Am gestrigen Samstag, dem 11. Juni, hat die Identitäre Bewegung in Wien eine Demo abgehalten. Für den 17. Juni ist eine weitere in Berlin angekündigt. Wer oder was ist diese gewaltbereite, sexistische, rassistische, fremdenfeindliche, völkische - kurz faschistoide - Bewegung eigentlich?
Was ist die Identitäre Bewegung?
Geschichte
– wo kommt sie her und wie hat sie sich entwickelt?
Der
Ursprung diesen Übels liegt in Frankreich und dem „Bloc
identitaire“. In den Jahren 2002/3 als
Nachfolgeorganisation der verbotene „Unité
radicale“gegründet,
erlangte diese Gruppe durch zwei Ereignisse im Oktober 2012
europaweite Aufmerksamkeit. Zum einen wurde das Video „Génération
Identitaire“ und damit einhergehend eine Kriegserklärung an die
Multikulti-Gesellschaft der 68er veröffentlicht. Zum anderen wurde
eine Moschee in Poitiers besetzt – von 60-80 Personen. Angefixt
davon hat sich auf Facebook aus einer Fangruppe des Sarrazin-Buches
„Deutschland schafft sich ab“ am 10. Oktober 2012 die Identitäre
Bewegung gegründet. Ursprünglich nur ein reines Facebook-Phänomen
hat sich die Gruppe vor allem in Österreich schnell verbreitet und
wurde von verschiedenen Personen wie Stefan Juritz (Steiermark),
Martin Sellner und Phillip Huemer (Wien), Alexander Markovic und
Ruben Sudesch in örtlichen Strukturen aufgebaut. Schnell zog die IB
Österreich viele junge Leute aus dem rechten Spektrum an und ist
inzwischen neben der FPÖ die stärkste völkisch-nationale Kraft in
Österreich.
In Deutschland konnte die IB sich nicht so
schnell auf der Straße etablieren. Dazu ist das Netz an
Burschenschaften, Kleinstparteien und Kameradschaften zu breit
gefächert. Inzwischen nimmt die regionale Verbreitung aber stark zu.
Für alle deutschen Regionen gibt es inzwischen Seiten und Verbände.
Außerdem schließen sich immer mehr prominente Figuren aus der
rechten Szene den Idis an. So ist Melanie Dittmer inzwischen Mitglied
bei
der artverwandten Identitären Aktion,
hat den neuesten Fotos nach zu schließen auch Busenfreundin
Ester Seitz vom gescheiterten Widerstand Ost West rübergezogen. Bei
Legida am 6.6. hielt Tatjana Festerling auf der Bühne die Fahne der
Identitären hoch. Bedingt durch das
sehr gute Corporate Design und dem
schlüssigen Medienauftritt ist eine beträchtliche
Steigerung der
Mitgliedszahlen zu erwarten.7.
Zur
Einordnung der Wichtigkeit in Österreich kurz ein
Facebook-Likevergleich
(Stand
8.6. 16:00):
IB
Deutschland: 25.287
AfD:
274.124
IB Österreich: 22.666
FPÖ: 69.650
IB
Schweiz: 3035
Deutschland: 81.770.000
Einwohner
Österreich: 8.700.000 Einwohner
Was will
die IB?
Die IB sieht sich selber als Teil der neuen
Rechten. Das heißt, sie lehnen offiziell das traditionelle Auftreten
und Gebahren der Neonazis ab. Es geht (zumindest nach außen) nicht
um eine Rückkehr des Deutschen Reiches oder der Wiedereinführung
des Nationalsozialismus. Dabei
vermeidet die IB geschickt die Begrifflichkeiten klassischer rechter
Gruppierungen und gibt sich unrassistisch. So wird sehr gerne der
Begriff des Ethnopluralismus verwendet. So respektieren die Idis
offiziell alle Kulturen und Ethnien und möchten, dass diese sich
ihrer alten Traditionen und Bräuche bewusst werden und sich darauf
berufen – aber bitte in ihrem ursprünglichen Gebieten. Auf
deutsch: Die verschiedenen Völker und Stämme sollen gefälligst zu
Hause bleiben
und sich nicht vermischen.
