[B] Abgeordneter als Rechtsrockfan? - Stellungnahme von und zu Andreas Baum (Piraten)

Andreas Baum mit Jacke "Brotherhood" von Nazilabel OPOS Records

Auf Indymedia wurde jüngst über einen Abgeordneten der Piraten im Berliner Abgeordnetenhaus berichtet, der anscheinend tiefe Verwicklungen in die internationale NSHC und Rechtsrock-Szene aufweißt. In einer weitestgehend unbefriedigenden Stellungnahme äußerte sich Baum nun zu dem Vorfall und bestätigte den Kontakt zur Naziszene.

 

Zur Erinnerung - in dem Artikel forderte die veröffentlichende Gruppe den Abgeordneten Andreas Baum auf, eine Reihe offener Fragen zu beantworten:

 

Wir sehen es als höchst problematisch an, wenn ein Abgeordneter explizite nationalsozialistische Kleidung trägt - tat er das freiwillig? Und wollte er tatsächlich auf ein Konzert, das "White X-Mas" als Thema hatte und auch für szeneunkundige, aber politisch vorgebildete Beobachter*innen als reines Nazikonzert zu erkennen war? 

Am 9. Januar 2015 veröffentliche Andreas Baum dann eine kurze Stellungnahme, die hier im Originaltext wiedergegeben wird:

 

Zu den Spekulationen über meine Person nehme ich wie folgt Stellung:

 

Im Dezember 2014 kam es über Umwege zu einer Konfrontation mit Nenoazis. Seitdem sprechen diese mir gegenüber Drohungen aus. Die konkrete Situation, und wie es dazu kam, werde ich aus Gründen des Selbstschutzes nicht kommentieren. Ich habe meinen Fraktionsvorsitzenden Martin Delius ins Vertrauen gezogen, und über die Situation umfassend informiert.

 

Um es ganz klar und deutlich zu sagen: Ich bin Antifaschist und lehne jedwedes rechtes Gedankengut ab. Dafür habe ich mich als Queerpolitischer Sprecher auch in der Vergangenheit eingesetzt.

 

Diese Stellungnahme ist weitestgehend unbefriedigend. Baum gibt zu, dass es zu einem Kontakt - hier als "Konfrontation" bezeichnet - mit Nazis kam. Die zentralen Fragen: wie dieser Kontakt zustande kam, welche Umwege dies waren und warum er einen Zipper einer als rechtsextrem bekannten Band trug - all das lässt Baum unbeantwortet. Stattdessen deklariert er sich per se als Antifaschist. Das ist ob der offenen Fragen und den Vertuschungsversuchen sehr zweifelhaft.

 

Andreas Baum - du bekommst einen Haufen Kohle dafür, dass du Menschen vertrittst, die dich gewählt haben. Warum vertrittst du sie, in dem du Naziklamotten trägst? Gehört es zum queerpolitischen Engagment auf Nazikonzerte zu fahren? Aufklärung oder Rücktritt!

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vieleicht haben sie ihn, vor dem foto gezwungen det ding anzuziehen!

 

meine fresse, mir reicht seine stellungsnahme!

Ich habe in meinem Leben mehrere Menschen kennengelernt, die aus antifaschistischen Recherchegründen Nazikonzerte besuchen oder auf Aufmärschen in deren Blöcken mitlaufen. Einer von ihnen hält sogar Schulungsvorträge und arbeitet mit dem VS zusammen. Jeder dieser Menschen hat mind. ein "Outfit" für diese Art "Besuche". Ob nun mit Kameras versehen oder auch nicht um unter falscher Identität in Neonazistrukturen zu kommen und frische Informationen abzugreifen.

 

Welche selbsternannten "AntiFas" meinen jemanden wegen einer solch unklaren Lage zu diskreditieren und gegen ihn zu hetzen würde mich mal brennend interessieren. Scheint ja nicht weit her mit der Selbstreflektion und dem Verständnis der eigenen Arbeit zu sein. Billige Aufrufe zur Selbsjustiz und Vorverurteilung von Personen nach ungeklärter Sachlage lässt mich nur den Kopf schütteln. Nach dem Motto "divide et impera" (lat. etwa "teile und herrsche") spielt man hier in diesem Fall mit voreiligem handeln eher den reaktionären und neorechten Kräften in die Hände.

