Offener Brief an die Taz-Berlin: Wir wollen keine Wohlfühl-Taz in Reginalformat

Wir sind  regelmäßige Taz-Leserinnen und Taz-Leser. Wir leben überwiegend in Berlin und Umgebung und sind dort in unterschiedlichen Bereichen der außerparlamentarischen Bewegung politisch aktiv. Wir  haben uns  immer auf den Berlinteil besonders gefreut. Hier war noch der freche Geist der frühen Taz zu spüren. Hier konnte ich von Protesten auch  kleiner linker Gruppen ebenso lesen, wie Interviews mit Autorinnen und Autoren linker Literatur, die in kleinen Verlagen erschienen ist. Doch seit einigen Wochen stellen wir fest, dass diese Art der Berichterstattung in   der Taz-Berlin immer weniger stattfindet. Sie wird so etwas wie das Taz-Mag im Regionalen, die ja eindeutig als Wohlfühlzeitung geplant wurde. Als  gründlicher Leserinnnen und Leser war uns  klar, dass  es in der Berichterstattung Konjunkturen gibt, dass  die Redaktion  nicht  immer über die kleinen Alltagsproteste informiert war  und oft  auch  unterbesetzt war.  In den letzten Wochenwar es immer öfter so, dass wir die Berlin-Taz nach wenigen Minuten zum Altpapier legten.

 

Sie machte auf mich den Eindruck, als bestünde sie aus lauter Füllartikel, mit denen man sich in den schicken Cafés von Prenzlauer Berg oder den Baugruppen in Neukölln die Zeit vertreibt.

 

Ein beliebiges  Beispiel gefällig:  Wir nehmen die Berlin-Taz vom letzten Freitag, den 18.12.:


„Wir sind krank“ lautet die Überschrift  des Leitartikels http://www.taz.de/Welle-von-Erkaeltungen-in-Berlin/!5258781/ auf der ersten Seite des Berlinteils und dann ist er mit etwas bebildert, dass wohl ein Virus sein soll, aber auch einen spirituellen Eindruck macht. Dann wird über mehr als 100 Zeichen über eine mögliche Grippewelle in Berlin schwadroniert, die es aber gar nicht gibt, wie es gleich im Untertitel heißt: Es geht um eine gefühlte Grippe-Welle und für diese Nichtmeldung fast die ganze erste Seite der Berlin-Taz verschwendet.

 

Nun blättern wir   den Berlinteil um und finden einen Artikel über Notunterkünfte für  Geflüchtetem, im Prinzip okay. Es ist ja ein Pluspunkt der Taz, das sie sich in den letzten Monaten eindeutig hinter die Geflüchteten gestellt hat. Doch der Artikel    enthält nichts, was nicht in den letzten Wochen in anderen Artikel schon geschrieben wurde, keine neue Nachricht. Und genau die soll doch eine Tageszeitung bieten.

 

Nun könnte man meinen, es ist halt in der Vorweihnachtszeit auch in Berlin nichts mehr passiert und so musste die Berlin-Redaktion eben den Platz mit Füllmaterial voll machen.  Doch weit gefehlt. Es gab in den letzten Tagen noch viele  Protestaktionen, die aber kamen in der Berlin-Taz nicht vor. Nur zwei Beispiele, aus dem Protest-Terminkalender. Am Mittwoch protestierten Beschäftigte des Botanischen Gartens  an der Freien Universität gegen Outsourcing und Dumpinglöhne.  Proteste am Uni-Campus und das kurz vor Weihnachten? Wann hat man darüber das letzte Mal gehört? Und noch dazu sind es nicht linke Studierende sondern Beschäftigte und ihre Gewerkschaft Ver.di? In der  die Taz-Berlin  findet sich dazu nicht eine Zeile. Am Donnerstag  gingen die Mieterinnen und Mieter der Koloniestraße im Wedding auf die Straße, weil  sich ihre Miete  verdoppeln soll. Sie gingen  5 vor 12 vor das Rote Rathaus und inszenierten eine etwas  andere Weihnachtsbescherung. Auch dafür war in der Berlin-Taz keine Zeile zu finden.

 

Dafür präsentierte uns die Redaktion in der Ausgabe die schon beschriebene Füllmasse über  gefühlte Grippewellen und ein Artikel über Geflüchtete, der nur aus Wiederholungen besteht. Es hatte den Eindruck, als wäre die gesamte Berlin-Taz nur produziert worden, dass sei  den Anzeigen passt,  die für Adventskonzerte und Bio Company und Yoga-Kurse werben.   