Deutschland soll deutsch sein, Polen polnisch und China chinesisch –
so wie früher. Freie
Entfaltung aller Menschen nach ihren eigenen Wünschen und ihrem
Wunschort wird strikt abgelehnt.
Es
wird explizit eine völkische Identität beschworen und diese als
Idealbild dargestellt. Alle Völker haben demzufolge ihre eigene,
traditionelle und unveränderliche Kultur. Dabei wird oft von einer
tausend Jahre als Traditionslinie gesprochen. Ein weiterer zentraler
Punkt ist die offensiv präsentierte Islamfeindlichkeit. Neben
Multikulti, der Antifa und einem unvölkischen Lebensstil ist der
Islam der ausgemachte Hauptfeind der Identitären. Veranschaulicht
wird dies unter anderem auch durch das Zeichen der IB, das Lambda.
Dies ist ein Rückgriff auf das Zeichen der Spartaner im Kampf gegen
die Perser. Diese
Symbolik (und die
des
davon angeregten Filmes „300“) wird
immer
wieder benutzt. Ebenfalls sind die Idis dem Irrglauben des Umtausches
anheim gefallen. Danach werden die Flüchtlinge bewusst nach Europa
gelenkt
und sollen die nationalen Identitäten auslöschen.
Ein
wichtiger Faktor ist das Bild der „Festung Europa“. So sieht sich
die IB auf eine völkische Art als pan-europäisch. Die europäischen
Völker sollen ihre vermeintliche kulturelle Identität zusammen
gegen den Feind von außen (gemeint sind Flüchtlinge und der Islam)
verteidigen. Sie stehen für ein Europa – aber eines der
nationalistischen Staaten. Dies ist ein klarer Gegensatz zur
reichsdeutschen Großmannsucht vieler anderer rechter Bewegungen in
Deutschland. Nach außen wirkt die IB dadurch auf den ersten Blick
nicht rassistisch und fremdenfeindlich. Auf den zweiten Blick wird
aber klar, dass sie dies nur mit neuen Begrifflichkeiten umformuliert
haben.
Aktionsformen
und Auftreten
Die IB bedient sich
bewusst
und geschickt beim
aktuellen Zeitgeistes. So ist das Auftreten im deutschsprachigen Raum
durch ein extrem gutes Corporate Design geprägt. Die Verwendung der
Farben gelb und schwarz erzeugt eine Signalwirkung und springt sofort
ins Auge. Es wird eine klare Formsprache verwendet und wenig bis gar
keine billige Optik genommen. Das Zeichen der IB, das Lambda, ist
dabei nicht nur eine Anlehnung an die Spartaner. Auch das SA-Zeichen
in schwarz-gelb hat eine zu große optische Nähe, um von einem
Zufall zu sprechen. In den sozialen Netzwerken fällt ein sehr
bewusstes Posten von Beiträgen auf. Während viele rechte Seiten mit
haarsträubender Grammatik und Rechtschreibung aufwarten, sind hier
sprachliche Fehler extrem selten. Auch
die Videos sind gut produziert und qualitativ hochwertig. Da können
viele Mobivideos rechts wie links nicht mithalten. Und der Aufruf zur
Demo in Wien wird in mehreren Sprachen vorgetragen – eine absolute
Seltenheit, selbst bei Antifa-Videos. Unlängst ist sogar ein
Rap-Track von einem Act namens Komplott online gegangen. Der ist zwar
qualitativ absolute Grütze, dürfte aber seinen Zweck als
gemeinschaftsbildende Hymne durchaus erfüllen.
Insgesamt
versucht die IB sich einen zeitgemäß-intellektuellen
Anstrich zu geben. So werden im eigenen Shop „Phalanx“ (wieder
eine Anspielung auf die Griechen) nicht
nur Klamotten angeboten. Es gibt auch Plakate und Sticker mit Zitaten
rechter Philosophen und Autoren sowie zum Teil selbstverfasste Bücher
zu kaufen. Ein Zitat von Nietzsche ist halt was anderes als ein Zitat
von Holger Apfel. Dabei wird sich auch zeitgemäßer Sprache bedient.