 

Solidarität mit verfolgten Antifaschisten! Ob Repression vom Staat oder Anti-AntiFa-Arbeit von rechter Seite, organisiert den antifaschistischen Selbstschutz und vernetzt euch!

Nur war Baum nicht aus "antifaschistischen Recherchegründen" auf dem Konzert. Das behauptet er auch gar nicht, denn dann würde er lügen, das behaupten nur die Nazis.

Auch wenn es sicher einige Lesekreis-Antifas nicht gern lesen werden, aber Antifa-Recherche ist ein Aktionsfeld in dem es nicht immer eine klare Trennung zwischen Gut und Böse, "sauber" und "scheiße" gibt. Glaubt ihr alle Infos die irgendwelche Leute in langen Nächten für die ganze Linke über rechte Strukturen zusammentragen wachsen irgendwo auf Bäumen? Da stehen Menschen oft vor komischen Situationen und Entscheidungen, wo man egal wie man sich entscheidet, immer ein blödes Gefühl behält. Dann wird man versuchen sich irgendwie so zu entscheiden, dass es der Sache am meisten nützt und gleichzeitig einem selbst nicht zu sehr schadet. Völlig klar, dass man da auch in Bereiche vorstösst, die aus erkennbaren Gründen niemals irgendwo öffentlich auftauchen können. Nicht nur damit die Quellen nicht verloren gehen, sondern weil es u.U. für Menschen sehr gefährlich werden kann.

Natürlich ist diese ganze Sache sehr sehr schräg. Wer das Buch von Kuban gelesen hat, merkt auch sehr schnell, dass diese Figur (egal ob es nun Baum war oder nicht) irgendwie etwas tragisches, schräges hat (und definitv nichts mit der Autonomen Antifa zu tun, also ist der Nazi-Artikel bezüglich der "Unterwanderung" durch die Anti-Antifa 100% fake). Sicherlich wirkt das alles wenig wahrscheinlich. Vielleicht sogar bescheuert. Aber bevor ein Mensch der gerade massiv von Nazis bedroht wird, auch noch von der Antifa angefeindet wird, könnte man vielleicht kurz nachdenken und sagen, was ist eigentlich wenn das alles stimmt? Und er, da er die Umstände kennt, die Fresse halten muss damit er andere nicht gefährdet? Vielleicht Informant_innen aus dem persönlichen Umfeld der Neonazis denen er sein Wort gegeben hat? Menschen die ein paar Jahre Recherche gemacht haben, dürften wissen, dass auch das unmöglichste und schrägste manchmal wahr sein kann. Vielleicht ist die Realität so verquer, dass wir uns das Szenario nicht einmal vorstellen können. Aber deshalb einen Menschen so unter Verdacht zu stellen und vorzuverurteilen geht nicht. Ein schönes Verfahren wäre, wenn sich Baum vielleicht einer bekannten und vertrauenswürdigen Antifa-Struktur anvertrauen würde. Dann könnte diese Struktur für ihn bürgen. So müsste er sich nicht öffentlich erklären und damit eventuelle Geheimnisse verraten, aber gleichzeitig wäre ausgeschlossen, dass er wirklich Sympathien für die Nazis hat.

 

Solidarische Grüsse

...könnte man vielleicht kurz nachdenken und sagen, was ist eigentlich wenn das alles stimmt?

Man könnte auch darüber nachdenken, was ist eigentlich, wenn das alles nicht stimmt.

Hast du recht. Aber weil ich im Zweifel lieber mal nachfrage und Menschen nicht denunziere bevor nicht alle Restzweifel ausgeräumt sind, bin ich Antifa geworden. Ich teile ja sogar alle Zweifel und es kann sogar gut sein, dass an der ganzen Sache viel faul ist. Aber als Antifaschist sollte man die Verantwortung mitbringen nicht hinterherzurennen wenn alle "auf ihn" brüllen, sondern vielleicht auch für schräge und abgefahrene Geschichten im Zweifel Verständnis aufbringen. Wenn sich Baum in ein paar Wochen immer noch allen vertraulichen Gesprächen verweigert, etc. ist ja für den Shitstorm noch genügend Zeit.

Ja, was dann?

Dann wäre in erster Linie sein direktes Umfeld betroffen, die Leute, die zurecht von ihm denken, dass er sich ihnen anvertraut...

