Veranstaltungsreihe zum Verhältnis von Theorie und Praxis
In der Linken gibt es unterschiedliche role models. Beispielsweise den besinnungslosen Bewegungslinken: Kampagne hier, Bündnis da, stets die 
Massen im Blick - die dann aber meistens doch nicht zum Aktionstag 
auftauchen. Was solls, dann halt direkt 
die nächste Kampagne anstoßen, um gar nicht erst die Zeit zu haben, um 
über Sinn und Unsinn der eigenen Praxis reflektieren zu können. Und 
Theorie hält sowieso nur vom Organisieren ab.
 Dem steht der theoretische Theoretiker gegenüber, auch kritischer Kritiker genannt. Zu jeder Situation kann er eine passende oder unpassende Fußnote von Marx oder Adorno zitieren, um sich als belesener
 Kopf zu profilieren, der - anders als seine von ihm belächelten 
Genoss*innen - stets den Durchblick zu bewahren weiß. Tunlichst ist er 
darauf bedacht, dass seine Gesellschaftskritik nicht von mehr als zwölf 
Mensch wahrgenommen wird. Droht doch sonst die Gefahr, dass die reine 
Lehre beschmutzt, der von ihm gehütete Kanon verwässert wird. Dass die 
einzige Funktion gesellschaftskritischer Theorie ist, die Abschaffung 
der als schlecht erkannten Gesellschaft zu ermöglichen, hat er längst 
vergessen.
 
 Mit unserer Ende Oktober startenden 
Veranstaltungsreihe »Bullenwagen klauen und Adorno rezitieren? Zum 
Verhältnis von Theorie und Praxis« wollen wir uns den beiden Begriffen 
»Theorie« und »Praxis« nähern, die in der linken Szenelandschaft 
mitunter als Gegensätze ausgespielt werden. Dabei ist es doch vielmehr 
so: Theorie ist sinnlos und reine Selbstbespaßung, wenn sie nicht darauf
 abzielt, ihre Erkenntnisse praktisch werden zu lassen. Ebenso sinnlos 
ist eine Praxis, die sich nicht an Theorie orientiert und nur durch den 
Affekt gesteuert wird. Wie ein gelungenes Zusammenspiel von Theorie und 
Praxis - und damit die Überwindung der bestehenden gesellschaftlichen 
Verhältnisse - gelingen kann, wissen wir auch nicht, werden es aber 
während der Veranstaltungsreihe zusammen mit euch herauszufinden 
versuchen. Am Ende wartet die Weltrevolution (angefragt).
- 23. Oktober // 19 Uhr // Rote Flora
 »Warum Theorie?« | Mit Ilka Schröder [Veranstaltung bei Facebook]
- 30. Oktober // 19 Uhr // Rote Flora
 »Das Verhältnis von Theorie zur Praxis gesellschaftlicher Emanzipation« | Mit Norbert Trenkle [Veranstaltung bei Facebook]
- 05. November // 20 Uhr // Golem
 Filmvorführung und Diskussion: »Der Weg der Arbeiterklasse ins Paradies«
 (Italien 1971)
- 08. November // Ab 13 Uhr // Rote Flora
 Kongresstag mit Workshops unter anderem zu Antisexismus, Hausbesetzungen, Streik
- 08. November // 18 Uhr // Rote Flora
 »Move your ass and your mind will follow?« | Podiumsdiskussion zu Krise, Kritik und Krawall.
 Mit Peter Birke, JustIn Monday und Rüdiger Mats
 
 Der Ankündigungstext und die einzelnen Veranstaltungen sind [hier] zu finden.


Adorno war kein Mensch der Praxis
Als es bei den Studentenprotesten darum ging, den Muff aus den Talaren zu vertreiben, hat Adorno sogar zur Zurückhaltung aufgefordert. Aber vermutlich meint ihr das mit dem "Organisierten Widerspruch" ;-)
Ähm ja...
Du hast den Titel anscheinend nicht ganz verstanden.
mitschnitte
hi komme leider nicht aus hh, finde die reihe aber superinteressant.
werdet ihr die aufnehmen und veröffentlichen? würde mich freuen.