So gibt es durchaus mal ein „nais“ von Martin Sellner zu lesen.
Einige
Formulierungen könnten 1zu1 bei der Merkel-Jugend zu finden sein.
Nur mit der exakt gegensätzlichen Zielrichtung. Der
Shop wurde übrigens von den Sellner-Brüdern gegründet. Im
Impressum wird Patrick Lenart mit einer Grazer Adresse als
Unternehmer
angegeben. Es ist aber zu vermuten, dass die Sellners direkt an jedem
Verkauf mitverdienen. Zumal Martin Sellner auch ein Buch über diesen
Shop vertreibt.
Es
wird Wert auf politische Schulungen gelegt und gemeinsame Aktionen
wie Feriencamps und Wanderungen organisiert.
Dadurch wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und eine eigene
Gruppendynamik geschaffen. Es werden auch Kampftechniken gelehrt und
Wehrhaftigkeit trainiert. Wie qualitativ diese Ausbildung ist, ist
schwer einzuschätzen. Ein veröffentlichtes Bild eines
Trainings weißt
allerdings mehrere Schwachstellen auf, die jeder halbwegs in den
Kampfkünsten bewanderten Person sofort ins Auge springen. So
wird das Handgelenk ungenügend fixiert und mit dem linken Bein
müsste bei der Axelhöhle der Körper blockiert und der Arm am
Schultergelenk gehebelt werden. So ein fehlerhaftes Promobild würde
uns nicht unterkommen. Selbst
wenn keine der abgebildeten Personen kämpferische Fertigkeiten
hätte, würden wir sie so platzieren, dass dies nicht auf den ersten
Blick zu erkennen ist.
Allgemein
greifen die Identitären stark auf völkische Motive zurück. So wird
ein starker Bezug zu Heimat und Natur hergestellt – daher auch die
Wanderungen und Lager. Wer
sich die Likes der IB-Seiten auf Facebook einmal anschaut wird sehr
viele Natur- und Heimatseiten finden. Ebenso viele Pferdegestüte,
Burschenschaften und völkisch-adelig angehauchte Seiten. Es
wird eine angebliche deutsche Identität beschworen und sogar
vermeintliche Regionalidentitäten ausgemacht. So ist die deutsche IB
in regionale Gruppen unterteilt. Diese nehmen aber nicht die
aktuellen Grenzen der Bundesländer, sondern ältere Grenzziehungen
(siehe
Bild). Neben den Schulungen, Wanderungen und sonstigen Seminaren
werden oft Gruppentreffen, sogenannte Stammtische
abgehalten.
Öffentlich in Aktion treten die Idis
hauptsächlich durch geschickt gesetzte Propagandaaktionen. So wird
mal Pfefferspray zum Schutz vor vergewaltigenden Flüchtlingen
verteilt, dann wird ein Graffiti gesprüht, Türen von Organisationen
der Antonio-Amadeu-Stiftung werden mit Stickern und Plakaten verziert
und ähnliches. Am medienwirksamsten sind aber die Objektstürmungen.
So wurden letztes Jahr zwei SPD-Büros gestürmt und dieses Jahr in
Österreich einmal ein Parteibüro der Grünen und dann zwei Wochen
später eine Theatervorstellung in Wien. Dabei kam es auch zu
körperlichen Übergriffen. Vor kurzem machte der österreichische
IB-Chef Martin Sellner mit Ankündigungen von Frauenhausbesuchen auf
sich aufmerksam. Siehe dazu unser Beitrag:
Auch die
Halal-Challenge geht auf die Kappe der Identitären. Seit
einem Jahr lässt sich eine starke Frequenzsteigerung der Aktionen
beobachten. So wird in Berlin im Schnitt pro Woche eine
medienwirksame Aktion gemacht und auf der FB-Seite publik gemacht.
