Dieser Bericht soll einen groben Überblick über die Aktivitäten der rechten Szene im Kreis Ludwigsburg geben. Schwerpunkt des Berichtes liegt dabei im neonazistischen Teil der Szene, andere Bereiche werden nur teilweise angeschnitten. Der Jahresrückblick beinhaltet dabei Aktionen die im Kreis Ludwigsburg stattgefunden haben, aber auch Aktionen bei denen Personen aus der Region teilgenommen haben. Wir erheben hierbei keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
>>Rechtsrock<<
Im Gegensatz zu den letzten Jahren gab es in diesem Jahr nur wenig von der Ludwigsburger Band "Kommando Skin" zu hören. Lediglich ein offizielles Konzert spielte die Band in diesem Jahr. Dieses fand am 8. August zusammen mit der Band „Frontalkraft“ aus Cottbus statt [1].
Neben "Kommando Skin" trommelte, der Schlagzeuger, "Don" Dominik L. (Tamm) bis Ende des Jahres auch bei der Band "Naked but armed". Diese veröffentlichte Ende Mai ihre erste Platte "In your face", herausgegeben beim bayrischen Nazishop "Oldschool-Records". Auch die anderen Bandmitglieder sind keine szeneunbekannten Personen, so z.B. der Sänger der Band Stefan R. (Wolpertshausen)[2]. Mindestens zwei Konzerte gab die Band dieses Jahr.
"Kommando 192" ist eine weitere, durchaus aktive Neonaziband, aus dem Raum Neckar-Enz. Ihr Gitarrist Thorsten G. (Sersheim) kommt aus dem Kreis Ludwigsburg. "Kommando 192" gründete sich im September 2012. Die Band suchte sich ihren Namen nach dem Zahlencode 192 aus, dieser steht für AIB (Adolf is back) [3]. Im Sommer dieses Jahres brachte Kommando 192 ihre erste Demo-CD raus und gab dieses Jahr eine ganze Reihe von Konzerten im In- und Ausland. So spielte die Band am 7. Feburar auf einem Solikonzert für die rechte Gefangenenhilfe [4] und am 25. April bei der Schweizer Gruppe Morgenstern. In Bayern spielte "Kommando 192" am 9. Mai auf einem Hammerskin Konzert [5]. Einen Monat später spielte Band in Sachsen. Für den "Nationalen Widerstand Zweibrücken" trat die Band am Tag der deutschen Einheit in Großsteinhausen auf. Am 12. Dezember folgte ein weiteres Hammerskin Konzert [6].
>>Neonazi Organisationen<<
Mit Tilo E. (Poppenweiler) gibt es in der Region ein langjährigen Aktivist der "Hammerskins". Über aktuelle Aktivitäten der Hammerskins im Kreis Ludwigsburg ist nur wenig bekannt. Ähnlich sieht es bei "Blood and Honour" aus. Klar ist, dass um Ludwigsburg herum ein Kreis ehemaliger „B&H“ Führungspersonen und Aktivisten lebt. Dieser Personenkreis veranstaltet nach wie vor gemeinsame Feiern und Ausflüge. Auch das ein oder andere Nazikonzert diente hier als Reiseziel.
Die "Blood and Honour"-Nachfolgeorganisation "Furchtlos und Treu" zeigte dieses Jahr keine öffentlichen Auftritte. Lediglich private Nazifeiern von F&T-Mitgliedern sind bekannt.
Im Sommer tauchte bei Remseck eine weitere Gruppe namens "Wehrwolf Württemberg" auf. Name und Logo der Gruppe stammen von einer nationalistischen und paramilitärischen Organisation aus der Weimarer Republik. Neben der württembergischen Sektion gibt es wohl mindestens eine weitere Sektionen in Hessen.
>>Neonazi Parteien<<
Gleich zu Beginn des Jahres gründete die NPD den Kreisverband Stuttgart-Ludwigsburg. Geführt wird der Ludwigsburger Kreisverband von Benjamin Hennes (Ludwigsburg). Auf ihrer Homepage kündigte die NPD an, einen PEGIDA-Ableger ("LUgida") in Ludwigsburg etablieren zu wollen [7]. Daraus geworden ist nichts - allgemein hat der Ludwigsburger Kreisverband der NPD keinerlei Aktivitäten gezeigt. Allerdings war ihr Stützpunktleiter Benjamin Hennes im ersten Quartal recht aktiv. So nahm Hennes an mindestens vier verschiedenen Demonstrationen teil, an drei davon trat er als Redner auf. Am 28. Februar bei der NPD Demonstration in Singen, am 14.03 in Kaiserslautern und am 21.03 in Sinsheim. Alle drei Demonstrationen waren mit jeweils unter 50 Demonstranten nur mäßig besucht. Lediglich die PEGIDA Demonstration in Karlsruhe war mit 150 Teilnehmern etwas besser besucht, neben Hennes sollen hier auch weitere Neonazis aus Ludwigsburg mitgelaufen sein.
