Die Filmvorführung der Dokumentation „Dobrovol'ci Bozhoi Choti" (Freiwillige der Armee Gottes), der zurzeit unter dem englische Titel „The Ukrainians“ durch die Welt tourt und am 10. Juli 2015 im Bürgersaal des Berliner Rathaus Charlottenburg gezeigt werden sollte, wurde abgesagt. Damit bleiben vorerst zumindest die Berliner von der patriotischen Propaganda der Freiwilligen der Einheit „Dobrvol'cheskij Ukrainskij Korpus“ (DUK), dem militärische Arm der rechten Partei und Bewegung Pravij Sektor (Rechter Sektor) verschont. Es steht aber zu befürchten, dass ein Ausweichort für die Filmvorführung gesucht wird.
Die Organisatoren der Filmvorführung veröffentlichten eine Erklärung zur Absage der Filmvorführung im Rathaus Charlottenburg. Darin heißt es, dass das Zeigen des Films aufgrund eines anonymen Hinweises an die Verantwortlichen im Bezirksamt Charlottenburg abgesagt wurde. Roman Mykhalchuk, offenbar der verantwortliche Organisator der Tour der Dokumentation, behauptet in der Erklärung, dass der „Kreml“ sowie „Ukrainehasser“ für die Absage verantwortlich sein sollen. Darüber hinaus wird die Erklärung mit einem Bild illustriert, auf dem Putin zu sehen ist und „Achtung Russia“ geschrieben steht, wobei für das Doppel-S in Russia Runen genutzt werden. Damit wird nicht nur verschwörungstheoretisch von den Veranstaltern argumentiert, sondern das aktuelle Russland mit Nazi-Deutschland und der SS gleichgesetzt. Auf die Idee, dass die porträtierten Protagonisten des Freiwilligen-Bataillons DUK, die nationalistischen Milizionäre vom Rechten Sektor, die im Film verwandte Musik der zumindest rechtsoffenen Band Komy Vnyz und die Nähe der Regisseure Leonid Kanter und Ivan Yasniy zum Rechten Sektor für die Absage verantwortlich sein könnten, kommt Mykhalchuk offenbar nicht.
Unabhängig von den verschwörungstheoretischen Ansichten der Organisatoren befremdet, dass auf dem Plakat zur Berliner Filmvorführung neben dem Zentralverband der Ukrainer in Deutschland e. V. als Veranstalter die Integrationsbeauftragte des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf Lyudmyla Mloch angegeben ist. Denn wie mit Portraits über Soldaten einer rechten Freiwilligeneinheit, die in den Feuerpausen von der Schaffung einer ukrainischen Nation philosophieren, das „friedliche Zusammenleben und die Integration der unterschiedlichen kulturellen und ethnischen Gruppen innerhalb des Berliner Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf“ ermöglicht werden soll, ist schleierhaft. Das kriegerische Auseinandersetzungen und erst recht Propaganda für eine der beteiligten Seiten, noch dazu äußerst problematischer Akteure, nicht gerade versöhnend und integrativ sind, sondern vielmehr die Menschen entzweien, sollte doch allen Verantwortlichen auch im Bezirksamt klar sein.
Übrigens wurde bereits im Juni im Rathaus Charlottenburg eine andere, propagandistische Dokumentation gezeigt. Am 12. Juni wurde ebenfalls in Zusammenarbeit des Zentralverbands der Ukrainer in Deutschland e.V. und dem Integrationsbeauftragten im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf der Dokumentarfilm "Auf der Linie des Feuers" vorgeführt. Darin wird die Spezialeinheit des Bataillon Donbass der ukrainischen Armee porträtiert, das wie DUK als Freiwilligenarmee von Konstantin Grischin (aka Semen Sementschenko) gegründet wurde und im Zuge der Eingliederung der Freiwilligenverbände in der Ukrainischen Armee aufging. Auch hier handelt es sich um eine Dokumentation des sogenannten patriotischen Ukrainischen Films, der den Kampf um die Einheit des Landes und der Nation propagandistisch unterstützen soll. Die Regisseure sind zumeist junge Menschen, die ihren eigenen Kampf und den der begleiteten Einheit dokumentieren und nachträglich propagandistisch montieren.
Wenn es stimmt,
was ihr zu dem Film sagt, dann gut gemacht. Ansonsten, wäre es konsequent und sinnvoll, die Vorführungen von Propaganda-Filmen der "anderen Seite" auch zu blockieren, wie den berüchtigten "Dokumentar"film "Lauffeuer" über die Tragödie in Odessa.