Nein zu Pegida: In Freiburg demonstrieren 20.000 für Toleranz

Erstveröffentlicht: 
24.01.2015

Freiburg bekennt Farbe: 20.000 Menschen sind zu einer Anti-Pegida-Demonstration in die Innenstadt gekommen – und somit zur größten Demo in der Nachkriegsgeschichte der Stadt.

 

Die Demonstranten, unter ihnen der Oberbürgermeister, der Unirektor sowie zahlreiche Gemeinderäte setzten damit ein deutliches Zeichen gegen Intoleranz und Islamfeindlichkeit. Aufgerufen zu der Aktion hatte der Privatmann Leon Dobbratz, Stadtverwaltung und Parteien waren eingesprungen, als klar wurde, dass der Zuspruch über die Maßen groß werden würde.

Jannik Seibt kommt mit vier Freunden um halb sechs im Laufschritt von der Uni her durch die Gerberau gestürmt: Die fünf hatten bis um Viertel nach fünf noch ein Seminar und sind auf dem Augustinerplatz zur Anti-Pegida-Demo verabredet. Aber schon auf halber Strecke durch die Gerberau kommt ihnen der Demozug entgegen, der Platz quillt förmlich über, und von allen Seiten rücken Menschen nach. Die Zählung an der Gerberau ergibt 12.500 Teilnehmer, vielleicht 13.000, nicht mitgezählt: die vielen, die durch die Nebenstraßen den Platz verlassen. Auf dem Rotteckring kommen alle wieder zusammen. Und als Leon Dobbratz am Siegesdenkmal aus dem Lautsprecherwagen der Polizei die nun geänderte Demoroute ansagt, kommt auch eine neue Zahl: 15.000 seien dabei, man müsse auf den Platz der Alten Synagoge ausweichen, anstatt die Schlusskundgebung wie geplant auf dem Rathausplatz abzuhalten.

Allenthalben große Begeisterung, Applaus von etlichen Passanten in der Kaiser-Joseph-Straße, die die Transparente interessiert studieren: "Euer doofes Abendland reicht nicht mal bis zum Tellerrand." "Für Vielfalt gegen Einfalt." "Besser mehr Menschenrechte als mehr rechte Menschen." Einer kommentiert verärgert: "Die wollen, dass hier Ausländer herkommen." Vor dem Theater stehen solche, die sich mit genau diesem Anliegen solidarisch erklären. Barbara Mundel ist mit Mitarbeitern das Willkommenskomitee für die Demo – eine Anlage wurde in Windeseile am Rathausplatz ab- und hier wieder aufgebaut.

 

Es ist Viertel vor sieben, als OB Dieter Salomon über Lautsprecher bis zur Uni hin zu hören ist: "Leon, damit hast du sicher nicht gerechnet, als du zu dieser Demo aufgerufen hast, dass 20.000 kommen würden, aber so viele sind es, die hier ein Zeichen setzen!" Auch die setzen lautstark ein Zeichen, die sich über die Abschiebung der Roma-Familie aus Freiburg vor wenigen Tagen empören und pfeifen. Der OB stimmt ihrem Protest zu: So etwas wie diese Abschiebung dürfe es in Freiburg nie wieder geben.

Unirektor Schiewer redet über die Internationalität der Uni und erklärt: "Wir sind alle Weltbürger!" Es folgt ein kurzer Redebeitrag, der dazu auffordert, die Islamfeindlichkeit in unserer Mitte anzugehen – auch in Freiburg sei es für Kopftuch tragende Muslima sehr schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Zum Beispiel. Und dann beendet Leon Dobbratz schlicht die friedliche Demo. Und Barbara Mundel beobachtet entspannt, wie das Carmen-Publikum für die 19 Uhr-Vorstellung sich in dem Gewimmel mit mehr oder weniger Erfolg den Weg ins Haus bahnt: Man werde warten bis alle drinnen sind, sagt sie.

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nie im leben waren das 20.000. da haben sich die hodeige-medienlandschaft und dieters grüne (bullen und staatsverwalter_innen) wieder mal in den himmel zivilgesellschaftlichen wiederstandes gejubelt und gelogen. schade, denn die demo hatte einen guten anlass und war gut gemeint und die demo gegen rechts war groß. nur wurde sie von den grünen spiessern und gutbürgern zu einer show verdreht die weit von der realität abweicht.

ich denke nicht, dass du recht hast. große menschenmengen sind schwer zu zählen, aber ich hätte am martinstor eher zwischen 20.000 und 30.000 geschätzt.

Ich kann solche großen Menschenmengen nur schwer schätzen, aber das war die größte Demo, die ich bisher in Freiburg erlebt habe. Ich kann nicht sagen, ob es 15.000 oder 20.000 waren, aber die Größenordnung kommt hin. Ich finde es falsch, diese Demo klein zu reden, denn sie war sinnvoll und nützlich. Hier auf die Monopolpresse oder Bullen/Verwaltung zu schimpfen scheint mir ein Reflex zu sein, den ich zwar nachvollziehen, aber nicht gutheißen kann.