Obwohl es in Ludwigsburg keine eigene Gruppe des “III. Wegs” und der Partei "Die Rechte" gibt, gab es einzelne Aktionen. So hat laut der Internetseite des “III. Wegs” am 10. Mai eine Infoveranstaltung bei Ludwigsburg stattgefunden. Thema sei „Ziele und Aufbau des III. Wegs“ gewesen.[8] Der Kreisverband Enzkreis der Partei "Die Rechte" organisierte am 19. April ein Ausflug ins Ludwigsburger Schloss.[9] Über das Jahr hinweg beteiligten sich immer wieder Ludwigsburger Neonazis an Aktionen der Partei "Die Rechte" so z.B. am 21. Februar bei einem Infostand des “Freundeskreis – ein Herz für Deutschland”/“Die Rechte Enzkreis” [10] oder bei jährlichen Fakelmahnwache zwei Tage später.[11]
>>Neue Rechte<<
Mitglieder der "Identitären Bewegung" veranstalteten am 23. März in Ludwigsburg ein Interessentreffen (Stammtisch). Eine Woche später folgte eine Flyeraktion in der Ludwigsburger Innenstadt, wobei die selben Personen als Ordner bei den homophoben "Demo für Alle"-Demonstrationen in Stuttgart auftraten.
Neben der "Identitären Bewegung" trat dieses Jahr wieder die, dem rechten Blog PI-News nahstehende "Aktionsgruppe für verfolgte Christen", mit einem Infotisch in Ludwigsburg auf.[12]
>>Sonstige Rechte Aktivitäten<<
Demonstrationen
Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2015 nur wenig Demonstrationen an denen lokale Neonazis teilnahmen. Die meisten Neonazis gingen lieber auf Konzerte oderen feiern. Demonstrationen mit Beteiligung einzelner lokaler Neonazis waren z.B. die ersten Aufmärsche des PEGIDA Ableger "KARGIDA" (später "Widerstand Karlsruhe"), die Stuttgarter PEGIDA Kundgebung, die "Demo für Alle"-Demonstrationen sowie bei NPD Demos (beispielsweise am 21.03 in Sinsheim).
Am diesjährigen ersten Mai reisten mehrere Leuten aus Ludwigsburg, unter anderem das "Furchtlos und Treu" Mitglied Dominik F. (Schwieberdingen), "Luki" Lukas K. (Schwieberdingen), Domenik G., Felix N. (Kornwestheim) und Mike S. (Kornwestheim), mit einer größeren Reisegruppe aus NPD, JN, die Rechte und Freien Nationalisten nach Saalfeld. Organisiert wurde die Demonstration von der Partei der “III. Weg”.
Hetze gegen Flüchtlinge
Bereits 2014 stieg die rassistische Grundstimmung gegen Flüchtlinge. Dieses Jahr nahm die Hetze gegen Flüchtlinge nochmals zu. Während die meiste Hetze im Netz stattfand gab es auch "offline" Protest. In Sachsenheim gründete sich eine Bürgerinitiative gegen ein geplantes Flüchtlingsheim. Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem "AfD Kreisverband Ludwigsburg" fiel aus, nachdem die Veranstaltunglokalität gesmasht wurde [13]. Mittlerweile wurde die Facebookseite der "Bürgerinitiative Sachsenheim" gelöscht, in den lokalen Kneipen ist die Bürgerinitative auch nicht mehr willkommen, ihre Treffen musste die Gruppe nach Bietigheim verlagern. Auch bei diversen Infoveranstaltungen wurden Rassisten immer wieder laut. So beispielsweise in Tamm, bei der neben "besorgten Bürgern", auch eine Gruppe von etwa 10 Neonazis teilnahm. In Ludwigsburg wurde vor einem Flüchtlingsheim eine Reichskriegsflagge aufgehängt.
