Nachdem bereits Antifa Gruppen aus Dortmund und die Anarchistische Föderation Ruhrgebiet eigene Aufrufe zu der Gedenkdemo für Thomas Schulz am kommenden Samstag verfasst haben und die Gruppe Azzoncao eine gute Zusammenfassung zu den Dortmunder Zuständen samt Verweis auf die Bochumer Antifaproduktion unodinoi.blogsport.de veröffentlicht hat, möchten wir als “Antifaschistische Linke Bochum” hiermit einen eigenen Aufruf beisteuern.
Der Mord an Thomas Schulz
Thomas Schulz, auch “Schmuddel” genannt, war am 28.03.2005 mit seinen 
Freunden auf dem Weg zu einem Konzert. Als sie sich an der U-Bahn 
Haltestelle Kampstr in der Dortmunder Innenstadt befanden, trafen sie 
auf Sven Kahlin. Dieser war aufgrund seiner Kleidung eindeutig als Nazi 
zu erkennen. Als sich die Wege von Kahlin und die der Punks kreuzten, 
bepöbelte Kahlin diese. 
Thomas war der Einzige der Kahlin hinterher ging und ihn zur Rede stellen wollte. 
Was Thomas nicht wusste, Kahlin hatte bereits ein Messer gezogen und 
verbarg dieses hinter seinem Rücken. Kahlin stach das Messer in Thomas 
Herz. Dieser verstarb an der schweren Verletzung noch am selben Abend.
Für die Dortmunder Naziszene war ein Held geboren. „Die Machtfrage wurde gestellt und wurde für uns befriedigend beantwortet: Dortmund ist unsere Stadt!“ , „Wer der Bewegung im Weg steht, muss mit den Konsequenzen leben….Organisiert die Anti-Antifa“ und „Täter sind keine Opfer – no tears for punks“ wurde aus ihren Reihen vermeldet.
Die Justiz hingegen nivellierte den politischen Hintergrund der Tat und verurteilte Kahlin zu 7 Jahren wegen Totschlags, was angesichts des Tathergangs eigentlich nur einen schlechten Witz darstellen kann. Niedrige Beweggründe und Heimtücke seien laut Richter bei der Tat nicht zu erkennen gewesen. Nach 5 Jahren durfte Kahlin vorzeitig wegen guter Führung das Gefängnis verlassen und war prompt auf Nazidemonstrationen als Redner gesetzt. Hierbei trug er unter anderem ein T-Shirt mit dem Aufdruck “was sollte ich bereuen?”.
Diesem Aufdruck sollten kurze Zeit später Taten folgen. Ein Angriff auf einen Wirt in Dorstfeld, der keine rechtsgerichtete Kleidung in seiner Kneipe dulden wollte im November 2010, die Beteiligung an einem Angriff auf die Kneipe Hirsch Q im Dezember 2010, weitere Übergriffe während seines Junggesellenabend, den er im Juni 2011 in Bochum feierte und den Überfall auf zwei Jugendliche auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt 2011.
„Wenn ich an Dortmund denke, muss ich kotzen“
Kahlin ist aber nicht das einzige Schwein was aus Dortmund kommt. Die 
Naziszene in Dortmund gilt schon seit Jahren als einer der 
durchorganisierten in Deutschland. Nach einem kleinen Rückschlag durch 
das Verbots des “Nationalen Widerstand Dortmund” scheinen sie seit einem
 Jahr zur alter “Stärke” zurück zu finden und durch ein hohes 
Aggressionspotential auf sich aufmerksam machen zu wollen. Auch vor dem 
Verbot sind die Dortmunder Nazis bereits durch zahlreiche Gewaltattacken
 auf Einzelpersonen, Wohnungen von linken Aktivisten und Politikern, 
Kneipen und Buchläden aufgefallen. Hinzu kommt der Mord an Mehmet 
Kubasik durch den NSU und die drei 
Polizeibeamten, die durch den Nazi Michael Berger ermordet wurden. In 
jüngster Vergangenheit haben sie mediale Aufmerksamkeit durch den 
Angriff auf das Rathaus, durch die Morddrohungen gegen lokale 
PressevertreterInnen, die Schmährufe auf Thomas Schulz, Anne Frank, 
Silvio Meier und Mehmet Kubasik im Dezember 2014 in der Dortmunder 
Nordstadt, den Fackelmarsch vor eine Dortmunder Flüchtlingsunterkunft 
und zuletzt durch den Angriff auf einen Fotografen nach einer 
Nazikundgebung in Eving erhalten.
