Liebe Leserinnen und Leser,
ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende und viele Themen haben Berlin in dieser Zeit beschäftigt.
Extremismus und Kriminalität - zwei zentrale Themen in der Innenpolitik, meiner
 parlamentarischen Arbeit und zwei Themenbereiche die mich auch in 
diesem Jahr sehr beschäftigt haben. Um einen praxisnahen Einblick zu 
bekommen, habe ich in den letzten 12 Monaten zahlreiche Hospitationen 
bei Polizei und Justiz absolviert. Auch davon möchte ich Ihnen berichten und zum Abschluss einen Blick nach Köpenick, in meinen Wahlkreis werfen.
Ihnen und Ihren Lieben wünsche ich ein 
besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Start ins neue Jahr und ein 
gesundes und erfolgreiches Jahr 2016.
Meine Hospitation bei der 3. Bereitschaftspolzei und ihre Folgen
In der Nacht vom 27. auf den 28. November 2015 habe ich bei der 3. Bereitschaftspolizei (BSP) in Berlin hospitiert. Ich begann um 15 Uhr in Lankwitz und hatte dort die Gelegenheit mit dem Leiter der 3. Bereitschaftspolizeiabteilung, Herrn Dopichay, über die Strukturen der BSP und Alltagssituationen der Beamtinnen und Beamten in Berlin sowie über die aktuelle Standortfrage der 3. BPA zu sprechen. Diese Standortfrage wird aktuell politisch besonders diskutiert. Im Anschluss daran wurde ich in die Kruppstraße gefahren. Dort ist jene Polizeieinheit stationiert, welche ich am Abend in ihren Einsatzraum begleiten sollte. Ich konnte bei der Einsatzbesprechung der Dienstgruppenführer dabei sein und an der Nachbesprechung zum Einsatz der vergangenen Nacht teilnehmen. Schwerpunkt des Einsatzes in dieser Nacht sollte Friedrichshain sein Im Anschluss an die Besprechung teilte ich dem Einsatzleiter mit, dass es nicht auszuschließen sei, dass es zu Problemen kommt, wenn die autonome Szene vor Ort mitbekommt, dass ich ebenfalls vor Ort bin. Hintergrund ist mein Engagement gegen die linksradikale bzw. linksautonome Szene in Berlin. Am Ende sollten sich meine Befürchtungen leider bewahrheiten.
Ich erhielt eine Schutzweste und wir fuhren
 los. Der Abend begann ruhig: Wir bestreiften zunächst die Rigaer 
Straße. Später ging es nach Kreuzberg um am „Kotti“ Personenkontrollen 
durchzuführen. An der Warschauer Straße kam es zu einem Einsatz, weil 
sich dort Jugendlichen anpöbelten und die Polizei eingreifen musste. Die
 Besonderheit der Bereitschaftspolizei ist, dass diese zusätzlich die 
Beamtinnen und Beamten der Berliner Polizei in den Direktionen 
unterstützt. In dieser Nacht halfen die 3. BSP den Kolleginnen und 
Kollegen der Direktion 5. Die 3.BPA verfügt neben einem 
Gefangentransporter auch über ein Versorgungsfahrzeug. Darin können die 
eingesetzten Beamtinnen und Beamten ein heißes Getränk oder eine warme 
Mahlzeit zu sich nehmen.
In dieser Nacht führte die 
Bereitschaftspolizei bei insgesamt 91 Personen in der Rigaer Straße und 
in der Liebigstraße Personenkontrollen durch. Außerdem gab es drei 
Festnahmen. Bei ihrer Arbeit agierten die Beamtinnen und Beamten der 3. 
BPA gelassen und besonnen – auch wenn die kontrollierten Personen sie 
teilweise zu provozieren versuchten. Eine Eigenschaft, die besonders 
wichtig ist – gerade in diesem Kiez. Dennoch: Während des Einsatzes 
wurden die Dächer ständig angeleuchtet, da gerade in dieser Straße immer
 die Gefahr besteht, dass Steine und ähnliches auf Polizeibeamtinnen und
 -beamte geworfen werden.
Teilweise handelte es sich bei den kontrollierten Personen um Menschen, welche die Polizei als „szenetypisch“ bezeichnet. Parallel wurde der Einsatz von der autonomen Szene auf Twitter dokumentiert und kommentiert. Es wurde verbreitet, dass dort die „Bullen“ kontrollieren und es wurde über das Netz um Unterstützung gegen den Einsatz gebeten. Das ist in der Szene typisch und die Reaktionen auf die Personenkontrollen folgten prompt: Gegen 0 Uhr wurden in der Liebigstraße drei hochwertige Fahrzeuge (ein Audi, ein Mercedes und ein BMW) massiv beschädigt. Beim dem BMW ging noch die Alarmanlage los und die Frontscheiben wurden eingeschlagen. Gegen 2 Uhr kam es dann zum Brand in den Eldenaer Höfen. Zwei hochwertige Autos wurden in Brand gesetzt. Ein dritter PKW wurde dabei in Mitleidenschaft gezogen und beschädigt. Die Autos waren direkt vor einem Wohnhaus abgestellt und Flammen schlugen etwa 1,50 m hoch, was eine zusätzliche Gefahr darstellte. Die Berliner Feuerwehr benötigte fast 1,5 Stunden um den Brand zu löschen und die Hitze war enorm. Die Polizei, welche zuerst vor Ort war, konnte den Brand nicht löschen. Ich war entsetzt.
Auf den Einsatz der Berliner Polizei 
erfolgt eine direkte Reaktion der linken Szene. Ihre Legitimation für 
ihre Straftaten finden die Täter in dem Kontrolldruck der Polizei. Mit 
Verlaub: Wir leben in einer Demokratie und in einem Rechtsstaat. Die 
Taten der linksextremen Szene treffen uns alle. Es ist die Gefährdung 
von Menschenleben und der Sachschaden der Menschen entsteht, die wahllos
 zu Opfern dieser Täter werden. Wir brauchen eine größere 
gesellschaftliche Ächtung dieser Gewalttaten. Auch wenn sich Links- und 
Rechtsextremisten augenscheinlich unterschiedliche Ideologien auf die 
Fahnen schreiben, so sind ihre eingesetzten Mittel die gleichen: Sie 
bedrohen und schüchtern ein, sie grenzen aus und verdrängen. Sie agieren
 nicht demokratisch sondern kriminell. Für sie ist der Einsatz von 
Gewalt gegen ihre Mitmenschen ein legitimes Mittel zur Durchsetzung 
ihrer Ziele.
Ich kann und werde es nicht akzeptieren, 
dass Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion oder Weltanschauung, 
ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Wohnortes in unserer Stadt zu 
Zielscheiben von Tätern werden, die unsere freiheitlich demokratische 
Grundordnung mit Füßen treten.
 
