Diskussion zur Zensur von kritischen Kommentaren

Hallo Genossen und Genossinnen,

 

ich bin schon seit einiger Zeit auf linksunten.indymedia.org unterwegs und ich möchte anmerken, dass es mir immer stärker auffällt, wie hier bewusst (?) kritische Meinungen anderer Kommentatoren zensiert werden.

 

Ich habe die Moderationsordnung gelesen und finde ohnehin, dass diese viel zu lang und zu unpräzise formuliert ist, um eine ordentliche und breite Diskussion stattfinden zu lassen.

Eben weil sie so viel Spielraum zulässt, andere Meinung vollkommen aus dem Bild verschwinden zu lassen, da viele schwammige Wörter benutzt werden.

 

Nun frage ich:

 

Wollen wir das, dass Menschen sich nicht kritisch mit unseren Aktionen und Artikel auseinandersetzen können?

Wollen wir wirklich sämtliche Türen schließen und dichtmachen, ohne eventuell den Andersdenkenden aufzuzeigen, warum es richtig ist, uns zu folgen und sich mit unseren Ansichten auseinanderzusetzen?

 

Ich bin der Ansicht, dass eine Diskussion - auch mit gegensätzlichen Meinungen - wichtig ist, damit wir beweisen, dass wir eine ernstzunehmende Bewegung sind. Dass die Dinge, die wir verlangen und verändern wollen, tatsächlich gut sind.

Dass Menschen sich davon überzeugen können, wie hoch die Bedeutung der Ereignisse in unseren Artikeln sind und dass sie von der Gesellschaft verstärkt wahrgenommen werden müssen!

 

Das geht nicht, wenn wir von einer Diskussion flüchten und die Meinung anderer löschen. Schließlich haben wir genug Argumente, um unser Tun zu rechtfertigen.

 

Deshalb finde ich, wir dürfen uns vor nichts verstecken - auch nicht vor der Meinung Andersdenkender.

 

Selbstverständlich bin ich genauso wenig der Ansicht, Beleidigungen und haltlose Unterstellungen erdulden zu müssen, denn das kann auch nicht Teil einer ernsthaften Diskussion sein, aber die Menschen, die wohl begründet ihre Kritik einbringen, müssen auch Gehör bekommen.

 

Alles andere wäre ein Zeichen von Schwäche!

 

Ich hoffe, hiermit einen kleinen Anstoss zu einer grundsätzlichen Angelegenheit gegeben zu haben. Letztendlich betrifft das auch, wie wir von Außen wahrgenommen werden und nur mit ihrer Hilfe können wir eine größere Bewegung werden!

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Ist mir vor einiger Zeit auch passiert als ich mich über einige Vegetarier beschwert hatte, die meinten das Veganismus "dogmatisch" sei und ich dies verneinte. Mal sehen was daraus wird, vermutlich wird dein Beitrag aber eh gelöscht. MfG deine I.

Liebe Feministin,

 

ich würde mich freuen, falls dies nicht geschehen würde. Schließlich will ich nicht die Leute von linksunten angreifen, sondern aufzeigen, dass eine mehr als bloß politische Bewegung nur laufen kann, wenn sie kritische Ansichten insoweit erduldet, wie sie konstruktiv sind und uns weiter bringen.

 

Ich fürchte einfach, dass wir durch eine weitgehende Zensur für "Spinner" gehalten werden, die sich anders nicht über's Wasser halten können - und das wird uns in keinster Weise gerecht.

 

Schöne Grüße zurück!

Es ist vorgekommen, dass auf ziemlich schräge Artikel und Kommentare recht gute Kommentare gekommen sind, die diese Positionen zu Recht kritisierten und ausführlich auseinandernahmen, so dass von der absurden Meinung recht Wenig Bestand hatte. Als Reaktion wuden von den Mods diese Artikel oder Kommentare, samt der Kritk daran gelöscht. Das fand ich in einigen Fällen unangemessen, da über die geäußerten Reaktionen sehr deutlich der Unterschied zwischen emanzipatorischer Haltung versus systemimmanenter Kritik herausgearbeitet wurde und an dieser Auseinandersetzung gut sichtbar wurde, was man auf Linksunten nicht wünscht. Das war als Prozess sichtbar, nicht als Gebot. Ich fand schade, dass das gelöscht wurde.

Beispiel einer geänderten Praxis: https://linksunten.indymedia.org/de/comment/view/120935

Wir wissen, dass Moderation umstritten sein kann und dass unsere Moderationskriterien unterschiedlich ausgelegt werden können. Sie sind Ergebnis eines Diskussionsprozesses und sie sind nicht unumstößlich. Im Laufe der Jahre hat sich eine Moderationspraxis entwickelt, aber auch die ändert sich gelegentlich. Manchmal als Reaktion auf Postings, manchmal als Konsequenz von Diskussionen.