Was uns, also, das,was öffentlich bekannt ist, betrifft, ist das seine Fraktion im Abgeordnetenhaus...

Und das sind die Berliner Piraten, die die Stellungnahme des Herrn Baum akzeptiert haben, was die Gespräche mit der Fraktion und die Reaktionen auf Twitter bestätigt haben.

Mit anderen Worten: euch betrifft es nicht und die Leute, die durch [Andreas Baums voll fiese Spitzeltätigkeiten] die verdächtige Person geschädigt wurden, haben Stellung bezogen... (und Baum fürs Erste entlastet)

Was uns noch bleibt, ist ein generelles Misstrauensvotum gegen die im Berliner AGH sitzenden (Ex-) Piraten....

Die scheinen  auf den ersten Blick ok, ka, was ihr dazu denkt....?

Wir lassen bei uns viele Kommentare zu - und  entgegnen sie entsprechend - wenn uns danach lustig ist. Aber sowas gehört sofort raus. Einzelpersonen, die wahrscheinlich gegen Nazis arbeiten, dort angegriffen werden, dann auch noch hier anzugreifen, ist unglaublich.

 

Persönliche Kontaktaufnahme sowie mit den Piraten vor Ort ist da angesagt.

 

Das Statement hier kann von irgendwelchen durchgeknallen Autonomen Antifas stammen - zum Glück gibt es sehr viele vernünftige auch - oder von in dem Falle klugen Nazis - ja, die gibt es leider auch - um Streit und Spaltung zu schüren.

 

Uns fehlen die Worte!

Dann recherchiert selber oder wartet ab, was andere dazu recherchieren. Aber beschwert euch nicht, wenn die bereits veröffentlichten Informationen zusammengestellt werden. Dieser Vorfall ist so bemerkenswert, dass Schweigen fehl am Platz ist. Danke für den Artikel!

Ich finde es empörend, ja geradezu unglaublich, dass ein Linker, der seinen eigenen Aussagen zufolge eine Konfrontation mit Nazis hatte und jetzt von denen bedroht wird auf einem linken Medienportal wie Indymedia bescheuert diffamiert wird.

Nicht alle Infos zu der Sache wurden offen gelegt, aber es ist auch nicht Baums Verpflichtung die Fragen aller dahergelaufenen Poster_innen zu beantworten. Da ist Selbstschutz durch nicht-Offenlegung aller dazu führenden Beweggründe durchaus angebracht oder muss zumindest respektiert werden.

Als öffentlich bekannte Person, noch dazu in der Funktion als queerpolitischer Sprecher der Piratenparteien sich in so eine Situation mit Nazis zu bewegen ist vielleicht nicht die beste Idee. Dafür aber auf Indymedia diffamiert zu werden ist einfach eine Zumutung.

 

Seid mal etwas solidarischer mit anderen Linken und Antifaschist_innen! Opfer von Nazi-Drohungen gehören unterstützt, hier, woanders im Netz und auch off-the-keyboard!

 

Andreas Baum, ich wünsch dir alles Gute! Halte durch, das geht vorbei. Und lass den diffamierenden Unsinn mancher Postings hier einfach abprasseln!

 

Antifaschismus, für immer!

Mir stellen sich da auf Anhieb viele Fragen: Wieso saß Andreas Baum in dem Auto? Wer saß noch in dem Auto? Wohin wollten die Personen in dem Auto und warum? Woher kannten sich die Personen in dem Auto?

Die Antworten auf diese Fragen legen nahe, dass Andreas Baum nicht das Opfer ist, das er vorgibt zu sein. Ich finde es unerträglich, dass ihm jetzt die Rolle eines Recherche-Antifas zugedacht wird. Das hat die Antifa nicht verdient. Vor allem aber hat Andreas Baum das nicht verdient.
Baums Karriere geht ihrem Ende entgegen, da hilft auch keine Schadensbegrenzung in eigener Sache. Aber die wichtigsten Fragen haben wenig mit seiner Geschichte zu tun: Welcher Nazi hat das Outing geschrieben? Welche Naziorganisation hat das Outing zu verantworten?

Auch ohne Sympathien für Baum sind das Fragen, die beantwortet werden müssen, schon aus Gründen des Selbstschutzes. Und sie werden beantwortet werden.

das Kommentar des obigen Posters/der obigen posterin ist eine Zumutung.

