze viele der Menschen vor mir müssen ihre Augen dafür noch weiter öffnen.

Generell finde ich das auf Plakaten eher schwierig zu vermitteln, aber gut es zu versuchen.

gute aktion

mehr davon

kritik kann auch in der gruppe oder im persönlichen kontakt besser konstruktiv geübt werden als hier

Ja es ist ja gut, wenn Leute was machen, finde ich auch begrüßenswert. Die Kritik an der Heteronormativität ist für mich jedoch iwie bullshit. Die Menschen sollen doch einfach leben können, wie sie das wollen. Und Heteronormativität ist ja auch so ein blöder Begriff, der Autoritär festlegen will, was erlaubt ist und was nicht. Es ist anscheinend Kacke, sich heteronormativ zu verhalten, das soll es nicht mehr geben.
Die Prioritätensetzung finde ich auch schräg, aber da hat wohl jede ihre eigene. Vermutlich ist das ja nicht das einige Aktionsfeld das ihr habt.

nicht selbst meinen Pulli wäsche und vielleicht sogar ein bisexueller Hippster bin?

Ich weiß es!!!!

Idioten die am Ziel vorbei Scheisse in Dinge hineininterpretieren die mit ihrer Message GARNICHTS zu tun haben. Is aber besser wenn 9 Plakate in 3er Reihen stehen einfach statt die 2 sexistischen mit Messages dagegen zu überkleben einfach alle 9 auf einemal , auch die  die nicht sexistisch sind zu übekleben, weil man dann ja nicht so weit laufen muss.

Woher wisst ihr dass das ein Mädchen ist? Wrum schreibt ihr einfach nicht  junger Mensch oder Kind. Checkt mal eure Sozialistiation. So reproduziert auch hier die herrschenden Geschlechtsvorstellungen. Ansonsten super Aktion natürlich!

sie auch eine Transgender die sich Lorielle London gut zurecht gemacht hat die mit ihrem Gay Kumpel in den Urlaub fliegt?

Ihr nehmt euch das Recht heraus von so weit her geholt zu interpretieren, also tue ich das jetzt hier auch mal.

macht ihr solche adbustings auch irgendwann mal im hinterletzten plattebezirk oder sind die leute da schon alle "aufgeklärt" genug? oder ist das nicht so cool wie in xberg bzw der weg einfach zu lang?

und gibt es eigentlich zu wenige bedenkliche (sexistisch, homophob... whatever) (plakat)werbung oder warum ist es nötig irgendwelche dinge in total unspektakuläre plakate hinein zu interpretieren?

Ich finde das toll. Die Aussagen sind lustig und stimmen nachdenklich. Das sind ja richtige Kunstwerke, so wie dieser Bansky das macht. Prima.

Das war bestimmt auch sehr viel Arbeit. Einfach gut gemacht. Sehr mutig und kreativ.