Dies ist eine viel höhere Frequenz als sie andere, auch
mitgliedstärkere, Gruppen vorweisen können.
Gefährlichkeit
der IB
Wir
schätzen die IB als bedenkenswert
gefährlich ein.
Im Moment ist
sie eine Art moderne HJ und bedient
bewusst ein jüngeres Publikum. Sie sucht die Abgrenzung zu den
(klischeehaft) dummen Faschoglatzen aus den 90ern, die nur Bier
saufen, Hitlergrüße zeigen und Andersdenkende ins Krankenhaus oder
Grab befördern. Die IB sieht sich selbst als völkische Avantgarde,
also
als stylische
Bildungsnazis. Es wird durch die intellektuelle Unterfütterung ein
Überlegenheitsgefühl geschaffen, mit Kampftraining gestärkt und
durch die Promoaktionen verankert. Die IB sieht einfach besser aus
als viele andere Akteure im rechten Sektor. Das sie im Gegensatz zu
ihrer öffentlichen Selbstdarstellung alles andere als friedlich ist
beweisen ihre jüngsten Aktionen. Diese werden immer offensiver und
haben nichts mehr mit friedlichem Protest zu tun.
Durch
ihr exzellentes Corporate Design und den guten Auftritt in den
sozialen Medien sieht die Prognose für eine weitere Verbreitung in
Deutschland gut aus, in
Österreich ist sie längst ein Machtfaktor und arbeitet mit der FPÖ
zusammen.
Vor allem auf Personen aus dem (Bildungs-)Mittelstand haben
werden von dem Auftreten angesprochen. Wenn die Wahl zwischen Pegida
(dumme Sachsen), der AfD (bäh, ne Partei), der NPD (alle viel zu
dumm) und z.B. dem III. Weg (auch dumme Faschos) oder der IB besteht,
da entscheide ich mich doch lieber für die
coolen
Kids. Deren Sprache und Auftreten ist elitär und das Gegenteil von
stumpf. Korrekte
Sache.
In den Zielen unterscheidet sich die IB aber gar
nicht so sehr von anderen extrem rechten Parteien. Sie verpacken es
nur besser. Im Moment mag das Wirken noch nicht explizit
extremistisch sein, sie sehen sich aber selber als Phalanx, als erste
Reihe der Verteidigung gegen die Invasion. Wenn
zudem Personen wie Melanie Dittmer Mitglied sind, dann ist die Frage
nach Gewaltbereitschaft und Radikalität schnell beantwortet. Daher
ist der IB überall entschlossen entgegen zu treten. Nur weil sie
nicht so dumm-gefährlich wie der klischeehafte NPD-Anhänger
aussehen, heißt es nicht, dass sie weniger gefährlich wären. Eher
sogar das Gegenteil.
Europa-Aufmarsch der Identitären stoppen!
17.06 Friedrichshain Berlin
https://linksunten.indymedia.org/de/node/181526
Ärgerliche Fehlinformation
Der Ursprung des Lambda-Emblems der Identitären liegt in dem Zack Snyder Film 300 aus dem Jahr 2006, der 600 Millionen Dollar einspielte.
Dieser Film ist eine Adaption des gleichnamigen faschistischen Comic von Frank Miller (Zeichner von Sin City).
Der Bloc Identitaire hatte und hat als Logo ein Wildschwein. Dabei dürfte es sich um den mythologischen Eber Saehrimnir aus Walhalla handeln.
Die Jugendorganisation Génération Identitaire nahm sich das Lambda aus dem Schild der Spartaner Frank Millers, weil es populär war und gut verwandt werden konnte für eine angeblich notwendige Verteidigung Europas gegen den Rest der Welt. Das historische, und in Deutschland verbotene, Emblem der SA war nicht die Vorlage für das Logo der Identitären.
Das Logo der SA wurde zur Vorlage der British Union of Fascism (BUF) von Oswald Mosley, was 2006 wiederrum das Logo des Blocco Studentesco, der Jugendorganisation von CasaPound Italia wurde.