Zitat: "Die Antworten auf diese Fragen legen nahe, dass Andreas Baum nicht das Opfer ist, das er vorgibt zu sein."

wie kommst du drauf? Wie anmaßend kann man sein Andreas Baum sowas zu unterstellen?

 

Wer den Indyartikel genau liest und die Links verfolgt kann auch deine weiteren wichtigen Fragen selbst beantworten: Das Outing wurde von den Faschos vom "neonazistischen Weblog "DortmundEcho"" veröffentlicht, darin kommt auch die Vermutung von Baum als Antifa-Rechercheur aufs Taleau.

 

Zeigt Solidarität mit allen Antifaschist_innen!

DortmundEcho hat das Outing veröffentlicht, das stimmt. Aber sie haben den Text nicht verfasst.

...liefert normalerweise eine fundierte Recherche mit Tatsachen, und Beweisen.

 

Ihr dagegen gebt selber zu, daß ihr nichts wisst, und die Hintergründe gar nicht versteht.

 

Stattdessen liefert ihr hier ein paar wenige Mutmaßungen und viele offene Fragen ab. Für ein Outing, das für den betroffenen schwerwiegende Konsequenzen hat, ein bißchen wenig, nicht?

Was heißt denn hier Outing? Der Artikel fasst nur die bisher bekannten Fakten zusammen.

wir verstehen durchaus, dass es Baum sehr peinlich ist, die hintergründe zu enthüllen, aber wenn er es nicht öffentlich macht, dann werden es andere für ihn erledigen. wir verstehen ebenfalls in einem gewissen sinne, dass Baum an seinen diäten hängt und deshalb wenig interesse hat, dass alle schmutzigen details ans licht kommen und er dann faktisch keine andere wahl hätte, als zurückzutreten. aber wie heißt es so schön: das private ist politisch. also herr abgeordneter: alle fakten auf den tisch.

 

wir halten übrigens die story, dass er recherchiert haben soll für quatsch. wir glauben das mit der mitfahrgelegenheit auch nicht. nazis auf dem weg zu einem konzert suchen ganz sicher nicht im internet nach mitfahrenden. um gerüchten nicht weiter vorschub zu leisten,  muss baum alles offen legen und nicht nur seinen fraktionsvorsitzenden ins vertrauen ziehen.

Antifaschismus hat nichts damit zu tun totale transparenz zu fordern. Gibt es aus der Politischen Arbeit von Baum irgendwelche Hinweise auf Nazigedankengut, die diesen Artikel rechtfertigen? Solche Artikel hat Indymedia m.E. nicht verdient.

Dieser Vorfall ist ein Hinweis auf Nazigedankengut, mindestens aber auf Nazisubkultur bei Baum. Es ist absolut gerechtfertigt, dass sich Leute wie Baum nicht hinter einem angeblichen Antifaschismus verstecken können, den sie nicht praktizieren.

Der nachstehende Beitrag fasst die vorliegenden Informationen zusammen und sucht die simpelste Lösungsmöglichkeit für den Konflikt aus Naziklamotten und dem Schweigen eines durchaus integeren Abgeordneten der Piraten. Letzteres ist eine persönliche Einschätzung vor dem Hintergrund einer ehemals längeren, wechselseitiger Bekanntschaft. Die simpelste Version ist, das Teile des Urartikels im DortmundEcho stimmen, die Kuban-Story aber Hokospokus ist, da unlogisch für einen bekannten Politiker. Auch erscheint mir ein versteckter "Genuss" rechter Rockmusik unwahrscheinlich, - das ist nicht Andreas.

 

Fahrzeug:

Auf dem Bild ist wahrscheinlich ein Kleinbus der Marke Opel Vivaro zu sehen. Diese Fahrzeuge werden nicht selten von Autovermietern eingesetzt. Das Auto ist wahrscheinlich ein Leihwagen.

 

Bildort:

Andreas steht vor dem Auto, es schneit leicht. Am 13.12.2014 war eine Kaltfront über dem nördlichen Teil Deutschlands mit Temperaturen unter 0°C. Das Bild ist in Norddeutschland aufgenommen.

 

Umfeld:

Wenn das Bild in Berlin entstanden wäre, wären wahrscheinlich Ansätze von Häusern hinter den Straßenlaternen zu sehen. Es gibt zwar größere Flächen auf denen auch in Berlin solche Fotos möglich sind, doch die simpelste Erklärung hiervon ist, es ist nicht in Berlin. Es ist ein beleuchteter Ort, - außerorts. Zum Beispiel ein Parkplatz an der Autobahn.