Hinzu kommen zahlreiche Kundgebungen und Demonstrationen in der 
Nordstadt und vor Flüchtlingsunterkünften, die zahlreichen Anspielungen 
auf den Nationalsozialismus, z.B. durch Transparentsprüche, den 
sogenannten “Stadtschutz”, der stark an die SA erinnert oder ihres “25 
Punkte” Wahlprogramms zur letzten Kommunalwahl. 
Das sie den 10. Todestag von Thomas Schulz erneut dazu nutzen, um eine 
eigene Demonstration samt Konzert der Rechtsrockband “die Lunikoff 
Verschwörung” abzuhalten, sehen wir als erneute billige Verhöhnung von 
Opfern rechter Gewalt an.
Rechtsruck in Europa – Antifa ist international 
Die Dortmunder Nazis pflegen seit Jahren Kontakte zu Nazis und 
Faschisten aus anderen europäischen Ländern. Regelmäßige Besuche nach 
Ungarn, Tschechien und Griechenland finden statt. Gerade “Chrysi-Avgi 
(Golden Dawn)” in Griechenland scheint für die Dortmunder Nazis ein 
großer Anreiz zu sein. Vertreter der Dortmunder Nazis nehmen regelmäßig 
an Demonstrationen in Griechenland teil und tragen gerne auf ihren 
Aufmärschen in Deutschland Kleidungsstücke der durch die 
Wirtschaftskrise erstarkten rechten Partei. 
In Griechenland gehören Übergriffe auf Linke und Flüchtlinge immer mehr 
zur Tagesordnung. So wurde der linke Aktivist und Hip-Hop-Musiker Pavlos
 Fyssas (Killah P) von Giorgos Roupakias, einem Chrysi-Avgi-Mitglied, im
 Jahr 2013 erstochen. Auch hier lag wie im Falle Thomas Schulz eine 
klare Tötungsabsicht vor.
Thomas und Pavlos waren leider nicht die einzigen Antifaschisten, die
 aufgrund ihres Engagement ihr Leben ließen. In den letzten 15 Jahren 
sind zahlreichen meist junge AntifaschistInnen von Nazis in Europa 
ermordet worden. Dazu zählt Clement Meric, Carlos Palomino, Renato 
Biagetti, Davide Ceasare, Jan Kucera, Timur Kacharava, Fjedor Filatov, 
Ivan Khutorskoy uvm. 
Wir gehen nicht nur für Thomas und gegen die Dortmunder Zustände auf die
 Straße, sondern auch für unsere GenossInnen aus anderen Ländern die ihr
 Leben verloren haben. Wir gehen auf die Straße und führen den selben 
Kampf wie die Antifa Action Paris Banlieue im Gedenken an Clement, wir 
führen den selben Kampf wie Mavi, die Mutter von Carlos Palomino, wir 
führen den selben Kampf wie die GenossInnen aus Mailand die zwei Tage 
nach dem Todestag von Davide Caesare ihre “Dax Resiste”-Fahne am 18. 
März in Frankfurt  trugen.
Wenn man die Situation innerhalb Europa mit zunehmenden Wahlerfolgen 
rechter Parteien, wie z.B. dem Front National in Frankreich, und die 
zunehmende Gewalt gegenüber Linken, MigrantInnen und Flüchtlingen 
betrachtet, wird man zu dem Ergebnis kommen, dass eine antifaschistische
 Organisierungsform von Nöten ist. Auch die anfangs Hohe Beteiligung an 
Versammlungen von Pedgida und HoGeSa in Deutschland zeigen, dass der 
Trend in Deutschland ebenfalls nach rechts geht und rassitische und 
menschenverachtende Einstellungen weit verbreitet sind. Dies muss 
seitens der radikalen Linken benannt und angegangen werden.
Um neue Handlungsstrategien im Kampf gegen Rassismus und Faschismus zu 
entwickeln ist es unserer Meinung wichtig einen internationalen 
Antifaschismus zu propagieren. D.h. es sollte ein Austausch mit 
GenossInnen aus anderen europäischen Ländern vermehrt stattfinden, um 
sich gegenseitig unterstützen und Erfahrungen auszutauschen zu können.
Antifa in der Krise? Wie siehts im Ruhrpott aus?
In den letzten Monaten wurde im Rahmen der Antifa Debatte viel darüber 
diskutiert, in wie weit die klassische Organisierung in lokalen 
Antifagruppen noch Sinn macht und ob nicht große bundesweite Bündnisse 
und Organisierungsformen der nächste Schritt für die radikale Linke 
seien. Natürlich ergeben sich durch die Organisierung z.B. in der IL 
neue Chancen und neue Bündnispartner, jedoch darf man nicht vergessen, 
dass diese Organisationsformen mit unserem Alltag in Städten wie 
Dortmund und Bochum relativ wenig zu tun haben. 
