Entlang der neuen Demo-Route haben Anwohner im Leipziger Zentrum-Südost vielfach ihren Unmut über Legida zum Ausdruck gebracht. Insgesamt verlief der Abend friedlich. Es könnte der erste und letzte der Rechtspopulisten um den Bayrischen Platz gewesen sein.
Leipzig. Die „Leipziger gegen die Islamisierung des Abendlandes“ werden voraussichtlich kein zweites Mal am Bayrischen Platz demonstrieren. Redner Kevin kündigte zum Abschluss des Aufmarschs am Montag an, in der kommenden Woche zu pausieren und sich am 21. Dezember Pegida in Dresden anzuschließen. Sollte sich Legida nach Weihnachten wieder zu einer Kundgebung in Leipzig einfinde, würden zumindest die Auflagen der Stadt nicht mehr gelten. Diese hatten eine Demo des islam- und fremdenfeindlichen Bündnisses in der Vorweihnachtszeit am Richard-Wagner-Platz untersagt und den Bayrischen Platz als Ausweichort festgelegt. Demnach wäre eine Rückkehr der Rechtspopulisten an den Goerdelerring wahrscheinlich.
Am Montag bekundeten zahlreiche Anwohner entlang der Route ihren Unmut über Legida. Den Zug durch die Häuserschluchten empfingen sie mit Musik wie „Happy Christmas“ von John Lennon und Plakaten an den Fenstern, die für Solidarität und Menschlichkeit warben. An mehreren Stellen kam daraufhin die Demo zum Stehen: Legida-Anhänger und die Bewohner lieferten sich immer wieder Wortgefechte.
Legida und Gegner kommen sich auf wenige Meter nahe
Während sich der Großteil der Gegendemonstranten am gesamten Abend gegenüber des Bayerischen Bahnhofs aufhielt, kamen kleinere Gruppen in die zahlreichen Seitenstraßen, die von der Polizei abgesperrt waren. Auch wenn Legida und ihre Gegner sich so zeitweise auf wenige Meter nahekamen, blieb es bei verbalen Auseinandersetzungen. Insgesamt verlief der Abend friedlich. Nach Angaben der Forschungsgruppe Durchgezählt versammelte Legida zwischen 300 und 360 Anhänger – und damit noch einmal weniger als vor zwei Wochen. Die Gegendemonstranten waren den Schätzungen zufolge mit mindestens 400 Teilnehmern in der Überzahl.
Die Rechtspopulisten hatten Fikri Akar als Redner eingeladen, der bereits früher auf der Legida-Bühne zu sehen war. Mit bayrischem Akzent betonte er, selbst erst vor acht Jahren nach Deutschland gekommen zu sein. In der unstrukturierten Rede forderte er vor den Zuhörern, dass keine Bundeswehr-Soldaten nach Syrien geschickt werden sollten, sondern sich die Syrer selbst verteidigen müssten. „Deutschland ist eure Heimat, nicht die der Moslems.“ Über die Gegendemonstranten auf der anderen, südlichen Seite des Platzes sagte er, sie hätten „nichts in der Birne“. Bewohner des Studentenwohnheims in der Nürnberger Straße störten die Rede unterdessen mit lauter Musik aus den Fenstern: „What a wonderful world“ von Louis Armstrong.
Hoyer beklagt vermeintliche Überfremdung
Nach der Demonstration durch das Zentrum-Südost betrat der frühere Legida-Sprecher Jörg Hoyer die Bühne. In der Zuhörerschaft war ein Plakat zu sehen, auf dem stand: „Hoyer Spalter muss raus“. Ob es sich dabei um Legida-Anhänger handelte, blieb unklar. Hoyer selbst warnte vor einer vermeintlichen Gefahr durch die Zuwanderung und einer möglichen Überfremdung, schob Bundeskanzlerin Merkel die Schuld dafür zu. „Islam heißt Unterwerfung“, war der Redner überzeugt.
Nach Ende der Kundgebung wurden die Demonstranten von der Polizei in die City-Tunnel-Station „Bayerischer Bahnhof“ eskortiert beziehungsweise verstreuten sich in verschiedene Richtungen. Begleitet wurde der Abzug von einem Pfeifkonzert der Legida-Gegner, die den Ärzte-Song „Schrei nach Liebe“ zum Abschluss abspielten.
Der Gegenprotest war am Montag vom Studentenrat organisiert worden, hatte seinen Ausgangspunkt an der Moritzbastei und führte schließlich zum Bayrischen Platz. Nach Angaben der Polizei hatten mehrere Teilnehmer versucht, auf die Legida-Route zu gelangen. Daraufhin wurden ihnen Platzverweise erteilt. Die Beamten registrierten auch einzelne Körperverletzungen. Um welche Vorfälle es sich dabei genau handelte, teilte die Polizei zunächst nicht mit. Am Rande des Demogeschehens sei außerdem ein 24-Jähriger festgenommen worden, gegen den bereits anderweitig ein Haftbefehl vorlag. Aus welchem Lager der junge Mann stammte, blieb zunächst offen.
doppelt
https://linksunten.indymedia.org/de/node/161662
gemoppelt
Danke, wir haben den anderen versteckt.
Ein*e Mod