 

Reiseziel:

Laut DortmundEcho war der Kleinbus auf dem Weg zu einem Konzert im Ausland. Das dürfte eine wahre Information sein.

Am 13.12.2014 fand ein Neonazikonzert in Belgien statt.13.12.2014: Belgien: „White X-Mas“ – NS-Konzert mit den Bands „Helle und die RACker“, „Überzeugungstäter“, „Confident of Victory“, „Blutzeugen“, „Kraftschlag“, „Sniper“ und eine „surprise band“.

 

Dieses Konzert ist deswegen von Interesse weil es sich mit dem wahrscheinlichen Reiseziel von Andreas Baum deckt. Belgien, Brüssel. Andreas Baum fährt relativ regelmäßig nach Brüssel. Dort hat die Piratenpartei ein Niederlassung und in der Nähe zu Brüssel liegt zum Beispiel Hasselt. In Hasselt wurde das Konzept des Nulltarifes für den öffentlichen Nahverkehr umgesetzt. Ein Vorzeigestädtchen. Identisch mit der einzigen nennenswerten politischen Idee die Andreas Baum für Berlin öffentlich vertritt.

 

Jedesmal, wenn er weiter verreist, deaktiviert er Twitter. So auch diesmal. Der Twitteraccount war vom 13.12.2014 bis Anfang Januar 2015 deaktiviert. Einen Teil dieser Zeit dürfte er in Belgien die Vorweihnachtszeit verbracht haben.

Auf dem Weg zwischen Berlin-Belgien fährt man über Norddeutschland. Siehe oben. Warum überhaupt Berlin als Startpunkt? Das legt das zweite Bild aus dem DortmundEcho sehr nahe.  

 

Damit wäre die Reiseroute und das Ziel von Andreas "geklärt".

Reiseroute: Berlin - Brüssel

Standort des Fotos: Vermutlich noch in Deutschland, Autobahnnähe, Norddeutschland

 

Mitfahrgelegenheit:

Andreas ist für sparsames Handeln sehr bekannt. Er nutzte regelmäßig Sparplattformen im Internet. Unter anderem Mitfahrgelegenheiten. Das ist auch im Wiki der Piratenpartei noch etwas nachzulesen.

 

Er hatte also eine Mitfahrgelegenheit nach Belgien gesucht. Die Nazis haben ebenfalls jemanden gesucht, das Auto (6-9 Sitze) war nicht voll und man will sparen. Konzerte werden sonst recht teuer. Und ja sie haben damit riskiert, das ihr Konzert vorher noch auffliegt. Sehr helle war das eigentlich nicht. Aber wenn man ehrlich ist, der VS wusste vermutlich ohnehin vom Konzert Bescheid. Die rechte Szene ist zu sehr durchsetzt, als dass...

Andreas und die ihm bis dahin noch Unbekannten haben dann den Zeitpunkt des Abholens und die übrigen Konditionen ausgemacht. Andreas hat seinen Namen genannt. Die Nazis haben aus grundsätzlichem Misstrauen, den Namen im Internet nachgeschlagen und wussten somit vor Antritt der Reisen über ihren Gast Bescheid.

 

Wie auch aus dem Artikel im DortmundEcho hervorgeht, haben sie dann überlegt was sie ihm angedeihen lassen. Irgendwann haben sie festgestellt, sie sind identifizierbar. Es wird ein Leihwagen sein, der wird mit Vorlage des Persos, der Kreditkarte gebucht. Wenn einem Abgeordneten etwas passiert ist der VS sauer. Sie können ihm also physisch ersteinmal nicht viel, wenn sie nicht völlig dumm sind. Aber sie wollten wenigstens ihren "Spass" haben.

Also haben sie beschlossen ihn abzuholen. Mitzunehmen und unter Druck zu setzen, ohne vordergründig "Hand anzulegen". "Spass" haben. Könnte ja "lustig werden".

 

Vor dem Auto:

Seltsam erscheinen auf dem Bild drei Hinweise die aus den sichtbaren Minustemperaturen entstehen.