 

Aber es gibt auch Standpunkte, von denen wir nicht abweichen wollen. Wir haben vor sechs Jahren in unserem Mission Statement einen solchen Standpunkt formuliert und er gilt noch immer:

Wir organisieren uns basisdemokratisch und treffen Entscheidungen nach dem Konsensprinzip auf Mailinglisten und regelmäßigen lokalen Treffen. Wir messen den vis-à-vis gefällten Entscheidungen eine besondere Bedeutung bei.

Ich möchte dem mod zustimmen. Offene Diskussionen sind total wichtig. Da hast du recht. Aber Diskussionen in den Kommentarspalten bringen uns nicht weiter - egal ob das jetzt auf Spiegel Online, heise.de oder hier passiert. Diese ersetzen schlicht nicht das Kennenlernen und Austauschen im persönlichen Gespräch. Von daher einfach mal wieder mehr Diskussionsveranstaltungen und VVs organisieren.

Man muss sich eben entscheiden, ob man durch eine faktenbasierte kritische Diskussion zu einer Position kommen oder ob man man eine Position zum Faktum erklären möchte.

"Methode von Versuch und Irrtum: Es ist die Methode, kühne Hypothesen aufzustellen und sie der schärfsten Kritik auszusetzen, um herauszufinden, wo wir uns geirrt haben." Karl Popper

"Selbst Scheinfächer wie die Wissenschaftstheorie, die der Wissenschaft ihren Namen, der diese aber keine einzige brauchbare Idee verdankt, werden weit über den Wert ihrer positiven Beiträge finanziert." - Wider den Methodenzwang, Frankfurt am Main, 1976, ISBN 3518060074

Wenn ich mir die Kommentare zu Artikeln von Demos wegen der aktuellen Nahost-Situation ansehe frag ich mich ob überhaupt oder nach welchen Maßstäben zensirt wird. Einen riesen Haufen Antisemitischem Müll, teilweise Shoa relativierend, völig frei von Rationalität und ohne jeden emanzipatorischen Anspruch. Und auf Argumente wird mit Beleidigungen und noch mehr Müll geantwortet, weswegen ich nicht von Disskussionen sprechen kann. Ich finde das eher peinlich und ermüdend als konstruktiv. In diesem Sinne würde ich mir durchaus mehr Zensur wünschen.

Das gilt leider nicht nur für die von dir angesprochene Thematik.

Wenn ich mir einige der Kommentare hier zu ansehe:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/119582#comment-114004

meine einschätzung als regelmäßiger und ausdauernder indynutzer*inn ist die folgende:

in letzter zeit (meint grob einen monat, eher die letzten 3 wochen) ist eine zunahme an spamkommentaren (eindeutig rechte/spinner/spammer/agressive trolls) zu verzeichnen. die "offensive" der eindeutigen kommentare, welche auch gelöscht werden, wird von "milden" kommentaren begleitet. diese sind nicht eindeutig als krasse spamkommentare einzuordnen, haben aber häufig einen beleidigenden oder anderen fragwürdigen charakter. dieser tonfall ist meist mit allgemeinplätzen von vorurteilen garniert, die einen anschein von kritik erwecken. jedoch sind auch diese kommentare keineswegs an einer fundierten kritik oder im besten fall polemik interessiert. das hauptaugenmerk liegt eher in der etablierung dieser vorurteile. 

es ist klar, dass eine solche "kommentaroffensive" mehr löschen nötig macht. schwierig wird es eben bei den uneindeutigen kommentaren, die so vorher nur seltener zu vernehmen waren (zb. mal bei den anschlägen auf infrastruktur in berlin/anderswo). dadurch kann es zu einem falschen eindruck kommen, obwohl es sich eher um ein "zu viel" von "böse gemeinten" kommentaren handelt.

 

gleichzeitig sehe ich natürlich auch, dass nicht alle alles gut finden und vielleicht sogar leute da sind, die erst "seit kurzem" indy lesen und deshalb von manchem nicht begeistert sind. gleichzeitig ist die fähigkeit, ordentliche kritik die nicht unsolidarisch ist und einen angemessenen schreibstil zu haben eine, die sich erst entwickeln muß.

meiner meinung nach empfinde ich die praktische umsetzung der moderationskriterien bisher für in ordnung. an manchen stellen bin ich auch über das löschen stutzig geworden, jedoch ist der "bösartige charakter" vieler kommentare in letzter zeit, für mich, nicht von der hand zu weisen.

indy ist immer "nur" das indy was wir daraus machen. sind die kommentare auf zerstörung gezielt, dann stellt man das schnell fest. handelt es sich aber vielleicht um eine*n der*die sich äußern wollte und es nicht als musterargumentation getan hat, wird sich dies auch herrausstellen. das maß an "disskussion" das wir hier führen wollen, bestimmen wir selbst.