Genau das dachte ich mir auch...
...allerdings ist mir völlig neu, dass Frank Miller faschistische Comics zeichnet.
Ansonsten freuts mich, dass es auf der "anderen Seite" wenigstens ein paar Menschen mit Hirn gibt die nicht willentlich Fehlinformationen verbreiten. Eine willentliche Fehlinformation stellt z.B. das hier absichtlich gelbschwarz umgefärbte SA-Abzeichen dar, umgefärbt nur zum Zwecke eine Ähnlichkeit zu suggerieren. Wer auf sowas reinfällt muss tatsächlich richtig dumm sein.
Das L(ambda) steht für Lakonien, der Gegend um Sparta.
Und das L(ambda) stammt...
...nicht erst aus dem Film 300, sondern wurde tatsächlich schon zu Zeiten Spartas auf die Schilder der Hopliten gemalt. Es hat historischen Ursprung.
Sicherlich stammt das Logo aus Sparta
...aber es wäre von den ID nie genommen worden, wäre es nicht in 300 aufgetaucht.
Darum ging es hier wohl.
frank miller's fascism ist "völlig neu"? common!
https://www.theguardian.com/culture/2011/nov/24/frank-miller-hollywood-f...
...und...
hier spricht zum beispiel alan moore über frank miller...
"I thought the Sin City stuff was unreconstructed misogyny, 300 appeared to be wildly (...) homophobic (...). I think that there has probably been a rather unpleasant sensibility apparent in Frank Miller’s work for quite a long time.
http://comics-x-aminer.com/2011/12/03/alan-moore-responds-to-frank-mille...
weitere links...
https://www.theguardian.com/books/booksblog/2016/apr/01/frank-miller-fas...
http://goodcomics.blogspot.com/2006/02/why-frank-miller-is-fascist-write...
http://www.unleashthefanboy.com/news/the-dark-knight-returns-fascist-pow...
https://biblioklept.org/2011/11/14/frank-miller-fascist-mouthpiece-is-a-...
http://www.metafilter.com/157573/Reading-and-rereading-Frank-Miller-30-y...
...ist ja alles subjektiv und sowieso, aber ein wenig wundert es schon, wenn leutz sich mit frank miller irgendwie ein bißchen auseinandersetzen und dann noch nie was davon mitbekommen haben, welche diskussionen es seit jeher um miller gibt.
mal davon abgesehen, dass diese diskussionen ja nicht völlig aus der luft gegriffen sind. "300", "Sin City", "TDK", also unter dem "chic" und der "coolness" liegen hier halt nicht so krass versteckt weltbilder, normen, ideale und ideologien versteckt, die schon gerne mal kritisch hinterfragt werden dürfen.
reflektier(t) mal den comic-konsum!
Unzureichende Recherche?
Inhaltlich enthält der Artikel leider einige Fehler, die aufgeklärt werden müssen.
1. Die Rückführung auf das SA-Logo wurde ja schon besprochen
Es gilt aber bei aller Kritik zu bemerken: Die Identitären in Österreich und Deutschland ticken ein wenig anders (völkischer) als die französischen. Das Logo kann schon zum Teil in der Kontinuität der SA betrachtet werden, weil es wegen der Ähnlichkeit in deutschen Kameradschaften anschlussfähiger ist und der Bezug willkommen.
2. Der Artikel behauptet die Identitären wären in Deutschland erst seit 2012 aufgetreten. Dass das nicht der Fall ist beweisen unter anderem auch ältere indy-Artikel. Die Erklärung als anfängliches facebook-Phänomen ist auch falsch. Es gab ja zahlreiche Bemühungen aus rechtsextremen Burschenschaften und Kameradschaften die Identitäre Bewegung nach Deutschland zu holen. Dahinter standen nie enttäuschte junge Menschen, die sich gegen die 68er Generation stellen. Das ist nur Fassade und offenbar so gelungener PR-Gag, dass selbst die Linke darauf anspringt.
