Nach der Neonazidemo in Friedrichshafen vom 03.10. denken wir, dass es einiges an Auswertung und Diskussionsbedarf gibt. Dazu wollen wir einen kleinen Beitrag leisten.
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1. Die Vorbereitung:
Ende Juli wurde die Stadtverwaltung informiert, dass am 3. Oktober in Friedrichshafen ein Neonaziaufmarsch stattfinden soll. Wir regten für diesen Tag an, Kundgebungen an den strategisch wichtigen Plätzen anzumelden, damit diese den Neonazis nicht zur Verfügung stehen. Dies funktionierte so weit, außer dass es leider keinen weiteren Austausch mit der Stadt gab. Desweiteren wurde der VVN keine Kundgebung am Stadtbahnhof genehmigt. Dann war erstmal abwarten angesagt, ob die JN eine Demo anmelden würde.
Als die JN die Demo anmeldete und öffentlich mobilisierte, fingen wir ebenfalls mit unserer Mobilisierung an. Der Oberbürgermeister von Friedrichshafen verbot die Neonazidemonstration und es musste auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes Sigmaringen gewartet werden.
Wir entschieden uns für ein Blockadekonzept mit möglichst breiter Beteiligung, wie dies in der Vergangenheit z.B. beim G8 in Heiligendamm, bei den Protesten letztes Jahr in Köln (gegen Pro Köln) und dieses Jahr in Strasbourg erfolgreich funktioniert hat. Bei der Entscheidung gingen wir davon aus, dass wir eh direkt auf dem Franziskusplatz sind und die Umsetzung einer Blockade daher gut funktionieren könnte. Das Verwaltungsgerich Sigmaringen erlaubte den Neonaziaufmarsch mit der Änderung, dass die Demo nicht durch die Innenstadt führen durfte. Für uns bedeutete dies eine sehr kurzfristige Änderung unseres Konzeptes um auf die geänderte Route zu kommen. Mit einer Spontandemo nach dem 5 Finger Prinzip (uns aufzufächern) und Fahnen für die Gruppen, falls es zu Angriffen durch die Bullen kommt.
2. Der Ablauf:
- Das erste Missgeschick war, dass die Demo sich verselbständigt hat und losging, obwohl auf dem Flayer stand, dass es ein Startsignal geben würde. Laut Planung sollte vermieden werden durch die Löwenthaler Straße zu gehen (sehr leicht abriegelbar). Genau dort stellten sich 8 Bullen der Spontandemo in den Weg. Mit einer entschlosseneren Spitze hätte an den Bullen vorbeigeflossen werden und so einer Einkesselung entgangen werden können. Letztendlich fehlten nur 300m bis zum erreichen der Neonaziroute. In der kurzen Vorbereitungszeit auf die geänderte Route, gelang es uns nicht die Presse in unser Konzept mit einzubinden, bzw. wurden bei der Einkesselung Presse und Fotografen mit Platzverweisen belegt.
- Während der Neonazidemonstration kam es immer wieder zu kleineren Protesten von GegendemonstrantInnen.
- Gut funktioniert hat das Infosystem.
- Im Stadtgebiet waren auch einige Anti-Antifa Fotografen und Neonazis unterwegs, die von den GegendemonstrantInnen teilweise nur schwer zu unterscheiden waren.
3. Nachbereitung:
- Gefangene haben in der GeSa Schnellgerichtsverfahren angeboten bekommen und angeblich Einlassungen gemacht. Betroffene sollten diese widerrufen. Wenn ihr Vorladungen oder ähnliches zu den Bullen bekommt, dann meldet euch bitte bei uns. Oder auch wenn ihr sonstige Fragen habt. In diesem Zusammenhang scheint es sinnvoll vermehrt über Aussageverweigerung und Verhalten bei Festnahmen zu informieren (http://www.rote-hilfe.de/infos-hilfe/rechtshilfetipps). Um Prozesskosten zu finanzieren organisiert Solipartys / Konzerte und meldet euch wenn ihr Betroffene seid.
- Der nächste Neonaziaufmarsch: Auch wenn unser Blockadeversuch die Neonazidemo nur kurzfristig (konnte wegen der Einkesselung nicht pünktlich starten) aufhalten konnte, halten wir vorerst am Blockadekonzept fest. Im Bodenseekreis bestehen aufgrund der vergangenen Erfahrungen mit Stadtverwaltung und Polizei erschwerte Bedingungen. Funktionieren kann es nur, wenn es uns gelingt eine breite Öffentlichkeit für unser Vorhaben zu sensibilisieren und in das Konzept miteinzubinden. Zusätzlich ist es wichtig sich mit Blockade- und Gruppentrainings auf den nächsten Aufmarsch vorzubereiten und weiter an umsetzbaren Konzepten zu basteln.
