Frei.Wild: die Band, die Wahrheit, der Hitlergruß - so übertitelte der Blog „schattenbericht“ einen Beitrag über die Südtiroler Band Frei.Wild, die gestern den Echo gewann. Über Frei.Wild und ihre Ansichten wurde und wird viel diskutiert – dies kann an anderer Stelle nachgelesen werden. Und dass Philipp Burger zuvor bei der Skinheadband „Kaiserjäger“ spielte, ist ebenfalls kein Geheimnis. Dass es bei dieser jedoch nur um „Liebe, Freundschaft und Alkohol“ (Philipp Burger 2002) ging und es „unfaire Nazivorwürfe“ gegeben habe, ist nicht nur in Anbetracht des im Booklet abgebildeten Hitlergrußes sowie ausländerfeindlicher Textstellen eine Verharmlosung. Denn Kaiserjäger spielten ihr Konzert im Kontext der neonazistischen Skinheadbewegung „Blood & Honour“, von deren Geschichte in Südtirol um die Jahrtausendwende der folgende Beitrag aus dem Jahr 2003 handelt. Oder anders ausgedrückt: Es handelte sich nicht nur um eine "Liebesschnulzenband" mit harter Rockmusik, sondern eindeutig um eine Band aus der rechtsextremen südtiroler Skinehadszene. Es waren übrigens das hier angeführte Konzert und die folgenden Auseinandersetzungen innerhalb der rechtsextremen Szene, die noch am selben Abend zur Auflösung von "Kaiserjäger" führten.
Blood & Honour in Südtirol um die Jahrtausendwende
In 
Südtirol formierte sich Blood & Honour um die Meraner Band 
„Südfront“ und die von den Bandmitgliedern mitorganisierte „Skinheads 
Tirol - Sektion Meran“. Diese Sektion zählte sich bewusst zur Blood 
& Honour Division Österreich - auch um sich von italienischstämmigen
 Skinheads abzugrenzen. Im Winter 2000 verschärften sich in Südtirol die
 ideologischen Auseinandersetzungen zwischen deutsch- und 
italienischsprachigen Faschoskinheads. Bei einem von Blood & Honour 
organisierten Konzert am 13.1.2001 in der „Sportbar“ in Vahrn - das 
erste größere Rechtsrockkonzert in Südtirol seit 1999 - eskalierte die 
Lage. Weil rechte Skinheads aus Brixen, die Kontakte zu den 
italienischsprachigen „KameradInnen“ der „Veneto Fronte Skinheads“ (VFS)
 pflegten, letztere auf das Konzert eingeladen hatten, druckten 
nationalistische deutschsprachige Skinheads im Vorfeld ein Flugblatt und
 verteilten dieses bei dem Konzert mit den Bands „Kaiserjäger“ (Brixen /
 Südtirol), „Vogelfrei“ (Deutschland) und „Südfront“ (Meran / Südtirol).
Das Flugblatt im Wortlaut: 13. Januar - Tag des Widerstandes
Durch
 das zunehmende Auftreten der italienischen Skinheads in der Südtiroler 
Szene, sehen sich Blood & Honour Tirol, Südfront und die nationalen 
Skinheads in Ost-, Nord- und Süd-Tirol gezwungen, gegen diese 
Provokationen vorzugehen. Wir können nicht länger zusehen, wie immer 
mehr Italiener zu unseren Konzerten und Partys kommen, Streitereien 
provozieren, uns beschimpfen und gegen unsere Ansichten hetzen. Deshalb 
rufen wir alle Tiroler Patrioten zum Boykott italienischer Konzerte und 
Partys auf, für Südtirol.
Lasst es nicht zu, dass auch der letzte Tiroler Widerstand zusammenbricht.
Süd-Tirol bleibt deutsch!!
Als
 schließlich eine größere Gruppe der „Veneto Fronte Skinheads“ 
auftauchte, kam es vor dem Konzertraum zu einer Massenschlägerei: „Dann 
schrie einer: Die Walschen (beleidigendes Wort im Südtiroler Dialekt für
 Italiener) kommen. Sofort sind 30 (wir sind keine Feiglinge und gehen 
auf diese Provokateure in der Mehrzahl los) der 150 anwesenden 
Nationalisten nach draußen gegangen, wo 40 Faschisten mit Messern und 
Ketten bewaffnet, gewaltsam zum Konzert wollten. Die deutschen Skinheads
 verwehrten ihnen jedoch den Zutritt, denn Anhänger des Fronte Veneto 
(sie haben auch einige italienische Mitglieder in Bozen - Südtirol) 
haben auf unseren Konzerten nichts zu suchen. Daraufhin fing eine 
Schlägerei an. Es wurde geschlagen, getreten und es flogen Flaschen aus 
allen Richtungen, bis die Polizei kam und die Massenschlägerei gewaltsam
 auflöste. Die Faschisten, die unseren Kult verehren und 
schwarz-weiß-rote Fahnen auf ihren Jacken tragen, mussten sich 
zurückziehen und wurden von ihren italienischen Polizistenfreunden (das 
sind alles Italiener) beschützt und nach Salurn (das südlichste deutsche
 Dorf) begleitet.“
An der Auseinandersetzung waren auf 
deutschsprachiger Seite Blood & Honour - Skins aus Österreich und 
Südtirol beteiligt. Die Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“ berichtete 
in ihrer Ausgabe vom 15.1.2001 zwar darüber, entpolitisierte die 
Massenschlägerei aber: „Polizei verhindert Massenschlägerei. Skinheads 
aus Nord- und Südtirol prügeln sich mit Jugendlichen aus dem Veneto. (…)
 Mit Helm und Knüppeln rückten die Polizeibeamten am Samstag nach 23 Uhr