Links zu Artikeln über Identitäre vor 2012:
2011: Block Identität, ein NPD-Vereinnahmungsversuch der Ideen der Nouvelle Droite
https://linksunten.indymedia.org/de/node/44981
Die Lektüre lohnt sich. Die Analyse bringt viele Merkmale der heutigen identitären Bewegung zutage, beispielsweise die wortspielhafte, manchmal gar lyrische Rhetorik.
Es gibt zahlreiche Hinweise auf Identitäre in Veröffentlichungen zur Secession.de, blaue Narzisse, German Defence League. Das Phänomen ist also nicht so neu und sicher kein aus Österreich importiertes Problem.
Beispiel 2012: https://linksunten.indymedia.org/de/node/73004
Schon im Dezember war die IB in Bundeswehr und Polizei (und burschenschaftlichem Milieu, aber darauf geht der Artikel nicht ein) verwurzelt. Das war kein Blitzerfolg der Ösis. Im Oktober erwähnte publikative.org in einem Artikel (https://linksunten.indymedia.org/de/node/70483) über einen Bundeswehrreservisten der mit Bezug auf die französische Generation Identitaire die German Defence League militärisch ausbilden gedachte.
Im Übrigen ist auch das Gründungsdatum der österreichischen IB als 12.10.2012 falsch: Schon am 1.10. warteten die Identitären mit einer rassistischen Aktion auf, nämlich der Umzingelung eines Caritas Workshops für Flüchtlinge. Dies setzt auch schon einen gewissen Organisationsgrad voraus. (Quelle: selber publikative Artikel)
Die Aufkleber tauchten in Deutschland ebenfalls schon früher auf. Sie wurden vertrieben von Felix Menzel (Burschenschafter/Kameradschaftsumfeld, Gründer der blauen Narzisse). Dieser bemühte sich auch schon sehr früh um die Gründung eines identitären Zentrums in Dresden.
Ich bringe gerade selbst nicht mehr alles zusammen und mir fällt es schwer, die Quellen zusammenzusuchen, aber das ist auch eigentlich Aufgabe der Autor*in des Artikels. Bitte vermeiden Sie in Zukunft schlechte Recherche und machen Sie sich kundig in den fundierten Veröffentlichungen von Publikative, Gamma, (Störungsmelder)... An echter Recherchearbeit führt leider kein Weg vorbei.
Nachtrag: Kontinuität zur SA
Die Identitären haben mit dem häufig verwendeten Slogan: "Wehr Dich!" oder "Wehrt Euch!" einen weiteren Bezug zur SA hergestellt, deren Parole zu Beginn des Bykotts jüdischer Geschäfte war: "Deutsche, wehrt euch!" Die Boykottkampagne war zwar unmittelbar nicht so gewalttätig wie die Pogrome oder die folgenden Verbrechen, enthielten aber schon den nationalsozialistischen Vernichtungsgedanke. Die Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz war Vordenken und Einüben der Vernichtung durch Arbeit selbst, des Kerns der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.
So muss man auch die popkulturell aufbereitete und wenig gewalttätig untersetzte Parole "Wehr Dich" der Identitären verstehen. Der Kampf gegen "Multikulti" wird derzeit hauptsächlich durch Auskonkurrieren bei der medialen Präsenz geführt. Der kulturalistische (und nicht so sehr materialistische) Ansatz der Identitären führt ja auch logisch zur Popkultur. Das Ausmerzen der gegenläufigen Meinung ist gepaart mit dem behaupteten Kulturkampf gegen den Islam (und seine linken Handlanger) um Leben und Tod, sowohl Vernichtungsdrohung als auch kleines Analogon der Vernichtung selbst.
Peinlich
So einen konstruierten Mist hilft uns hier nicht weiter
Die Wurzeln der Identitären liegen nicht bei den Nazis, sondern bei den Jungkonservativen. Man lese "Die Herrschaft der Minderwertigen" von Edgar Julius Jung, das ist genau deren Weltbild, Jung wurde übrigens von den Nazis ermordet.
