Am 1. Juli war es in Jena wieder soweit. Einige Menschen haben sich zusammengefunden um ein seit fünf Jahren leerstehendes Gebäude in der Innenstadt zu besetzen. Die Aktion, sowie ihre nach außen transportierten Standpunkte, wurden von einer Masse an Leuten vor dem Haus solidarisch unterstützt. Thüringenpunk war vor Ort und im folgenden Bericht sollen die Geschehnisse rund um die Hausbesetzung dargestellt werden. Vorweg sei gesagt, dass es kein ausführlicher Bericht über alles sein kann, was an dem 1. & 2. Juli geschehen ist, sondern lediglich wiedergeben kann, welche Eindrücke vor Ort aufgegriffen werden konnten.
Am Nachmittag, des 1. Juli gegen 16:00 Uhr wurde bekannt gegeben, dass in der Carl-Zeiss-Straße 11 in Jena ein Haus besetzt wurde. Wie auch schon vergangenes Jahr am 6. Dezember wurde auf dem Blog wolja.noblogs.org ein Text veröffentlicht, der aufzeigen soll, warum es zu dieser Aktion kam.
Zum einen stellte die Erklärung der BesetzerInnen fest, dass es 
im kapitalistischen System einen Frieden gäbe, welcher durch 
Diskrimienierung, Ausbeutung und Unterdrückung getragen 
werde. Eben diese Verhältnisse seien der Grund weshalb Menschen in 
Abhänigkeiten kommen, also aufgrund der Tatsache, für ein 
warmes Dach über dem Kopf einer Lohnarbeit nachgehen zu müssen. Die
 Alternativen dazu wären höchstens Obdachlosigkeit oder sich 
vom Arbeitsamt drangsalieren zu lassen und gesellschaftlich 
ausgegrenzt zu werden. Weiterhin wird ausgeführt, dass es aus 
diesem Grund auch als normal erscheint, dass Wohnraum als 
„Privateigentum“ angesehen wird. Trotz des Bedürfnisses nach 
Wohnraum, welches in Jena schon seit langem stark ausgeprägt ist, 
werden Häuser leerstehend gelassen und verfallen über die Jahre 
hinweg. Ebenfalls stellen die Besetzer_innen fest; „Obwohl“? – 
Vielleicht ist genau diese Raumknappheit und die Verdrängung von 
Menschen nicht nur Folge, sondern zugleich die notwendige 
Voraussetzung für Kommerzialisierung und Privatisierung. 
Dieses (leerstehende) Haus ist für uns deshalb gleichsam Gewalt 
gegen Menschen, Symbol und manifester Gegenstand der 
Eigentumslogik. Zugleich ist es Bestätigung dafür, dass die 
Bedürfnisse der Menschen, gemessen an der Erfüllung der 
Sachnotwendigkeiten der kapitalistischen Verhältnisse, 
einen Dreck wert sind.“
Für eine Hausbesetzung habe man sich entschieden, da man diese 
Eigentumsverhältnisse infrage stellen und eine 
Grenzüberschreitung wagen wollte, damit diese Grenzen sichtbar 
werden und ihre Ausgrenzungsmechanismen als notwendigen Teil 
dieser Gesellschaft aufgezeigt werden können. Für die 
BesetzerInnen ein Weg, wie die Kritik zur Praxis werden kann.
Kurz nachdem die Hausbesetzung bekannt wurde, versammelten sich 
rund 60-70 Menschen direkt vor dem Haus und organisierten eine 
Solidaritätskundgebung. Mit Transparenten aus dem Haus 
machten die Besetzer_innen deutlich, was da vor sich ging.
Nach kurzer Zeit trafen einige Streifenpolizisten in der 
Carl-Zeiss-Straße ein, welche einen überforderten Eindruck 
machten und nicht so recht wussten, wie sie mit der Situation 
umgehen sollten. Die Menge an solidarischen Menschen stieg 
zeitweise auf bis zu 200 Personen an. Leider wuchs mit der Zeit 
auch die Anzahl der Polizisten, die damit begannen die Zugänge 
zur Carl-Zeiss-Straße für den Verkehr zu sperren. Die Stimmung auf
 der Kundgebung war ruhig und entspannt, jedoch war lange Zeit 
unklar, ob die Polizei noch am selben Tag  räumen würde.
Gegen 21:00 Uhr wurde bekannt, dass die Besitzer des seit 5 Jahren 
leerstehenden Gebäudes bis 9:00 Uhr des folgenden Tages eine 
Duldung der Besetzung zuließen. Vor dem Haus wurden Sofas, Stühle
 und Tische bereitgestellt und es gab einen Workshop zum Recht auf 
Stadt, sowie eine Lesung aus dem Buch zum ehemalig besetzten 
Topf&Söhne Gelände in Erfurt.
Am nächsten Morgen zog die Polizei immer mehr Kräfte heran, unter 
anderem die Thüringer BFE (Beweissicherungs- und 
Festnahme-Einheit), welche sich im Laufe des Tages noch durch die 
Durchsetzung der Räumung unter massiver Gewalt hervor tat. Nach 
dem Auslaufen der Duldung um 9:00 Uhr wurde die Lage angespannter.
 Im Gegensatz zur Räumung des besetzten Hauses am 6. Dezember 
2013 versammelten sich immer mehr Menschen vor dem Haus auf der 
Kundgebung, sodass es nicht so einfach sein würde, die Kundgebung 
nieder zu prügeln und das Haus zu räumen.