 bei der Sportbar in Vahrn ein. Rund 100 Jugendliche aus Vorarlberg, 
Tirol und Brixen hatten sich dort zu einer Party getroffen. Diese 
Nachricht sickerte durch bis zu 65 jugendlichen Glatzköpfen 
(„Skinheads“) aus Südtirol. Von der Zusammenkunft hörten aber auch 
Jugendliche aus dem norditalienischen Raum. Bei der Sportbar in Vahrn 
trafen die aufgeladenen Gemüter aufeinander. Rund 100 „Deutsche“ und 
„Italiener“ standen sich gegenüber. Die Polizei konnte Schlimmeres 
verhindern: es gab nur blaue Flecken.“
Im Anschluss an das 
Konzert riefen deutschsprachige Faschoskinheads per Internet ihre 
„KameradInnen“ dazu auf, italienische Skinheads zu boykottieren: 
„Deshalb rufen wir alle deutschsprachigen Nationalisten auf: Boykottiert
 italienische Konzerte, ladet keine italienischen Bands und Skinheads 
auf eure Konzerte ein, denn sie sind die größten Feinde und Gegner der 
Wiedervereinigung aller deutscher Länder. (…) Denn eines dürfen wir nie 
vergessen: Südtirol bleibt Deutsch!!“ Eine Aufforderung, die 
offensichtlich nicht viel Wiederhall fand: Die Faschoskinheads der 
„Veneto Fronte“ nehmen weiterhin an rechtsextremen Aufmärschen in 
Deutschland teil, etwa am Heß-Gedenkmarsch 2002 in Wunsiedel. Zudem 
verfügen die „Veneto Fronte Skinheads“ über gute Kontakte zur englischen
 Blood & Honour - Division. In der Ausgabe Nr. 24 des englischen 
Blood & Honour - Magazins ist ein längerer Bericht der Gruppe 
abgedruckt, in dem es u.a. heißt: „The Tirol's gig (with also Injustice 
Side and Jungsturm from Germany) organised by our south Tirol chapter 
(in the Council Civic Hall) has seen a welcome presence of many German 
comrades. One week after the concert (held on 16th February) the local 
media are still reporting the event, surprised on how Germans and 
Italians had acted together in a territory often disputed by the two 
communities. And all this with the towns major approval! (…) A faithful 
salute to B & H for the excellent work. We are proud to be part of 
such a great movement.”
Am 20.2.2001 - also etwa einen Monat nach
 der Auseinandersetzung in Vahrn - startete die italienische Polizei 
eine seit September 2000 vorbereitete Großaktion gegen die etwa 
zwanzigköpfige Blood & Honour - Sektion in Südtirol. Bei der unter 
dem Decknamen „schwarz, weiß, rot“ laufenden Aktion wurden von 120 
PolizistInnen insgesamt 23 Hausdurchsuchungen in Südtirol durchgeführt 
und einschlägiges Propagandamaterial wie Fahnen, Bücher und Flugblätter 
sichergestellt. Gegen zwölf Skinheads aus dem Raum Meran sowie einen in 
Völs bei Innsbruck wohnhaften Blood & Honour - Aktivisten wurde die 
Untersuchungshaft verhängt. Acht weitere, teilweise noch minderjährige 
Skinheads wurden auf freiem Fuße angezeigt. Unter den verhafteten 
Aktivisten befanden sich auch die Bandmitglieder von „Südfront“. 
Die
 Staatsanwaltschaft warf den dreizehn inhaftierten Skinheads neben der 
Beteiligung an der Schlägerei in Vahrn vor, dass die Meraner 
Skinheadgruppe aus „rassistischen Hintergründen und mit dem Ziel der 
Rassendiskriminierung und der Gewalt“ gegründet worden sei. Zudem hätten
 sie „aufrührerische Aufrufe oder Äußerungen“ getätigt und hätten 
beabsichtigt, „die Überlegenheit der arischen Rasse“ durchzusetzen. 
In
 einem Interview mit einer italienischen Tageszeitung hatten „Meraner 
Skinheads außerdem öffentlich ihre nationalsozialistische Ideologie zum 
Ausdruck gebracht (…). Dabei sei die Tragödie des Holocaust auf eine 
Weise ausgelegt worden, die der Geschichte völlig widerspreche. Auch 
hätte der interviewte Skinhead betont, die Italiener seien eine 
niedrigere Rasse, weil sie nicht dem angelsächsischen Stamm angehörten.“
 Einige der Skinheads hätten „sich seit November 2000 an mehreren 
Raufereien und gewalttätigen Auseinandersetzungen in Diskotheken und 
Bars beteiligt; dabei waren Personen zwar nicht sehr schwer, aber doch 
in gröberem Ausmaß verletzt worden.“ 
Einige  ProtagonistInnen 
wurden 2003 schließlich wegen diverser Gewalt- und Propagandadelikte zu 
größtenteils unbedingten Haftstrafen verurteilt.
Übernommen von: https://www.anarchismus.at/anarchistischer-blog/7957-frei-wild-die-band-...


Blood´n Honour - NSU
Bei der Befassung mit dem Thema sollte näher auf die Hintergründe des nationalistischen Terrors in Südtirol eingegangen werden. Da es eine Verbindung vom NSU zu Blood and Honour gab ließe sich die Bedeutung der Band besser begreifen wenn auf die nationalistischen Terroreinheiten der NATO in Südtirol verwiesen werden würde.
Einen ersten Überblick böte
http://oesterreichterrorismus.blogspot.de/2013/12/die-geheimdienste-und-...