Bürgerwehr: Ex-Türsteher will in Freiburgs Straßen patrouillieren

Sascha F.
Erstveröffentlicht: 
26.02.2016

Neulich soll die "Bürgerwehr Freiburg" zum ersten Mal patrouilliert haben. Die Polizei betrachtet dies mit großer Skepsis, eine Gemeinderatsfraktion spricht von "Rechtsradikalen". Wer dahinter steckt:

 

Am Mittwoch ging die Fraktionsgemeinschaft von Junges Freiburg, Die Partei und Grüne Alternative Freiburg (JPG) an die Öffentlichkeit. In einem Brief an Stadtverwaltung und Polizei erkundigte sie sich nach dem, was seit November unter dem Namen „Bürgerwehr Freiburg“ durchs Internet geistert – und neuerdings angeblich auch durch die Straßen der Stadt.

Im Herbst war die „Bürgerwehr Freiburg“ gegründet worden – als Facebook-Seite. Rund 880 Menschen haben sie bis heute gelikt. Beim Großteil der Posts geht es um die Flüchtlingskrise und Straftaten, die in Südbaden begangen worden sein sollen. Links führen zu Seiten mit Namen wie „Aufwachen Deutschland“ – einer selbsternannten „patriotischen Plattform“. Auch haben die Bürgerwehr-Betreiber ein Video des als rechtspopulistisch geltenden Magazins Compact geteilt.

Vorstrafen und Gefängnis


Die JPG fragt in ihrem Brief unter anderem: „Können Sie uns mitteilen, wer die Facebook-Seite betreibt?“ Die Stadt bestätigt bis jetzt lediglich den Eingang des Schreibens, die Polizei möchte dazu noch nichts sagen. Die Spur führt zu Sascha F. – seinen Nachnamen will er nicht in der Zeitung lesen.

Er ist um die 40, arbeitslos, ein ehemaliger Türsteher. Er ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Körperverletzung – eine Zeit lang saß er im Gefängnis, zuletzt wohl 2008. Fragt man F. danach, verteidigt er sich. „Joschka Fischer war früher auch ein Steinewerfer.“

Heute zeigt er auf seinem privaten Facebook-Profil Bilder, auf denen er mit seinen Hunden schmust. Und eine Grafik mit der Aufschrift: „Wer weiß, was demnächst hier in Deutschland los ist. Habe mir clevererweise schon mal bei Ebay eine Herren-Burka gekauft.“ Daneben abgebildet: eine Kutte des rassistischen Ku-Klux-Klans. „Satire“, sagt F.

„Ich bin nicht rechtsradikal, ich habe viele ausländische Freunde“


Die JPG bezeichnet die Bürgerwehr als rechtsradikal. „Ich bin nicht rechtsradikal, ich habe viele ausländische Freunde“, sagt Sascha F. Als „Hampelmänner“ beschimpft er die Verfasser des Briefs. Er könne gar kein „Nazi“ sein, sein Vater stamme schließlich aus Südafrika.

„Es ist nicht nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge, der straffällig wird – nicht der Einzelfall, wie es immer in den Medien heißt“, behauptet F. Die Vorfälle hätten zugenommen, das gehe ihm gegen den Strich. Also habe er die Seite erstellt.

Heute betreibt F. sie mit einem Bekannten. Im Januar warfen die beiden einen ihrer Administratoren raus. Zwei, drei Beiträge habe der gepostet, die „zu rechtslastig“ gewesen seien.

Patrouille am Rosenmontag


In dem offenen Brief fragt die JPG nun Stadt und Polizei: „Haben Sie diese ’Bürgerwehr Freiburg’ im Auge und für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass diese tatsächlich durch Freiburg patrouilliert?“

Polizeisprecher Dirk Klose bejaht das. „Uns liegen aber keine konkreten Erkenntnisse vor, dass Streifengänge stattgefunden haben.“ Vor zwei Wochen hatte die Bürgerwehr auf Facebook verkündet, sie habe am Rosenmontag zum ersten Mal patrouilliert – mit „knapp 20 Mann“.

„Außerdem waren wir abends zwei, dreimal zwischen Stühlinger und Innenstadt unterwegs – mit drei bis vier Leuten“, sagt F. „Wir wollen einen Beitrag leisten, dass die Straßen sicherer werden. Die Polizei ist wohl unterbesetzt.“

Klose hält davon nichts. „Im öffentlichen Raum Streife zu laufen, ist Sache der Polizei.“ Schon im Mai 2014 hatten einige Freiburger angekündigt, im Quartier „Im Grün“ patrouillieren zu wollen. Auf Drängen der Polizei gaben sie ihr Vorhaben auf. Sascha F. will weitermachen, am liebsten mit noch mehr Leuten.

Festnahme durch jedermann


Verhindern konnte die Bürgerwehr noch keinerlei Straftaten. Was, wenn sich die Gelegenheit bieten sollte? „Einschreiten, die Person festhalten und die Polizei verständigen. Wenn sich die Person wehrt, muss man den Widerstand brechen.“

F. beruft sich auf §127 der Strafprozessordnung, der jedermann berechtigen soll, eine Person festzunehmen, wenn sie auf frischer Tat ertappt wird und Fluchtgefahr besteht.

Neulich hat die Bürgerwehr Fotos aus dem Sommer 1992 gepostet – von Angela Merkels Besuch bei Rechtsradikalen in Rostock-Lichtenhagen. Zu sehen war auch ein junger Mann mit Hitlergruß. Der Kommentar der Bürgerwehr: „Da haben wir noch glücklich geschaut, da haben die Buden gebrannt.“

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Heißt Sascha Faassen.