Die NPD will Meßstetten zum "braunen Herz" Baden-Württembergs machen. Zu diesem Zweck will ein früheres Gasthaus kaufen und zur Landesgeschäftsstelle samt Schulungszentrum umbauen.
An seine Facebook-Freunde schreibt der NPD-Funktionär Jan Zimmermann, 
die Stadt auf der Zollernalb sei "gekippt", das "Gutmenschengeseiere" 
ziehe nicht mehr. Die Einwohner hätten "keine Berührungsängste" mehr mit
 seiner Partei. Dies gelte es zu nutzen, Meßstetten solle das Zentrum 
der Partei im Land werden.
Konkret geht es um das Gasthaus Waldhorn, am Ortsrand gelegen, und zwar 
am Weg zur Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge (Lea). Hier soll die
 Landesgeschäftsstelle einziehen, ein Schulungszentrum entstehen und ein
 Veranstaltungsort etabliert werden.
Zimmermann ist Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Breisgau, zu dem 
neben Freiburg Emmendingen und die Ortenau gehören. Seinen Sitz hat der 
Verband in Eichstetten am Kaiserstuhl. Der 37-Jährige kommt aus Hamburg,
 saß dort im Landesvorstand, ist der Polizei als regelmäßiger 
Aufmarschierer bekannt und gilt als Immobilienbeauftragter der Partei.
Der derzeitige Eigentümer des Gasthofs, Niko Lustig, 36, stammt aus 
Meßstetten, ist insolvent und steht nach eigenen Angaben unter 
Polizeischutz – was die Polizei nicht bestätigt. Treffen kann man ihn 
nicht, er ist abgetaucht wegen ständiger Drohungen "von rechts und 
links". Seine Gaststätte ist seit Mai geschlossen, Lustig sollen rund 
400 000 Euro Schulden drücken. Für das Lokal soll ihm Zimmermann 490 000
 Euro geboten haben.
				
				
Seitdem diese Offerte bekannt ist, sind Kneipier und Kneipe zum 
Politikum geworden. Am heutigen Samstag wollen die Gegner des Verkaufs 
um 15 Uhr auf dem Marktplatz in Meßstetten eine Kundgebung abhalten. Das
 Motto lautet: "Keine Basis der NPD", gegen das "braune Herz 
Baden-Württembergs". Die Initiatoren haben die vergangenen Monate des 
Waldhorn unter die Lupe genommen. Demnach hat es 15 Veranstaltungen 
gegeben, unter anderem mit Edda Schmidt, 66, aus Bisingen, die im 
NPD-Landesvorstand für Kultur und Brauchtum zuständig ist. Sie ist 
Dauerkandidatin bei diversen Wahlen und Landesvorsitzende der 
NPD-Unterorganisation Ring Nationaler Frauen (RNF). Auch diese Gruppe 
hat sich bereits im Waldhorn getroffen.
Der 58 Jahre alte Bürgermeister Lothar Mennig (Freie Wähler), der die 
Stadt seit 24 Jahren regiert und im November abtritt, will sich zunächst
 nicht zum anstehenden Verkauf der Gaststätte äußern. 
Grundstücksangelegenheiten seien "prinzipiell nichtöffentlich" zu 
behandeln. Im Übrigen müsse er nicht besonders betonen, dass alle 
Beteiligten daran interessiert seien, dass das Waldhorn "nicht an die 
NPD verkauft wird". Mennig warnt auch noch vor einer "Aufwertung" 
rechter Gruppen, wenn zu viele öffentliche Aktivitäten stattfinden.
Der SPD-Ortsverein Meßstetten hat sich in der Sache an die potenziell 
zuständigen Landesminister Bilkay Öney (Integration), Reinhold Gall 
(Inneres) und Rainer Stickelberger (Justiz) gewandt. An ihrem Ort breite
 sich ein "ekliges politisches Krebsgeschwür" aus. Wer jetzt nicht Farbe
 bekenne, nehme braun hin, und deshalb seien öffentliche Äußerungen 
notwendig. Geantwortet hat nur das Büro von Öney. Für das Land käme ein 
Erwerb des Waldhorns nicht in Betracht, das sei Sache der Gemeinde, des 
Landkreises sowie der kommunalen Gremien.
Zugleich wird die Glaubwürdigkeit des Angebots bezweifelt. Denn der 
Marktwert der heruntergekommenen Liegenschaft liege bei allenfalls 100 
000 Euro. Im Raum steht der Verdacht, dass hier die NPD wieder einmal – 
im Bunde mit Lustig – blufft, um zum Beispiel die Gemeinde in einen Kauf
 zu treiben und den Preis zu erhöhen. Die Stadt ist in einer schwierigen
 Lage. Lustig dementiert das vehement. Das Geld stehe bereit, sagt er, 
und er will sogar wissen, von wem: von Rolf Hanno, Altnazi und 
Immobilienmillionär, wohnhaft in Marbella. Der greise Kamerad hat der 
klammen Partei stets geholfen, wenn sie Geld brauchte.
Klarheit gibt es am nächsten Freitag. Dann werden sich beim Emmendinger 
Notar Alfons Veit Käufer und Verkäufer treffen. An diesem Tag soll laut 
Vertragsunterlagen der Kauf beurkundet werden. Veit will den Termin auf 
Anfrage nicht bestätigen. Er sei kraft Gesetzes zur Verschwiegenheit 
verpflichtet. Derweil jubelt die NPD. "Unsere nächste Sonnenwende können
 wir auf der großen Wiese hinter dem Waldhorn feiern", schreibt 
Zimmermann auf Facebook.

NPD oh nee oh nee
das ist das Wirkungsgebiet von Jürgen Schützinger (j-schuetzinger.de)...
Größenwahn kennt keine grenzen...