Ich versprach den eingesetzten Beamten, 
dass man diesen Vorgang nicht unkommentiert lassen darf. Auch seitens 
der Polizei dürfe es dabei nicht nur um eine Randnotiz oder eine kurze 
Pressemitteilung bleiben. Um 5 Uhr am Morgen beendete ich meine 
Hospitation bei der Bereitschaftspolizei.
 
Am nächsten Tag äußerte ich mich im Tagesspiegel und im Berliner Kurier zu den Geschehnissen der vergangenen Nacht.
Doch nach dem nächtlichen Einsatz fanden 
die Geschehnisse noch lange kein Ende. Die autonome Szene erklärte mich 
spätestens jetzt auch öffentlich zum Feind. Der Nachgang erfolgte 
umgehend auf Twitter. Es gab Beleidigungen und Bedrohungen wurden 
ausgesprochen. Im Umfeld der Rigaer Straße und der Liebigstraße wurden 
zudem Graffiti mit beleidigenden und bedrohenden Inhalten gesprüht. Auf 
den Häuserwänden in Friedrichshain fanden Botschaften an mich wie 
„#tomduarschloch“, und „Tom, das ist eine Drohung“. Es wurden Gerüchte 
gestreut, dass die Berliner Polizei den Einsatz wegen mir durchgeführt 
hätte und es hierzu sogar Absprachen mit der Presse gab. In diesem 
kleinen und begrenzten Umfeld der linken Szene mag es Menschen geben, 
die dem sogar Glauben schenken. Nicht selten erinnern solche 
Verschwörungstheorien an jene „Lügenpresse“-Rhetorik von Pegida & Co
 und zeigen, welches Geistes Kind dieser überschaubare Personenkreis 
ist.
 