Im Oktober schaffte es eine "False Flag"-Aktion in die Medien, auf 29 Ortsschildern wurden die Ortsnamen mit arabsischen Schriftzügen überklebt. Unter den arabischen Buchstaben stand "ehemals" und der jeweilige Ort, daneben das bekannte "Refugees Welcome" Logo. Trauriger Höhepunkt dürfte aber der Brandanschlag am 20. Oktober 2015 in Remseck-Neckargröningen gewesen sein. Hier wurde zum Glück niemand verletzt.
Sonstiges
Ende November erhielt ein linkes Zentrum in Ludwigsburg einen rechten Drohbrief. Der Brief war recht verwirrend geschrieben und beinhaltete neben den handschriftlichen Drohungen einen "Combat 18" Aufkleber. Das hinter dem Drohbrief eine tatsächliche "Combat 18" Gruppe steckt scheint anhand des Textes eher unwahrscheinlich.
Obwohl die "Anti-Antifa Ludwigsburg" keine eigene Gruppe mehr ist, ist ihr Twitter Account seit diesem Jahr wieder aktiv. Wobei aber fast alle Tweets von einem Bot stammen. Etwa zur gleichen Zeit ist auch der Twitter Account von Dennis E. wieder aktiv geworden. Dennis und sein Bruder Florian gelten als die beiden Personen hinter der "Anti-Antifa Ludwigsburg". Dennis E. saßs Anfang des Jahres noch im Knast, da er in Berlin einen bewaffneten Raubüberfall begangen hatte. Außer dem Twitter Account geht von der "Gruppe" keine Aktionen mehr aus.
Auch die Schmierereien aus der rechten Ecke sind zurück gegegangen. Vereinzelt gab es rechte "Graffitis" im Landkreis - bspw. Hakenkreuzschmierereien in Bietigheim Anfang Januar.
Quellen:
1. http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/frontalkraft-auf-der-b-hne
2. http://www.kontextwochenzeitung.de/politik/130/ungeklaerter-todesfall-17...
3. mmagazine.se/2014/december/intervju-med-kommando-192-2.html (Naziseite)
4. http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/soli-konzert-f-r-inhaftiert...
5. http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/braunes-musik-event-am-9-mai
6. http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/rechtsrock-in-weihnachtlich...
7. npd-stuttgart.de/fulminanter-jahresauftakt-der-npd-in-der-region-stuttgart/ (Naziseite)
8. der-dritte-weg.info/index.php/menue/1/thema/69/id/5342/akat/1/infotext/III._Weg_Infoveranstaltung_bei_Ludwigsburg/Politik_Gesellschaft_und_Wirtschaft.html (Naziseite)
9. rechte-bw.com/?p=1589 (Naziseite)
10. https://linksunten.indymedia.org/de/node/135468
11. http://www.beobachternews.de/2015/02/24/entschlossen-trotz-schlagstock-u...
12. pi-news.net/2015/05/ludwigsburg-infostand-fuer-verfolgte-christen/ (Naziseite)
13. http://www.swp.de/bietigheim/lokales/sachsenheim/Unbekannte-wueten-vor-A...
Yeah
Super. Solche Überblicke sind wichtig. Sonst verschwinden die Infos mit der Zeit leider oft. Vielen Dank dafür!
Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich noch: Könntet ihr die Links (insbesondere zu Naziseiten) durch einen anonymisierer etc laufen lassen? Die können sonst nachverfolgen wer über Indy auf ihrer Seite gelandet ist.
Links repariert
Wir haben die Direktlinks zu den Naziseiten entfernt. Jetzt müssen sie von Hand rauskopiert und im Browser eingefügt werden - damit gibts keine Referrer mehr.
Edit Sachsenheim
Die Facebook Seite 'Bürgerinitiative Asylheim - Sachsenheim' gibts noch, ist jedoch geschlossen. Und inzwischen auch von 145 auf 130 Mitglieder geschrumpft.
Außerdem kleben in Sachsenheim immer wieder neue Sticker von den JN, der Rechten Enzkreis und anderen ähnlichen Gruppierungen. Dies ist aber bestimmt kein Einzelfall.
Namen
Könntet ihr bitte noch die vollständigen Namen der Nazis posten? Mit abgekürzten Nachnamen lässt sich teils ziemlich wenig anfangen.