Keine Taz-für Treptower Baugruppen sondern für die Menschen, die sich dagegen wehren

 

Wir haben die Taz schon zu  Zeiten gelesen, wo es noch vor allem in Berlin  engagierte Leserinnen und Leser gab, die nicht einfach nur die Zeitung  konsumierten sondern sich einmischten, wenn sie  mit den Inhalten  nicht  einverstanden waren. Daher schicken wir das Schreiben auch an weitere Initiativen und politisch aktive Menschen. Wir rufen auch sie auf, deutlich zu machen, dass sie kein Wohlfühl-berlin-Taz, keine Taz-Mag in Regionalfomat  wollen. Wir wollen eine Taz-Berlin, die über die Kämpfe berichtet, die anderswo in den Medien nicht beachtet werden, wir wollen dass dort Beschäftigte, die für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen,  vorkommen, Mieterinnen und Mieter, die Angst Vertreibung haben, Autorinnen und Autoren gesellschaftskritischer Bücher sollen dort vorgestellt werden, die sonst keine Öffentlichkeit  haben. Wir wollen eine Taz-Berlin, die nicht  in Loft der Baugruppen in Alt-Treptow sondern bei den Menschen, die dort gegen Vertreibung kämpfen, gelesen wird, eine Taz-Berlin, die zumindest noch etwas an die freche, unangepasste Zeitung erinnern, als die die Taz einmal gegründet wurde  Wer dieser Meinung ist, wende sich an berlin@taz.de  und melde Beispiele für soziale Kämpfe und Widerstand, die in der  Taz-Berlin nicht mehr stattfinden.

 

Berliner Taz-Leserinnen und Leser

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

finde ich mackerhaft und revanchistisch sich darüber zu beschweren das die TAZ über die situation der refugees berichtet und nicht ueber eure kleinen allerweltsprobleme. dass in der regional taz fuer biolaeden und yoga geworben wird sagt auch eine ganze menge ueber euch aus. denn wenn da keiner hingeht und konsumiert, gaebe es die buden nicht. folglich auch die werbung inner TAZ nuescht!

"Wir sind  regelmäßige Taz-Leserinnen und Taz-Leser." Da fängt das Problem schon an... Wer liest als LinkeR schon ein AfD- und Bundeswehr-Anzeigenblättchen?

Das ist der typische sprech, ein neuer Mittelklasse, die   Refugees Welcome schreiben, weil sie   billige Pflege- und Putzkräfte wollen und die angeblichen  Allerweltsprobleme  dagegen stellt. Im Gegenteil, müssen diese neuen Arbeitskräfte so schnell wie möglich in diese Kämpfe  einbezogen werden. Sonst entsteht eine Klasse von Biliglöhnerinnen und Billiglöhner und das ist für alle Lohnabhängigen von Nachteil.

welcher linker greift eigentlich noch zum neoliberalen radfelderbombenblättchen aus fischers ekelkiste?

 

boah, kaum zum anfassen ey...aber hey, frech und unangepasst muss dit sein, wa, weil sonst nüschte mehr unter "links" verbucht wird ? man, man, man ...

Letztendlich kann man mittlerweile die Faz lesen, die ist noch konsequent darin an wen sie sich richten und in welcher Form. Aber das war schon das grundlegende Problem der Taz, wenn ich ein mich an veganes-impfimmunes-wohlfühlbioladen Publikum richte kommt sowas heraus. Andererseits kann ich schon nachvollziehen warum sie in dieser Auflage kein reines Szeneblättchen mehr bleiben wollten.

Schade drum, weiterleben und was anderes lesen, alle anderen können ja bei der Taz bleiben.

Die TAZ schaltete im November eine Werbeanzeigen für die Bundeswehr (https://blogs.taz.de/hausblog/2015/11/11/warum-die-bundeswehr-in-der-taz...) und im Mai 2014 eine Wahlwerbung für die AfD (http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-05/taz-redaktion-streit-afd-...). Wer für dieses Blatt Geld ausgibt, kann es also nicht so schlimm finden, dass junge Menschen ihre Leben in Militärapparaten wegwerfen oder rechte Pogromstimmung im Land angeheizt wird, denn mit dem Kaufpreis unterstützt man ja die hinter Bundeswehr und AfD stehenden Ideen.

 

Es ist also nicht so, dass wir "in den letzten Wochen die Berlin-Taz nach wenigen Minuten zum Altpapier legen" können. Das Blatt kann ungelesen zum Altpapier.

 

Ich frage mich ohnehin, ob indymedia die richtige Plattform für euch taz-leser*innen ist.

dieses taz-bashing ist mal wieder typisch für die pseudo-revolutionären kräftchen, die sich hier als hundertfünfzigprozentige aufspielen.

Die Wahlwerbung für die AfD und die Werbeanzeige für die Bundeswehr steht immer noch im Raum. Dazu kein Wort? Nur flotte Parolen?

Dass die Taz nicht mehr mit ihrer Scheisse, die drin steht, konfrontiert, ist das Prolbem der  Schwäche der Linken. Es gab eine Zeit, da wurde die Taz wöchentlich damit konfrontiert. Da sind aktive Menschen auch in die Redaktion gekommen und haben die  Redaktion  mit ihren Dreck konfrontiert:

 

  Da werden wie in der vorletzten Ausgabe zwei Zeitungsseiten verschwendet, um ausgerechnet den rechten Polzeigewerkschafter Rainer Wendt zu begleiten. Dafür gibt sich ausgerechnet der  Redakteur für außerparlamentarsiche Bewegungen Martin Kaul her.Das CDU-Mitglied Wendt ist dafür bekannt, dass er ständig gegen Linke und Geflüchtete hetzt und was erfahren wir auf diesen zwei Seite: Rein gar nichts, außer,  dass   Wendts Vater ein  holländischer  NS-Kollobarateur  war.