  1. Die Türen des Autos stehen sperrangelweit offen, es wird im Auto sicher sehr unangenehm. 

  2. Andreas hat nur leichte Bekleidung an. Zwei "Sportjacken".

  3. Es schneit nur leicht aber Andreas ist schon leicht "eingeschneit".

Ersteres erklärt sich wenn Andreas als letzter ausstieg. Also auf der Türabgewandten Seite des Fahrzeuges saß. Das bedeutet zugleich, dass als er einstieg das Fahrzeug vermutlich noch ohne andere Fahrgäste losfuhr. Bedeutet auch, neben und hinter dem Fotografen stehen während des Fotos weitere Personen.

 

Zweiteres. Er wollte wahrscheinlich nach Brüssel. Dafür braucht er Gepäck und natürlich auch eine Jacke. Ein richtige Jacke, es ist fast Weihnachten. Er hat sie jedoch nicht an. Beides wird hinten im Auto liegen und ist zum Zeitpunkt des Fotos noch nicht bei ihm sein. Zum "Spass" und für ein "Andenkenbild" sollte er hingegen mit der Nazi-Jacke posieren. Man hat ihn vorgeführt. Wie auch wahrscheinlich während der Fahrt.

 

Drittens, er steht dort schon 2 Minuten. Vermutlich weiden sich die Nazis am Anblick. Eventuell holt parallel einer der Nazis das Reisegepäck von Andreas aus dem Auto. Andreas ist einigermaßen ruhig. Er weiß nicht was passiert. Das Bild hat eine Belichtungszeit von etwa 1/4-1/2 Sekunden (Strichspuren der Schneeflocken). Dennoch ist alles annähernd scharf.

 

Zeitpunkt des Bildes:

Es ist Winter. Sie sind in Deutschland. Es sind Weißlichtlampen. Ein Konzert beginnt vermutlich zwischen 21-22 Uhr. Das Konzert ist in Belgien. Auf dem Bild dämmert es bereits. Es wird etwa 16-17.00 Uhr sein. Sie werden rechtzeitig in Belgien sein, wenn sie ca. auf Höhe Bielefeld sind. Bedeutet auch, er musste solange mitfahren. Sie werden ihn solange im Unklaren gelassen haben, ob sie ihn raus lassen oder den Besuchern des Konzertes vorführen. Das war ihr Plan.

 

Physisch konnte er nicht aussteigen da er wie oben ausgeführt auf der Türabgewandten Seite saß und seine Peiniger erst nach ihm zustiegen. Andersherum wäre es auch zu offensichtlich gewesen und Andreas wäre wohl gar nicht erst eingestiegen.

 

Zeitpunkt des Bildes:

Das zweite Bild im DortmundEcho wurde zu einem anderen Zeitpunkt / Datum gemacht.Es ist keines aus dem Internet. Die Nazis haben es selbst geschossen. Es wurde von der Straße aus gemacht im Foyer des Hauses ist ein Weihnachtsbaum zu erkennen. Passt zu der Zeit. Das Bild ist deutlich dunkler als das Bild mit Andreas.

 

Da sie aber in Berlin starteten um nach Belgien zu fahren, können sie nicht am selben Tag noch nachts das Bild vom Haus machen. Das Bild wird auf der Rückfahrt / Heimreise nach Berlin entstanden sein. Nach dem Konzert. Sie sind wahrscheinlich Sonntagnacht / Folgetag wieder in Berlin eingetroffen um Montags schaffen zu gehen. Das Bild wird also von Sonntagnacht stammen.

 

Die Storyline

Vom Bild bis zum Artikel bei DortmundEcho vergingen 3 Tage. Genug Zeit um die Story „auszubauen“ und die Kubansache drumherum zu erfinden. Sie werden gelacht haben. Primitiv. Die BZ hat dann noch einmal gebraucht um sich bei Andreas für seine mutige Arbeit, die er so garnicht tat zu bedanken. Der BZ – Artikel war komplett erfunden.