Kurz und knapp: wir brauchen einen internationalen Austausch, mehr linke
 Freiräume um die eigenen Strukturen zu stärken und einen konsequenten 
Antifaschismus!
Auf nach Dortmund
Das Lunikoff Konzert und die Mobilisierung durch HoGeSa zur  Nazidemo 
wird wahrscheinlich dazu führen, dass eine sehr hohe Teilnehmerzahl auf 
der Seite der Nazis zu erwarten ist. Wir möchten mit diesem Aufruf nicht
 nur nach Dortmund mobilisieren, sondern auch das Angebot machen 
gemeinsam und geschlossen von Bochum nach Dortmund zu fahren. Dies dient
 einerseits dem Schutz vor anreisenden Nazis, als auch als Anlaufstelle 
für Antifaschisten, die nach Dortmund fahren möchten. Wir möchten an der
 Gedenkdemonstration für Schmuddel teilnehmen und rufen hiermit zu einer
 gemeinsamen Anreise mit der S1 auf. 
Wir finden die Blockade des Nazikonzerts am Samstag genau so wichtig wie die Teilnahme an der Gedenkdemo. Für unsere Gruppe haben wir jedoch entschieden, dass wir eine explizite Anreise zur Demonstration in Dorstfeld anbieten möchten.
Deshalb: Fahrt mit uns um 13:14Uhr mit der S1 (Gleis8) vom Bochumer Hbf nach Dorstfeld!
Die antifaschistische Linke aufbauen!
Konsequent gegen Rassisten, Nazis und Deutschland!
Oldschool bleiben – Antifa Global!
Antifaschistische Linke Bochum
Azzonacao Zusammenfassung:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/136877
Gemeinsame Erklärung aus Dortmund:
https://amzdo.blackblogs.org/2015/03/25/gemeinsam-gegen-neonazis-am-28-maerz/
Gedenkdemo:
dortmund.blogsport.de/
Blockado:
http://www.blockado.info/aktionen-gegen-den-naziaufmarsch-am-28-03/


2. Anreisetreffpunkt zu BlockaDO: 10.10, Bo-HBF-Hintereingang
Es gibt einen zweiten, öffentlichen Anreisetreffpunkt für Bochum, der zu den Blockaden am Vormittag mobilisiert. Beide Aktionen - Nazis blocken sowie die 10. und letzte Schmuddel-Demo - sind wichtig und unterstützenswert. Ob beides an einem Tag machbar ist wird sich zeigen. Also checkt eure Terminkalender und Aktionspräferenzen für Samstag und schließt euch eine der beiden Anreisen an!
+++ Offener BlockaDO-Anreisetreffpunkt aus Bochum: +++
+++ Samstag 10.10 Uhr am Hinterausgang des Bochumer Hauptbahnhofs +++
Am 28. März 2015 ist der zehnte Jahrestag der Ermordung des Punkers Thomas „Schmuddel“ Schulz. Ein letztes Mal will die Antifaschistische Union Dortmund diese Tatsache mit einer Demonstration in die Öffentlichkeit tragen. Am selben Tag möchte „Die Rechte Dortmund“ jedoch auch ein europaweit beworbenes Nazi-Konzert und einen Aufmarsch durchführen. Gegen diese Provokation plant das breite antifaschistische Bündnis „BlockaDO – Gemeinsam gegen Nazis“ Gegenaktivitäten.
Aus Bochum und anderen Städten wird es am 28.03.2015 eine organisierte Anreise geben, um die Demonstration „ten years later“, aber auch die Blockaden und Proteste gegen die Nazi-Aktivitäten zu unterstützen. Wir fahren gemeinsam mit Menschen aus vielen anderen Städten mit dem RE nach Dortmund, um den Nazis zu zeigen, dass sie diesen Tag nicht für ihre Provokation nutzen können und um an den ermordeten Thomas Schulz zu erinnern.
Die Nazis wollen ihr Konzert und ihren Aufmarsch ab 12.30 Uhr beginnen und auch das Hogesa-Spektrum mobilisiert dazu. Da bis zu 1000 Nazis erwartet werden, wollen wir eine gemeinsame und solidarische Anreise organisieren. Gemäß der gemeinsamen Erklärung der veranstaltenden Gruppen und Bündnisse zu den Aktionen am Samstag, sie seien „überzeugt, dass beide Aktionen an diesem Tag solidarisch zusammen funktionieren können“, möchten auch wir versuchen an beiden Aktionen teilzunehmen.
Antifas und antiautoritäre Linke aus Bochum