 

Eine Linke müsste nach einen solchen ARtikel gleich die Redaktion besetzen .

Da schau einer an. Auf dem "TAZlab" 2016 gab es folgende Veranstaltung: "Herr Wendt zieht blank. Neuigkeiten aus dem Handwerkskasten eines Populisten." Mit dem "Referierenden" Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft und als Moderation: Martin Kaul, taz-Redakteur.
Martin Kaul hat sich vor Veranstaltungsbeginn sehr lange sehr freundlich mit dem rechten Poliziegewerkschafter R. Wendt unterhalten. Und nach Veranstaltungsbeginn insgesamt dreimal um Applaus für den Bullen gebeten. Kaul meinte, man sei im "Freundschaftsmodus". Es gab keinen Angriff, kein kritisches Nachharken bei den vielen Aussagen von Rainer Wendt, der mit seiner jüngsten Tochter, Schwiegersohn und Enkelkind - sowie zwei Personenschützer (darunter Boris Biermann)- zum TAZlab angereist war.
Wendt bekam mit dieser Veranstaltung ein Podium und erhielt viele Lacher, auch Martin Kaul selbst hat oft mehrmals laut gelacht. Dann haben Sie zusammen Kaffee getrunken und Torte gegessen - und damit die Aktionsform des Tortenwerfen torpediert und sich über die Linke lustig gemacht.
Kein Thema war die brutale Polizeigewalt, Nazis bei der Polizei usw., die Wendt mit seinen rechten Aussagen befördert.
Die Veranstaltung hat gezeigt: Solche Veranstaltungen dienen nicht dazu, Kritik zu äußern, sondern nur, Sympathien für rechte Positionen zu generieren. Danke taz! Danke Martin Kaul! #DankePolizei!

Die Taz sah sich seit ihrer Gründung stets von der Szene unter Druck gesetzt. Andererseits war dies ja auch gewollt. Sie wollte ja Basisdemokratisch sein, was immer man sich drunter vorzustellen hatte. So haben sich mittlerweile hganze Generationne an der Taz abgearbeitet. Taz lügt, Regierungsblatt, Verräter und was noch alles. Die Taz hat s überlebt und die Kritiker wurden älter und fanden neue Hobbys. Oder was weiß ich. Die letzte Generation die sie an der Taz abarbeitet, tut dies in einer Zeit, da kein linkes Medium mehr die Vorherrschaft beanspruchen kann. Längst ist die Linke im Netz heimisch geworden und nicht mal Indymedia kann beanspruchen Leitmedium der Linken zu sein.

Wem die Taz nicht passt, macht eure eigene Zeitung. Ob die dann besser ist? Ne, auch Szenemedien sind oft zum Wegklicken.

Schaut euch diesen gegen Flüchtlinge und gegen die Kampagnen von "Kein Mensch ist illegal" gerichteten Artikel von Ulrich Schulte, dem taz-Leiter Parlamentsbüro an. Titel lautet "Geständnis eines Linken". Früher hätte man gesagt, dieser Artikel und die taz-Redaktion ist von strukturellem Rassismus befallen:

https://www.taz.de/Essay-Fluechtlingspolitik/!5290251/

 

Blockupy hat dazu auf Twitter viel richtiges gesagt:

"Hallo #TAZ-Linke: Ihr seit unangenehmer als die AfD. Die ist direkt, ihr schwiemelt euch die tödliche #Obergrenze ab."

"Der #TAZ-Essay selbst verallgemeinert alle "Linke". Wer aufruft #Idomeni auszuhalten, ist ja nicht aus Zucker, oder?"

"Der Text inkorporiert uns alle und erklärt den Widerspruch zur "edlen-Seelen"-Linke. Darin liegt seine moralische Perfidie, sorry"

"Etwas weniger Tabubruch-Tremolo und "Geständnis" wäre der Debatte echt zuträglicher."

""ehrlich" wäre: ja, wir verteidigen jetzt unsere imperiale Lebensweise gegen die #refugees. Punkt. #Idomeni gehört eben dazu."

"Wenn #TAZ die Debatte eröffnet, warum aber mit #Obergrenze und nicht: Wieviel #Idomeni hält unsere imperiale Lebensweise aus?"

 

TAZ angreifen!

Für freies Fluten!

Als alternative kommt immer mehr das neue deutschland ins Spiel, die ja auch einen eigenen Berlin-.Teil haben. Berichte über Demos, Besetzungen usw Die mausern sich zunehmend vom Parteiblatt zur bewegungslinken Tageszeitung mit fundierter Berichterstattung. Vielleicht auch, weil ein alter Berliner Hausbesetzer aus der Wendezeit jetzt Chefredakteur ist?!