 

Ein Problem

Andreas kann diese Leute identifizieren. Mindestens das Nummernschild ist zurückzuverfolgen. Er saß mindestens 3 Stunden mit den Nazis im Auto. Wieso sagt er dann nichts öffentlich, obwohl ihn diese Geschichte diskreditiert? Einerseits wurde er in falscher Symbolik abgelichtet, andererseits mißtrauen ihm sogar schon die eigenen Leute von Links. Wie hier nachzulesen. Nachdem wie ich ihn kenne würde ich behaupten, es ist ihm peinlich bloßgestellt und gegängelt worden zu sein. Er wurde vorgeführt. Richtig wehren, mangels Beweis kann er sich auch nur mit seiner bisherigen Vita, - also Glauben oder Nichtglauben. Doch nach den vielen Geschichten der Piratenpartei, - glaubt gefühlt kaum noch jemand den Worten eines Piraten. Es erscheint nicht unlogisch, die Sache schweigend zu beerdigen, zumal Andreas durchaus etwas Sorgen plagen dürften, das sich diese Leute später nochmal bei ihm melden. Angst.

 

Polizei? Fraglich was die Justiz da ausrichten kann, den physisch verletzt wurde er offensichtlich nicht.

 

Noch einer

Allerdings müssen sich hier alle fragen, wieso die Fraktionen des Abgeordnetenhauses Berlin bislang kein Thema draus gemacht haben. Keine Linkspartei (der politische Gegner) die Andreas deswegen angreift, kein Pirat der eigenen Fraktion der aufsteht. Und die Piraten Berlin sind bekannt für die sehr ausgeprägte linke Selbstdarstellung. Es gibt dafür nur eine Erklärung, - er kann intern plausibel erklären, keinen Hang zur rechten Szene zu haben. Und man hat es ihm bereits abgenommen.

 

Ich hoffe geholfen zu haben. Die tatsächlichen Hergänge kann jedoch nur Andreas selbst benennen. Ich finde nur, das dieser Hergang logischer ist, als das er Nazimusik hören würde, bei den Nazis spioniert ect. Das sind Erklärungsmodelle die nicht simpel zu erklären sind und haben mit dem mir bekannten Andreas wenig zu tun haben. Das er faktisch schweigt halte ich für einen Fehlschluss durch Stress und fehlenden Mut.

Deine Version könnte wahr sein, aber sie ist es nicht. Andreas Baum war auf dem Blutzeugen-Konzert in Tschechien. Er wollte zum Hammerskin-Konzert nach Frankreich. Wieso und warum? Das kann der Pirat öffentlich machen. Oder er wird dazu gezwungen werden.

Das ist ziemlich viel aufgepustete Luft, gehen wir das doch mal im Detail durch ....

 

Fahrzeug: Ja, vielleicht ein Leihwagen. Oder ein Firmenwagen. Oder ein privater Kleinbus. Oder ... Kein Erkenntnisgewinn.

 

Bildort: Es gab in mehreren Regionen Deutschlands - auch Süddeutschland - Temperaturen unter 0° ... Kein Erkenntisgewinn.

 

Umfeld:  Ja, vielleicht in Berlin. Oder in Buxtehude. Oder in Dresden. Oder in Bielefeld. Oder in Hamburg. Oder in Griechenland. Oder ... Kein Erkenntnisgewinn.

 

Reiseziel: Üblichweise werden Anfahrten zu Nazikonzerten nicht auf normalen Mitfahrgelegenheitsportalen ausgeschrieben. Bei den Mitarbeitern von Julia Reeda war Andreas Baum zu diesem Zeitpunkt weder angemeldet noch erwartet. Andreas hatte im Übrigen auch nicht sein Twitter-Account zu diesem Zeitpunkt deaktiviert, oder wenn, dann nur kurzzeitig. Nach dem 13. Dezember 2014 twitterte er noch mehrere Beiträge und Replies. Das Reiseziel ist also genauso unklar wie zuvor, mit der großen, bohrenden Frage: wie kam Andreas Baum in das Auto von Nazis?

 

Mitfahrgelegenheit: Die Argumentation stinkt zum Himmel - einerseits sollen die Nazis so blöd sein, und die Mitfahrgelegenheit auf einem öffentlichen Portal ausschreiben, andererseits machen sie aber Sicherheitschecks bei den Mitfahrenden? Das klingt widersprüchlich. Solche Mitfahrgelegenheiten werden oft halböffentlich organisiert. Entweder im privaten Umkreis der - hier wohl Berliner - Nazis (hatte Andreas Baum also privat mit Nazis zu tun?) oder auf Veranstaltungsseiten / Mitfahrbörsen über den Veranstalter, der die Leute dann zusammenbringt (hatte Andreas Baum also die Absicht, das Konzert zu besuchen?). Die Interpretation, Baum wäre zufällig in die Fänge von Nazis gelangt, verbleibt vor diesem Hintergrund eher ... ohne Erkenntnisgewinn.

