Brandanschläge gegen Unterkünfte - Versuch einer Chronik

Brandanschläge gegen Flüchtlings- und Asylunterkünfte in den letzten acht Monaten

Es brennt wieder in Kaltland. Die rechte Mobilmachung gegen Flüchtlings- und Asylunterkünfte ist in vollem Gange. Hatte sich die Zahl neonazistisch und/oder rassistisch motivierter Angriffe auf Unterkünfte bereits 2014 dramatisch erhöht, so hat diese sich im ersten Halbjahr 2015 erneut verdoppelt (laut offizieller Zahlen des Innenministeriums, unabhängige Zählungen dürften allerdings zu einem ähnlichen Schluß kommen). Neben Aufmärschen und "Bürgermobs" wie in Schneeberg oder Freital sind vor allem Brandanschläge zum fast alltägliche Mittel der Rassist*innen geworden. Im Folgenden eine (unvollständige) Chronik der jüngsten Angriffe.

 

18.07.2015, Waldaschaff (Kreis Aschaffenburg): Nachts brennt ein Altpapiercontainer in der offen stehenden Garage neben einer Flüchtlingsunterkunft.
17.07.2015, Remchingen (Enzkreis): Eine geplante Flüchtlingsunterkunft wird angesteckt und brennt vollkommen aus.
16.07.2015, Winden (Reichertshofen): Ein Gasthof in den Asylbewerber einziehen sollten wird durch einen Brandanschlag zerstört.
14.07.2015, Prien am Chiemsee: Verdacht auf Brandstiftung in einer Asylunterkunft.
11.07.2015, Böhlen bei Leipzig: In der zweiten Nacht in Folge werden Schüsse auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft abgegeben.
29.06.2015, Lübeck: In einem Rohbau für eine Asylbewerberunterkunft wird Feuer gelegt.
28.06.2015, Meißen: Auf eine noch unbewohnte Unterkunft wird ein Brandanschlag wird verübt.
03.06.2015, Hoyerswerda: Drei Nazis werfen Brandsatz auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft.
16.05.2015, Zossen (Teltow-Fläming): Auf eine geplantes Flüchtlingsunterlunft wird ein Brandanschlag verübt.
06.05.2015, Limburgerhof (Ludwigshafen): Eine noch im Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft wird angezündet.
17.04.2015, Heppberg (Eichstätt): Wohncontainer in denen bald Flüchtlinge unterkommen sollten werden in Brand gesetzt
11.04.2015, Hofheim (Main-Taunus-Kreis): Mit einer Druckluftwaffe werden neun Schüsse auf eine Container-Flüchtlingsunterkunft abgegeben.
04.04.2015, Tröglitz (Burgenlandkreis): In einer fast fertigen Flüchtlingsunterkunft wird Feuer gelegt. Der Dachstuhl brennt vollkommen aus.
01.03.2015, Lilienthal (Osterholz): Gegen die Fassade einer bewohnten Flüchtlingsunterkunft wird ein Brandsatz geworfen.
14.02.2015, Freiberg (Mittelsachsen): Ein selbstgebauten Sprengsatz wird auf eine Asylbewerberunkerunft geworfen, sieben Bewohner leicht verletzt.
09.02.2015, Escheburg (Herzogtum Lauenburg): Eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Escheburg wird von einem "Wutbürger" angesteckt und unbewohnbar.
24.02.2015, Coesfeld (Münsterland): Im "Versorgungszelt eines Flüchtlingslager" wird vorsätzlich Feuer gelegt.
08.01.2015, Dresden: Laut BKA-Informationen wird ein "Angriff auf eine Flüchtlingsunterkunft in Tateinheit mit schwerer Brandstiftung" verübt
11.12.2014, Vorra (Nürnberger Land): In der Nacht werden drei(!) Flüchtlingsunterkünfte niedergebrannt und Hakenkreuze zurückgelassen.

Die Chronik soll die erreichte Dimension der Anschläge aufzeigen und eine Diskussion über mögliche Aktionsformen zum Schutz von Unterkünften anregen, auch wenn dies sicher nicht einfach werden wird.

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Hier eine Karte mit den Orten der Anschläge: http://www.mapcustomizer.com/map/anschlaege

Leider teils von 2014 und nicht mehr aktiv

- http://www.rechtesland.de/ (nicht mehr aktualisiert?)
- http://www.dok-maar.de/ (nicht mehr aktualisiert?)
- http://www.mut-gegen-rechte-gewalt.de/service/chronik-vorfaelle

In Grabau bei Lübeck wurde bereits Anfang Januar 2015 eine Rauchbombe in eine Flüchtlingsunterkunft geworfen.

Unglaublich, mit was für deutlichen Worten der Bundesinnenminister Thomas de Maizière den Anschlägen  Legitimität verschafft und Verstädndnis ausspricht:

Auszug aus einem Artikel im Tagesspiegel
(http://www.tagesspiegel.de/politik/in-der-naehe-von-karlsruhe-und-aschaf...):

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) rechnet damit, dass Deutschland für längere Zeit eine steigende Zahl von Flüchtlingen aus Krisenländern aufnehmen muss. „Solange die großen Krisen in Syrien und Irak anhalten, werden wir wohl noch etliche Jahre mit hohen Flüchtlingszahlen aus Krisengebieten rechnen müssen“, sagte de Maizière der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" . Als "inakzeptabel" und als "Schande für Europa" bezeichnete der Minister, dass rund 40 Prozent der Asylbewerber in Deutschland aus Staaten des Westbalkans kommen. „Das Wichtigste ist, deren Anzahl drastisch zu reduzieren“, betonte de Maizière in dem Interview. Er verwies auf einen Aktionsplan zur Beschleunigung der Asylverfahren, der unter anderem die Schaffung von bis zu 2.000 neuen Stellen im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und die konsequente Rückführung abgelehnter Asylbewerber vorsehe. "Hätten wir das heute schon alles umgesetzt, würden wir im ersten Halbjahr über 80.000 weniger Asylbewerber sprechen und hätten auch eine ganz andere Stimmung im Land", sagte der Innenminister.
Im ersten Halbjahr 2015 hatten nach Angaben des Ministeriums mehr als 179.000 Menschen einen Asylantrag in Deutschland gestellt, darunter fast 34.500 Syrer als größte nationale Gruppe. Auf den Plätzen zwei bis vier folgten Antragsteller aus dem Kosovo, Albanien und Serbien. Asylanträge von Menschen aus diesen Balkanstaaten haben selten Aussicht auf Erfolg, weil sie in der Regel nicht als politisch Verfolgte gelten.

De Maizière sagte, er werde sofort einen Gesetzentwurf für eine Erweiterung der Kategorie der sicheren Herkunftsländer einbringen, wenn es dafür eine Mehrheit im Bundesrat gäbe. In der Bevölkerung führe die hohe Zahl der Asylbewerber aus Westbalkanstaaten zu Unverständnis. "Dass die Menschen kritische Fragen stellen, ist doch absolut verständlich", sagte der CDU-Politiker.

12.10.2014 Brandanschlag auf Geflüchtetenunterkunft in Größ Lüsewiz (Mecklenburg-Vorpommern)

 

siehe. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/10/12/rassistischer-brandanschl...

30.07.2015: Brananschlag in Lunzenau: https://linksunten.indymedia.org/de/node/149805