Mit großem Interesse haben wir die diesjährige Mobi für die Anti-Polizeikongress-Demo verfolgt. Bei Linksunten, in der Online-Ausgabe vom Stressi und sogar im bundesweiten Demoplaner konnte man von der Demo lesen. Hinzu auf vielen kleineren Blogs, bei Facebook und Twitter. Die Internet-Mobi war damit durchaus befriedigend.
Flyer, Plakate oder Aufkleber haben sowieso keinen so großen Mobi-Faktor mehr, wie man es in letzter Zeit immer wieder beobachten konnte! So war z.B. ganz Kreuzberg, Neukölln und Wedding voll mit Material, welches für die PKK-Demo am Potsdamer Platz geworben hat. Gekommen sind dennoch nur knapp 300 Personen (davon ca. 100 aus dem linken Spektrum). Erreicht hat man also mit der Street-Werbung wenig, bis gar nichts!
Ein paar Flyer hingen ja auch in der Køpi und in der Rigaer, welche für die Demo auf dem Adenauerplatz geworben haben.
Bündnisse wie die ARAB, nea, RLB, felS oder umsGanze haben sich nicht an der Mobi beteiligt, was wohl die wenigen Teilnehmer erklärt. Aber auch diese Bündnisse bringen mittlerweile nicht mehr als ein paar hundert Menschen auf die Straße.
Über die Mobilisierung kann man also nicht wirklich meckern. In den Aufrufen wurde ja auch mehrfach erwähnt, dass darum gebeten wird, dass sich andere ebenfalls an dieser beteiligen. Gemacht scheint das kaum einer zu haben.
Die Kritik über den Startplatz, den Adenauerplatz können wir nicht nachvollziehen. Diese scheint auch verstärkt von Menschen zu kommen, welche in Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln wohnen, und so mal weiter rausfahren müssen. Den geliebten Späti gibt es übrigens auch am Adenauerplatz und mit der U7 ist man vom Hermannplatz in knapp 20min am Ziel.
Schnell wurde klar, dass eine unangemeldete Demo nicht möglich ist, da zu wenig Teilnehmer anwesend waren, und die Bullen mit rund 4 Hundertschaften im Einsatz waren. Der kurze und halbherzige Startversuch ist eigentlich nichtmal eine Erwähnung wert.
Jemand hat dann also die Demo angemeldet, damit man überhaubt noch auf die Straße kommt. Die Bullen hatten sowieso interesse daran, dass alles organisiert und kontrollierbar über die Bühne geht. Nach fast 2 Stunden ging es dann auch endlich los.
Mit Transpi, und 100 Leuten dahinter ging es den Qdamm runter, und durch viele Straßen mit teuren Restaurants, Hotels und Geschäften durch. Die Aufmerksamkeit war uns dort gewiss. Fast jeder Passant blieb stehen, machte Fotos oder lauschte den Parolen. Auch die Fenster und Balkone waren voll mit Leuten, welche das Demotreiben beobachteten. In Kreuzberg wäre die Aufmerksamkeit nicht mal halb so groß gewesen! Zu viele Demos liefen dort in den letzten Jahren, wovon viele Anwohner gelangweilt oder sogar genervt sind. Die Entscheidung, die Demo in Charlottenburg abzuhalten, werten wir somit positiv. In Zukunft können solche Veranstaltungen auch gerne mal nach Schöneberg, Wedding, Steglitz oder Mitte verlegt werden. Es gibt noch andere Teile ausser Xhain und NK/Treptow in Berlin!
Im Gegensatz zu den letzten Jahren, war dies auch mal wieder eine Demo. Letztes Jahr endete die "Demo" nach 300 Metern und wurde von den Cops zersprengt. 2013 war auch schnell wieder alles vorbei, wobei dort 1000 Personen dran beteiligt waren, und es danach noch zu mehreren militanten Aktionen kam. Hätte man diese 1000 Menschen zum Qdamm oder nach Mitte bestellt, hätte man mehr Möglichkeiten gehabt als in Kreuzberg, wo man nur wenig Ziele rund um den Kotti und Mariannenplatz findet.
Kraftvoll und laut war die Demonstration definitiv. Die 100 Teilnehmer waren viel lauter als auf so mancher 1000er Demo. Etliche verschiedene Sprüche wurden gerufen. Wären mehrere hundert Personen dem Aufruf gefolgt, wäre mehr möglich gewesen.
Ernstgemeinte Frage
Ist der Artikel Satire oder ist der Realitätsverlust, die Kritikunfähigkeit und die Selbstüberschätzung bei manchen Berlinern immer noch so stark ausgeprägt?
immer diese Berliner aber uch!
In Berlin finden wenigstens noch regelmäßig Demos, Aktionen und Veranstaltungen statt. In der Woche mindestens 3 mal! Manchmal sogar täglich!
Davon kann sich Hamburg, Leipzig und das Ruhrgebiet ne Scheibe abschneiden. Dort gibt es bloß 1 mal in der Woche eine Aktion. Wenn überhaubt ...