 

Vor dem Auto: Die Darstellung mag einigermaßen relevant sein, wenn man davon ausgeht, dass Andreas unfreiwillig mitgefahren ist. Das ist - siehe oben - nicht unbedingt der Fall. Das - man verzeihe den Wortwitz - Ausstiegsszenario, was der Post oben beschreibt, kann sich so abgespielt haben - oder eben auch anders. Wenn sie mitten in der Pampa angehalten haben, kann Baum auch als Erstes ausgestiegen sein - wohin hätte er schon flüchten / gehen sollen? Zustimmung für die Interpretation des Bildes: er ist ruhig, und er sieht nicht glücklich aus. Aber - und das ist eine ganz wichtige Frage - er sieht auch nicht so aus, als hätte er gerade eine Rangelei hinter sich, in dem er gezwungen wurde, die Nazi-Jacke anzuziehen. Wichtig hier also: hatte er diese Nazi-Jacke freiwillig an oder wurde er gezwungen, und wenn er gezwungen wurde, warum steht er dann ruhig im Foto?

 

Zeitpunkt der Bilder: Ja, kommt so hin. Die geografische Einordnung ist aber total willkürlich (war es oben nicht noch Norddeutschland? ...) - und es birgt alles keinen Erkenntnisgewinn. Interessanter wirds beim zweiten Bild: hier bestätigt sich noch einmal, dass es wohl Berliner Nazis sind, die hinter der Aktion stecken - das Bild ist kein aus dem Internet gezogenes Urlaubsfoto der Location, sondern laut Metadaten mit der gleichen Kamera aufgenommen und nachbearbeitet worden. Eine Meldeanschrift ist schnell abgefragt, aber die zweite Interpretationsmöglichkeit verbleibt: mindestens einer Nazis hatte privaten Kontakt zu Andreas Baum, und Baum hat ihn in seiner Wohnung empfangen.

 

Storyline: d'Accord.

 

(D)ein Problem: Angst ist in diesem Fall durchaus nachvollziehbar. Aber Andreas Baum hat sich, trotz mehrerer Gesprächsangebote durch Vertraute und antifaschistische Gruppen im kleinen Rahmen, nicht äußern wollen. Entgegen der Stellungnahme hat er auch Martin Delius nicht ins Vertrauen gezogen, sondern ihm nur die gleiche Stellungnahme gegeben, die er auch öffentlich gemacht hat. Laut der Pressestelle der Polizei fand auch - entgegen der Behauptungen der B.Z. - kein Gespräch mit dem LKA statt. Das hat alles einen sehr üblen Geschmack und die Fragen, die überall gestellt wurden, kommen wieder hoch: hat Baum etwas zu verbergen? Wenn man tiefer gräbt - was kommt zum Vorschein? Welche Verbindungen gibt es in das Nazimilieu? Sind sie ideologischer oder privater Natur?

 

... am Ende: Andreas Baum nahm erst im Januar wieder die Arbeit auf. Die anderen Fraktionen sind unsicher, wie mit den Informationen umzugehen seien. Insbesondere bei den Grünen ist Clara Hermann am rotieren, wird aber von den Piraten darüber beschwichtigt, dass Baum kein Zugriff auf Geheimschutzdokumente im innenpolitischen Bereich hat und darum auch der Naziszene keine Informationen weitergeben kann. Der hohe Spekulationsgrad über die Informationen verunsichert die anderen Parlamentarier. Was fehlt ist eine Stellungnahme von Oliver Höfinghoff, der als "Sprecher für antifaschistische Aktionen" hier eigentlich mehr tätig werden müsste ... aber auch er hat sich entschieden, die Sache auszusitzen, was in Zukunft mit Sicherheit Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit ihm haben wird. Mehr Schein als Sein, so ist der Politikbetrieb, nicht, Olli?

 

Privat und Politisch: Vorstellbar ist auch, dass Andreas Baum ein romantisches Verhältnis zu einem der Mitfahrenden hatte oder suchte. Das würde die Differenz zwischen politischer Positionierung und der Teilnahme an einem Nazikonzert erklären. Entsprechende Gerüchte sind schon seit der ersten Publikmachung über Baum zu vernehmen.