Von lucas grothe - Das fremdenfeindliche Bündnis Legida (Leipzig gegen die Islamisierung
des Abendlandes) ist gestern Abend erneut über Teile des Innenstadtrings
gelaufen - eine Woche nach dem Aufmarsch vom 31. August. Die
Teilnehmerzahl lag diesmal mit rund 500 Personen niedriger als in der
Vorwoche, als noch 600 bis 700 Menschen auf Seiten von Legida gezählt
wurden. Beim Ordnungsamt angemeldet hatte die Anti-Islam-Bewegung 1000
Demonstranten - weil sie die zu erwartende Teilnehmerzahl bei den
Anmeldungen in der Regel sehr hoch ansetzt. Auch zu den Protestaktionen
gegen Legida kamen weniger Leute als in der Vorwoche. Schätzungsweise
rund 1100 Menschen waren es diesmal, die sich auf mehrere Kundgebungen
und eine Demonstration verteilten. Am 31. August hatten sich rund 3000
Leipziger der rechtsgerichteten Legida-Bewegung entgegengestellt.
Wie zuletzt immer, wenn Legida zu "Abendspaziergängen" aufbrach, kam es
ab 17 Uhr rund um die City zu massiven Einschränkungen im Auto- sowie
Straßenbahn- und Busverkehr, da das Großaufgebot an
Bereitschaftspolizisten Teile des Rings und der umliegenden Gebiete
absperrte.
Nach einer Auftaktveranstaltung auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz vor
dem Leipziger Hauptbahnhof zogen die Legida-Anhänger, begleitet von
hunderten Ordnungshütern, ab 19.30 Uhr über die südliche Fahrbahn des
Willy-Brandt-Platzes und den Georgiring bis zur Kreuzung in Höhe des
Augustusplatzes. Auf demselben Weg ging es wieder zurück zum kleinen
Brandt-Platz, wo unter dem gellenden Pfeifkonzert der Gegendemonstranten
die Abschlusskundgebung stattfand. Aus den Reihen von No-Legida
schallten Rufe wie "Nazis raus" und "Nationalismus raus aus den Köpfen"
über den Bahnhofsvorplatz.
Begleitet wurde der Aufmarsch erneut von einem breiten Gegenprotest.
Unter dem Titel "Dem Rassismus den Platz nehmen" hatte das Bündnis
"Leipzig nimmt Platz" zu vier Kundgebungen aufgerufen: auf der
Gewandhausseite des Augustusplatzes, am Johannisplatz, auf dem Platz vor
dem ehemaligen Hotel Astoria und vor dem Wintergartenhochhaus. Außerdem
zog eine Demonstration unter dem Motto "Willkommen in Leipzig - eine
weltoffene Stadt der Vielfalt" vom Nikolaikirchhof zur Thomaskirche. Die
knapp 400 Teilnehmer an dieser Gegenveranstaltung pilgerten nach
Abschluss ihrer Aktion weiter zum Wintergartenhochhaus. Dort schlossen
sie sich den übrigen No-Legida-Demonstranten an. Und dort erlebte
"Willkommen"-Demo-Initiator Christian Wolff eine unliebsame
Überraschung: Die Polizei lehnte ihn als Ordner ab - weil er, so die
Einsatzleitung, zu Straftaten aufgerufen habe. Der emeritierte
Thomaspfarrer kündigte an, diese "seltsame Behauptung", die er zunächst
mit einem Lächeln quittierte, nicht auf sich sitzen lassen zu wollen.
Während Legida sich über den östlichen Teil des Rings bewegte, setzten
Protestler aus dem linken Spektrum immer wieder zu Störmanövern an. An
der Oper musste die Polizei etwa 30 Gegendemonstranten mit Pfefferspray
auf Distanz halten. Bereits vor Beginn des Aufmarsches der
Rechtspopulisten hatten Ordnungskräfte vorm Hauptbahnhof eine
Sitzblockade aufgelöst.
Legida hatte in der vergangenen Woche angekündigt, nun wieder jeden
Montag demonstrieren zu wollen. Seit Mai war die islamfeindliche
Bewegung nur noch unregelmäßig in der Messestadt aufmarschiert, hatte
sich stattdessen auf das Leipziger Umland fokussiert. Zuletzt hatte
Legida sich mit Pegida in Dresden verbündet und war abwechselnd in einer
der Städte aufgelaufen.
Anzeige auf Anzeige
Wie du mir, so ichdir?
Legida hat nach eigenen Angaben Strafanzeige gegen No-Legida gestellt. Das fremden- und islamfeindliche Bündnis um Markus Johnke veröffentlichte gestern ein entsprechendes Schreiben an die Leipziger Staatsanwaltschaft. Behördensprecher Ricardo Schulz bestätigte den Eingang der Anzeige. In ihr wendet sich Legida-Chef Johnke gegen Initiatoren von No-Legida. Johnke wirft diesen unter anderem die Bildung einer kriminellen Vereinigung und die öffentliche Aufforderung zu Straftaten vor - und meint damit die (Sitz-)Blockaden bei der Legida-Demo am
31. August.
Bereits am Freitag voriger Woche hatte das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" Strafanzeige erstattet: gegen Legida-Mann Johnke und dessen Anwalt Arndt Hohnstätter. Der Vorwurf: Beleidigung und üble Nachrede. Landes-Grünen-Chef Jürgen Kasek als aktiver Sympathisant der Protest-Bewegung teilte mit, Legida habe über ihn, seine Parteifreundin Monika Lazar und Linken-Politikern Juliane Nagel verbreitet, sie schreckten selbst vor Mord nicht zurück. "Es handelt sich hier nicht um ,besorgte Bürger', sondern um Rassisten, die auch keine ,berechtigten Ängste und Sorgen' haben, sondern üble Vorurteile", sagte Kasek. dom