Für den Dialog stehe ich offen. Die Debatte mit Menschen, für die Angst 
und Gewalt legitime Mittel zur Durchsetzung der eigenen Meinung sind, 
schließt sich hingegen von selbst aus. Dies zeigte sich auch deutlich, 
als kurze Zeit später mein Bürgerbüro in Köpenick mit Graffiti 
beschmiert wurde. Eine Reaktion, wie ich sie bislang aus der rechten 
Szene kenne und die sich nicht erst seit heute auch die Autonomen zu 
Eigen machen.  
 
Hierzu auch die Berichterstattung zu den Geschehnissen im Berliner Kurier, dem Tagesspiegel und der Berliner Morgenpost.
 
Mir ist klar, dass es im Kern um mein Mandat geht, mit welchem ich die 
Berlinerinnen und Berliner im Abgeordnetenhaus von Berlin vertrete. Dort
 trete ich für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger ein und spreche
 mich deutlich für den Schutz unserer Demokratie und den Rechtsstaat 
aus. Dies trifft auf die große Mehrheit der Bevölkerung im Land zu. Auch
 dieses Feedback bekomme ich. Allerdings nehmen auch Menschen mit mir 
Kontakt auf, um mir mitzuteilen, dass sie die Entwicklung im extremen 
politischen Spektrum mit Sorge verfolgen und mir - im Bezug auf den Kiez
 rund um die Rigaer Straße und Liebigstraße – auch anvertrauen, dass sie
 mittlerweile Angst haben, dort zu leben. Ein Umstand, den ich so nicht 
hinnehmen kann und werde.
 
Hier stellt sich für mich die Frage: Wo leben wir eigentlich? Aber auch 
die Frage: Wie wollen wir leben? Ich habe keineswegs etwas gegen 
alternatives Wohnen oder Leben. Berlin ist bunt und vielfältig. 
Allerdings möchte ich, dass sich jede und jeder frei und angstfrei in 
unserer Stadt bewegen kann. Das funktioniert an vielen Orten in unserer 
Stadt vorbildlich. Dennoch können wir weder rechtsfreie Räume dulden 
noch zulassen. Gewaltbereiten Extremisten und Kriminellen steht kein 
Platz in unserer Stadt und in unserer Gesellschaft zu. Akzeptanz kann 
nur erwarten, wer diese auch anderen gegenüber lebt.
 
Am 16. Dezember 2015 kehrte ich in die Rigaer Straße 94 zurück, machte 
vor Ort ein Foto und veröffentlichte es auf Twitter.  Dazu schrieb ich 
sinngemäß, dass ich mich weder einschüchtern, noch von den Drohgebärden 
der linken Szene anderweitig beeindrucken lassen werde. Ich bewege mich 
in dieser Stadt frei und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Natürlich 
nehme ich die Hinweise der Berliner Polizei und des Staatsschutzes in 
dieser Sache sehr ernst. Die Konfrontation, welche durch die Szene 
aufgebaut wird, ist kein Spiel. Der jüngste Versuch der autonomen Szene 
meine Familie zu bedrohen oder in der Nacht mein Büro zu beschädigen, 
verfängt sich. Die Szene hat die Maske fallen lassen und zeigt ihr 
wahres Gesicht. 
Herzliche Grüße
Ihr
Tom Schreiber
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Domi
Markierst hier den Robin Hood a la Rechtsstaat für Reaktionäre und wunderst dich über das bisserl Gegenwind. Tzzz.
Hast du keine anderen Möglichkeiten dich zu engagieren? Deine Rechtsstaatsphantasien definieren sich schon sehr über Law and Order, meinst du nicht? Fast so, als dürfe es keine anderen Gefahren geben. Zum Beispiel wenn sich der Rechtsstaat zum Unrechtsstaat mausert. Das wäre doch mal ein neues und versöhnliches Betätigungsfeld. Oder alternativ rein in die AfD? Das würde wohl nicht soviel Staub aufwirbeln wie ein erlebnisorientierter Rechtsaußen der SPD. Hmm. Du ruinierst dir so noch am Ende die Karriere ...