[Heidelberg] Ex-Justizminister Goll (FDP) referiert bei Rechtsaußen-Burschenschaft Normannia

Hat offenbar keine Berührungsängste mit Neofaschisten und Rechtsauslegern: Ulrich Goll von der FDP

Für Mittwoch, den 8. Juli 2015 ist ein öffentlicher Vortrag des ehemaligen baden-württembergischen Justizministers Ulrich Goll (FDP) bei der Burschenschaft Normannia angekündigt. Goll will dort ausgerechnet unter dem Motto "Freiheit in Sicherheit" reden.

 

Dass der FDP-Politiker, der sich in Heidelberg bestens auskennt, nicht weiß, auf was für eine Gruppierung er sich da einlässt, ist nicht anzunehmen. Die Normannia ist seit Jahrzehnten für ihre völkischen, rassistischen und antisemitischen Veranstaltungen und Skandale berüchtigt und pflegt Kontakte bis weit ins neonazistische Milieu. Selbst in der Heidelberger Verbindungsszene (die durchaus keine Scheu vor rechter Politik hegt) ist sie weitestgehend isoliert. Vor ihrem 125. Stiftungsfest im August versucht die Burschenschaft Normannia nun offensichtlich, Rückendeckung im bürgerlichen Lager zu finden.

Besorgniserregend dabei ist, dass Ulrich Goll Mitglied im baden-württembergischen Untersauchungsausschuss ist, der die Ungereimtheiten und Behördenverstrickungen im NSU-Skandal aufklären soll. Mit seinem Vortrag pflegt er nun selbst Kontakte in ein Milieu, das dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) nahestand. Diese Kontakte gehen weit über die NPD hinaus. So berichten antifaschistische Rechercheportale, dass der Alte Herr der Normannia, Christian Schaar, viele Jahre lang Vorsitzender der "Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland" (JLO) war, die für die europaweit größten Naziaufmärsache in Dresden verantwortlich zeichnete. Seine Ehefrau spielte und sang in der Neonazicombo "Eichenlaub", die den untergetauchten NaziterroristInnen aus Jena im Untergrund Lieder widmete und zu ihrer Unterstützung aufrief.

Es ist unerträglich, wenn ein Politiker, der jahrelang als Justizminister und stellvertretender Ministerpräsident Mitverantwortung für das angebliche "Versagen" der Justizbehörden im NSU-Komplex trägt, offen völkische Rechte hofiert und gleichzeitig das eigene Regierungshandeln im Umgang mit dem neonazistischen Terror aufklären soll.

Die VVN-BdA fordert Herrn Gall auf, seinen Vortrag abzusagen und zu seinen Kontakten zur Burschenschaft Normannia Stellung zu nehmen.

Wir fordern alle Parteien, insbesondere jedoch die FDP auf, im Untersuchungsausschuss und im Parlament Herrn Golls rechte Kontakte zum Thema zu machen.

 

 

Diese Mitteilung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) Heidelberg ging auch an die Presse sowie verschiedene Parteien.

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So sehr wundert der Auftritt von Goll nicht, er ist ja selbst ein Korporierter, nämlich ein Mitglied beim Corps Hubertia Freiburg (KSCV).

Die FDP-Landtagsfraktion Baden-Württemberg schreibt auf Facebook, dass Goll den Vortrag abgesagt hat und am 8. Juli nicht bei der Normannia war. Doch wir sagen: "Allein der Versuch ist strafbar, Herr Goll!"