LOL
Auch eine Million Demonstrationen bringen nichts, wenn diese unorganisiert und inhaltsleer sind und einzig der Selbstdarstellung dienen! Und es gibt durchaus auch hier in Berlin viele Gruppen und Zusammenhänge die durchaus gute politische Arbeit leisten, nur dieser Kindergarten hier hat damit nichts zu tun, ihr beschwert euch nur, wenn die tatsächlichen politischen Gruppen hier sich nicht für euren Flohzirkus mit den Bullen instrumentalisieren, verheizen und hinterher anonym im Internet bepöbeln lassen wollen! Aber schön zu sehen ist immerhin, dass einige in den letzten Jahren doch dazugelernt haben, immerhin folgen eurem Kindergarten nur noch 100 Leute.
mehr
Berlin hat circa 3.400.000 Einwohner
Hamburg hat circa 1.700.000 Einwohner
Leipzig hat circa 530.000 Einwohner
Es ist nicht so das mehr Einwohner auch eine lebendigere politische Szene heisst, doch schon mehr Potentzial bietet. Nichts desto trotz ist bundesweit ein deutlicher Rückgang von Gruppen, Aktionen und politischen Debatten zu verzeichnen. Dabei spielt es keine Rolle ob in großen Ballungsräumen wie im Pott, in Universitätsstädten wie Göttingen oder in Metropolen wie Berlin und Hamburg.
Stimmt so nicht
Wenn mensch mal antirassistische Proteste miteinbezieht ist z.B. in Hamburg jede Menge los und wurden in letzter Zeit auch politische Erfoge durchhgesetzt:
Gängeviertel-Besetzung, Aussetzung der Lampedusa-Kontrollen, Erhalt der Flora, Aufhebung der Gefahrengebiete, usw. die radikale Linke ist hier durchaus noch ein politischer Faktor wenn die Rahmenbedingungen passen. Aber eben nicht mit Krampf.
Und, wie oft gehst du hin?
"In der Woche mindestens 3 mal! Manchmal sogar täglich!"
Genau das ist doch das Problem in Berlin.
Vielleicht
Kommt auch niemand zu PKK-Quarkdemos, weil es niemanden interessiert?
Im übrigen ist die ARAB kein Bündnis, und existieren tut sie auch nicht mehr.
Stimmt...
...in Hamburg geht auch nicht viel mehr als in Berlin. Fazit: In ganz D geht (praktisch) nix. Viel reden tun viele, passieren tut nicht viel. Traurig.
Macht kaputt was... ja was eigentlich?
Solche Demokonzepte beschreiben keine autonomen Politikkonzepte, sondern sind nur noch eine subklturelle Karrikatur davon. In der Realität macht ihr duch solche Veranstaltungen viel kaputt was vorher über die Jahre an vertrauen aufgebaut worden ist.
So nagen an autonomen Politikvorstellungen nicht nur reformistische Strukturen wie IL und sogenannte Organisierte Gruppen (als ob andere unorganisiert wären), sondern auch mehr oder wenige selbstbezügliche Straßenkampffetischisten die sich selbst genügen. Berlin ist mittlerweile wirklich ein abschreckendes Beispiel für die Auflösung linksradikaler Strukturen geworden. Wegen mir mag es dort jeden Tag 20 Demos geben, ich fahre trotzdem lieber nach Hamburg oder Leipzig. Dort gibt es noch undogmatische Autonome Strukturen die Verantwortung für ihre Genoss_innen übernehmen und auch einen organisatorischen Rahmen auf die Beine stellen.
Handeln statt Konsumieren
Es war eine Demonstration gegen den Polizeikongress, eine wichtige Demo.
Wenn dir das nicht wichtig ist dann fahr halt zum Demokonsum nach woanders wo du dich cool und toll fühlen kannst.
Für diejenigen, denen die gesellschaftliche Entwicklung nicht egal ist, diejenigen die die zunehmende Repression, der immer tiefere Staat, die Festung Europas und die Einschüchterung der Bevölkerung durch immer neue Überwachungsmethoden, nicht hinnehmen wollen, für diejenigen ist die Demo eine Möglichkeit gewesen ihren Unmut zu äußern und die Entwicklung aufzuzeigen.
Es wäre schön gewesen wenn am Rand der Demo mehr Flyer verteilt worden wären. Demoparolen können nur Passanten auf die Demo aufmerksam machen.
Vielen Dank an den Anmelder und alle die da waren.
Autonomer Spontandemokonsum
Das hat nichts mit Konsum zu tun. Eher im Gegenteil. Die Organisation einer Demo nach dem Motto jeder ist sich selbst der Nächste ist eine Konsumhaltung. Darum geht es ja. Und Publikumsbeschimpfungen über mangelnde Teilnehmer*innenzahlen helfen aus dieser Krise autonomer Mobilisiierungen in Berlin nicht heraus. Es fehlt nicht an Leuten, sondern an Inhalten. Wichtig wäre mal eine autonome Demo aufzustellen, die Inhaltlich auch Anknüpfungsfächen jenseits von Revolutionsromantik und Frühlingsgefühlen hängengebliebener Twentysomethings herstellt.
Eine Demo die auch die Realitäten weniger sportlicher Leute mitnimmt ohne auf radikale Protestformen in Gänze zu verzichten, wie IL und Co das gerne vertreten um durch solche Ausschlüße eine vermeintliche Breite darzustellen. Die gemeine Demonstrant*in ist mithin viel klüger als autonome Avantgarden und Stellvertreterbewegungen denken.