Oder glaubt hier jemand die SPD sei marxistisch? "Die reden aber beide von sozialer Gerechtigkeit!!!11!!1!!"
Konstruierter Mist ist das Hauptproblem!
Es werden gleichartig sich zeigende Symptome vermengt, bei denen es sich scheinbar um selbe Sachverhalte handelt. Beispielsweise ist jemand, der mit dem derzeitigen Geldsystem ein Problem hat, eindeutig Antisemit und wer ein Problem mit den Freihandelsabkommen hat, ist Nazi. Diese schwachsinnige Pauschalisierung, die von einer überwiegenden Mehrheit linker Kreise getragen wird, ohne auch nur ansatzweise zu erkennen oder erkennen zu wollen, daß das Unsinn ist, ist eine der Hauptursachen dafür, daß jetzt - oh Wunder - die tatsächlichen Nazis, Rassisten und Antisemiten massiven Zulauf bekommen. Ob das in den 30ern des letzten Jahrhunderts ähnlich war, kann ich nicht beurteilen, vermute allerdings, daß dem so war. Die Linke der Gesellschaft muß die Herzen der Menschen gewinnen und das erreicht man eher nicht mit "kraftvollen Spontis" bzw. martialischem Auftreten.
Und was ich noch empfehle: Hinterfragt die Führungsstrukturen und hinterfragt diejenigen, die immer wieder offensiv oder subtil gewisse Meinungen und Handlungsweisen vorgeben. Auch ein scheinbar basisdemokratisches Plenum wird von gewissen Meinungsbildnern, die immer wieder aus den selben Leuten bestehen, zu "Konsensentscheidungen" hingeführt.
Am Ende sind diejenigen es nämlich, die die gesellschaftliche Linke immer wieder zum Scheitern bringen - ob bewußt oder unbewußt, sei einmal dahingestellt...
Da muss man nichts konstruieren
Die Rechte tritt heute ein wenig anders auf, legt den Schwerpunkt auf Kulturkampf und konstruiert aus dieser Ecke her den völkischen Überlebenskampf, trotzdem steht damit Vernichtung schon im Raum. Davor darf man die Augen nicht verschließen. Es ist auch nicht so, dass die Identitären hauptsächlich bei den Jungekonservativen wurzeln, die früh auftretenden Persönlichkeiten stammen aus dem Milieu rechtsextremer Burschenschaften, Landsmannschaften und heimattreuer Jugendverbände. Diese sind nicht konservativ, auch nicht nationalkonservativ, sondern völkisch nazistisch. Die Unsterblichen und "autonomen" Nationalisten sind eng mit den Identitären verbandelt und ebenfalls keine konservative, sondern eine moderne nazistische Strömung.
Auch heute treten Personen in den Vordergrund die beispielsweise Vergangenheiten in Wehrsportgruppen haben.
Ich möchte dabei aber nicht bestreiten, dass die IB viel Anklang im konservativen Milieu findet (wie auch die parteiförmige AfD). Zunehmend erhalten sie Zuspruch aus dem "gemäßigteren" burschenschaftlichen Milieu. Die Angst vor der Islamisierung verfängt auch bei christlichen Verbindungen und nationalkonservativen. Auch in der JU gibt es Sympathisanten. Es wäre aber wirklich irreführend, den völkischen Kern und Ursprung zu leugnen, welches Vorbild auch immer sie derzeit zu haben behaupten.
Im Übrigen ist es auch nicht so, dass es vollkommen aus dem Rahmen fallen würde, wenn die ein oder andere Identitärengruppe sich wirklich für die faschistisch Verfolgten hält. Psychologisch ist eine solche Opferrolle ja sehr nützlich, um gleiches zu rechtfertigen. Dieses Phänomen (Inversion) tritt in der neuen Rechten häufig auf, ein nettes Beispiel ist die berüchtigte (und von der Presse leider unverstandene) Rede von Akif Pirinci mit der invertierten KZ-Drohung. Man merkt eine gewisse Zwiespältigkeit auch an der Ästhetik. Gemein bekannt und im Artikel erwähnt ist die Entlehnung des Lambda aus dem Film 300. Aus demselben Streifen stammt aber auch die Verkleidung der Unsterblichen (wenngleich sich diese ebenfalls an den linken Aktionen d. sog. Überflüssigen orientierten) Die Unsterblichen sind im Film 300 aber genau die ebenbürtigen Gegner der Spartiaten. In der neuen Rechten wird diese widersprüchliche Ästhetik gerne aufgenommen. Sie ist auch ideologisch vorhanden und wird weitergestrickt.