- Keine Feuerwehrpolitik: Es kann keine politische Strategie sein Neonaziaufmärsche mit Gegenevents zu verhindern. Vielmehr geht es doch um den Kampf Rassismus, Sexismus und Faschismus aus den Köpfen zu vertreiben. Das findet im Alltag, in der Vernetzung und Organisierung und dem täglichen Kampf auf der Strasse statt.
Antifa Ravensburg email: aa_rv [at] gmx [dot] de
http://ravensburg.antifa.net
mit antifaschistischen Grüßen
Antifa Ravensburg
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"Es kann keine politische
"Es kann keine politische Strategie sein Neonaziaufmärsche mit Gegenevents zu verhindern"
Dann bleibt doch das nächste Mal einfach zu Hause.
ok
das ist schon ein bisschen anders gemeint
dieses sinnlose hinterher rennen
und zum schluss sind die antifas wieder die buhmänner/frauen
die nazis aber wieder aus dem schneider da sie wie meistens friedlich waren
die antifa-arbeit müsst bei solchen sachen mehr mit den bürgerlichen parteien und den städten zusammenarbeiten (ist vllt ein bisschen doof aber in ner kleineren stadt kann ein antifa-haufen allein kaum was bewirken)
und gemeinsam es erst gar nicht zu ner demo kommen lassen
der ansatz alle plätze mit kundgebungen zu besetzen war gut
bloß hätte hier nicht schluss sein dürfen
...
Genau dieses "Hinterherrennen" war jedoch das Problem. Angesichts der Bullenpräsenz (die durch die Erfahrungen der vorigen Jahre absolut vorhersehbar war) ist allein die Idee einer Blockade mit einigen minderjährigen Provinzantifas das Dümmste, was man in dieser Situation hätte tun können. Dieses Kindertheater dann auch noch mit Heiligendamm oder Straßbourg zu vergleichen, ist wirklich das höchste Maß an Selbstüberschätzung und Realitätsverlust! Ich frage mich, was die Damen und Herren der Antifa Ravensburg sich dabei gedacht haben. Hattet ihr ernsthaft geglaubt, dass die Bullen es nicht geschafft hätten, eure Blockade zu räumen? Wer sich an 2007 erinnern kann, weiß vielleicht noch wie schnell eine selbst gute Blockade verschwindet, wenn Bullen reinreiten oder mit CS Gas einnebeln. Selbst wenn es gelungen wäre, den Naziaufmarsch zu blockieren, hätte die Endsituation nicht anders ausgesehen. Das war mir von vornherein bewusst, warum euch nicht? Etwas mehr Bezug zur Wirklichkeit wäre angebracht gewesen. Was ich allerdings noch Schlimmer finde ist die Tatsache, dass aus diesem Fehler wieder nicht gelernt wurde, im Gegenteil: Es wird sogar angekündigt, diese "Strategie" weiterhin anzuwenden.
Auch stellt sich mir die Frage, was überhaupt das Ziel einer Blockade gewesen sein sollte. Eine Verhinderung des Naziaufmarsches offenbar nicht, denn dies hätte man auch auf anderem, weniger verlustreichem Wege erreicht...
Selbstkritik scheint nicht so eure Stärke zu sein. In dem Sinne, auf weitere Niederlagen!
oh anonym
anonym du bist ja so ein held, wenn du schon von vornherein weisst wie es besser geht, warum organisierst du dann nicht den antifaschistischen widerstand alleine und ziehst auch noch die revolution durch du maulheld
...
Weil ich nicht damit gerechnet hätte, dass die Organisatoren der Gegenproteste das nicht selbst auf die Reihe kriegen. Man benötigte ja wohl nicht außergewöhnlich viel Intelligenz um vorhersagen zu können, dass eure angepriesene Strategie absoluter Müll ist. Begründung steht in meinem vorangegangenen Beitrag.
Ich habe studiert deshalb darf ich Leute in Scheiße reiten
Wir entschieden... Blockdadekonzept mit möglichst breiter Beteiligung, wie dies in der Vergangenheit z.B. beim G8 in Heiligendamm, bei den Protesten letztes Jahr in Köln (gegen Pro Köln) und dieses Jahr in Strasbourg erfolgreich funktioniert hat."
Der Vergleich zu oben genannten Protesten (Heiligendamm usw.) der hinkt doch.
"Wir entschieden..."
Allein dieses Zitat (Wer hat das entschieden?) Zwischen den Zeilen sieht man auch einiges mehr!