Wiens Identitäre Richtung (W.I.R)
In Wien sind die Identitären unter dem Namen Wiens Identitäre Richtung (W.I.R) am 31.3.2012 das erste mal mit einem Infotisch und einer Reisetasche voller Aufkleber aufgefallen. Davor waren einige der Gründer bereits unter dem Namen der Funke (derfunke.info) aktiv.
Interessant und mir bisher unbekannt
Gibt es dazu einen Artikel? Welche Motive hatten die Sticker? Ist die Herkunft der Sticker bekannt?
Werbeartikel?
Alter, das ist ja schon fast ein Werbeartikel für diese Luftnummern. Wie "gut" es aktuell für sie läuft, hat der Tag in Wien gestern gezeigt:
- trotz internationaler Mobi und "Flüchtlingskrise" gleichviele - wenn nicht weniger - Teilnehmer_innen wie bei den letzten zwei Demos in Wien
- trotz massiver Polizeipräsenz eine lächerlich kurze Strecke gelaufen - in einem Zeitraum vom mehr als zwei Stunden
- selbst das FPÖ-nahe Hetzblatt "Kronenzeitung" spricht von "Rechtsradikalen"; kein ernst zu nehmendes Medium in Österreich nimmt der IB ihre Behauptung, "nicht rechtsextrem/rassistisch, sondern identitär" zu sein, noch ab
- einen Tag vor der Demo erschien ein größerer Rechercheartikel im Standard, dass die IB Kohle aus Russland bekommt
Natürlich bleiben diese Faschos weiterhin gefährlich, sie haben im Laufe des letzten Jahres zuhauf ihre Bereitschaft dazu demonstriert. Aber so zu tun, als sei die IB DAS kommende Ding schlechthin, ist Bullshit. Die sind nach wie vor angreifbar, mit den gleichen Mitteln, wie alle anderen Faschisten auch: Recherche, Aufmärsche zum Desaster machen, Hausbesuche usw.
Blood & Honour bei IB Demo
Der Vergleich SA/IB hinkt nicht so sehr. Der Blood & Honour Aktivist Alexander Christian war ebenfalls bei der Demo in Wien anwesend.
https://twitter.com/RechtsdrallC/status/741779159383474176
Ja
"auf der Demo", aber er ist kein Mitglied und darum geht es. Auf Antifa-Demos sind auch Anti-Imps und Antideutsche, man schliesst sich dann eben für einen höheren Zweck zusammen, bei den Rechtsextremen genau das gleiche. Zudem sind die Nazis froh, wenn sie endlich mal wieder irgendwo mitlaufen dürfen, schliesslich war die Szene in Ö in einer Art Wachkoma
.
Eine krittische Betrachtung und das neutrale Recherchieren der gemachten Behauptungen + grafischen Darstellungen sollte auf beiden Seiten der Medallie gemacht werden.
Das Emblem der "SA Sturmabteilung" ist hier offenbar falsch dargestellt, und falsch eingefärbt.
Stattdessen sah es so aus:
http://murphsmilitaria.com/cart/images/IMG_20160403_0012.jpg
Vergleich:
https://humanrightsreporters.files.wordpress.com/2011/11/vergleichsstudi...
Wenn das Verhalten entsprechender Gegenbewegungen genauer betrachtet wird, zeigen sich enorme Gemeinsamkeiten zwischen dem, was angeblich bekämpft wird, und dem eigenen Auftreten.