Die Verantwortlichen des Uniklinikums, die über fünf Jahre den 
Leerstand in der Carl-Zeiss-Straße.11 verwalten durften, traten
 im Laufe des Vormittags in Kontakt mit den HausbesetzerInnen. 
Zuerst telefonisch, danach tauchte die Verwaltungschefin 
Seidel-Kwem mit zwei Vertretern ihrer Gefolgschaft vor dem Haus 
auf. Scheinbar hatten die Vertreter des Uniklinikums 
„Hausbesetzung“ bei Wikipedia eingegeben und verstanden, dass
 man als Hausbesetzer schlecht zu einem persönlichem Gespräch in 
das Büro der Verwaltungschefin kommen kann. Jedenfalls wurde 
ihnen der Zutritt zum Haus verwehrt und so kam es dazu, dass vor dem 
Haus mit den BesetzerInnen auf dem Balkon „verhandelt“ wurde. Die
 Vertretung des Uniklinikums betonte, dass sich das Haus nicht 
nutzen ließe, aber gleichzeitig wissen wollte, welche Projekte 
umgesetzt werden sollten, sollte die Hausbesetzung geduldet 
werden. Ein Widerspruch an sich. Die BesetzerInnen machten klar,
 dass sie nicht darum bitten, dieses Haus zu bekommen, sondern es 
sich einfach nehmen. Ebenfalls formulierten sie in diesem 
Gespräch nochmals ihre Kritik am Eigentum, was nur auf Verwirrung
 seitens der Uniklinikumsverwaltung traf.
Die Verhandlungen blieben ohne weitere Ergebnisse. Rund 5 
Minuten später gab die Polizei bekannt, dass die Kundgebung vor 
dem Gebäude verschoben werde. Ebenfalls wurde eine 
Räumungsaufforderung an die BesetzerInnen über den 
„Kommunikationswagen“ der Polizei durchgesagt. Nachdem die 
Kundgebung gegen 10:30 Uhr schließlich nicht mehr vor dem Haus 
angemeldet war, sondern einige Meter weiter hinten bereits von 
der Polizei mit Hamburger Gittern abgesperrt wurde, sammelten 
sich trotz der Aufforderung der Polizei rund 50 Menschen vor dem 
Haus. An dieser Stelle gingen vielen die Bilder der letzten 
Räumung in Jena durch den Kopf, als die Polizei die Kundgebung vor 
dem Haus angriff und auf die dort anwesenden Menschen einschlug.
Nach weiteren Aufforderungen den Platz vor dem Haus zu räumen, 
gingen die Prügelbullen der Thüringer BFE zu Werke. In dieser 
Zeit versammelten sich jede Menge Menschen im 
gegenüberliegenden Universitätsgebäude um zu gaffen. Zwar 
gab es auch einigen Zuspruch von StudentInnen, aber ein Großteil 
machte den Eindruck, als wollten sie nur mal gucken was passiert – 
getreu dem Motto: „Lasst mich durch, ich bin Schaulustiger!“.
Die Polizei begann damit die Leute noch einmal aufzufordern zu 
gehen, die BesetzerInnen und die solidarischen Menschen vor dem
 Haus, machten deutlich, das Haus nicht freiwillig aufzugeben. 
Das führte zu gewaltsamen Übergriffen durch die Polizei. Leute 
wurden aus der Menschenmenge gezerrt, mit Faustschlägen sowie 
Knüppelschlägen übersät und weiterhin durch Pfefferspray 
verletzt. Einige Personen wurden von der Polizei am Boden 
fixiert. Mit sogenannten Schmerzgriffen und auf den Kopf 
gedrückten Knie, wurden so Personen am Boden festgehalten.
 Nach einiger Zeit sperrte die Polizei die gegenüberliegenden 
Eingänge zum Unigebäude ab und schickte potenzielle Zeugen, 
welche die Polizeigewalt sehen konnten weg. Man wolle nicht 
beobachtet werden, wenn man in die nächste Prügelrunde geht.
Im Universitätsgebäude ertönte plötzlich der Feueralarm. Das 
Universitätsgebäude musste daher evakuiert werden. Die Ein- 
und Ausgänge auf der Seite zur Carl-Zeiss-Straße wurden weiter 
von der Polizei abgesperrt und Menschen von der Flucht aus dem 
Gebäude abgehalten. Laut der dort anwesenden Polizisten 
sollten die Menschen einen anderen Ausgang nehmen, also zurück 
durch das potenziell brennende Gebäude gehen. Die Polizei 
führte die Räumung der Menschen vor dem Gebäude weiterhin durch 
und musste dabei von den eigenen Vorgesetzten zurückgehalten 
werden. Ein Vorteil war wohl die anwesende Presse, sodass die 
Polizei nicht unbeobachtet auf die anwesenden Personen 
einschlagen konnte. Nachdem die Menschen vor dem Haus entweder 
Platzverweise von der Polizei, oder zur Kundgebung einige Meter
 weiter geschleppt und dort hinein geschubst wurden, trennte die 
Polizei und die BesetzerInnen in der zweiten Etage nur noch 
verbarrikadierte Türen. Im Laufe des Nachmittags kam es zu 
weiteren Übergriffen der Polizei gegenüber Menschen im 
Universitätsgebäude.
Gegen 15:30 Uhr wurden die BesetzerInnen in Handschellen aus dem 
Haus geführt und die Besetzung für beendet erklärt.
Die Besetzung in Jena war innerhalb von rund 24 Stunden beendet 
wurden und liegt erst einige Tage zurück. Auf dem Infoblog 
wolja.noblogs.org werden wahrscheinlich in den kommenden Tagen 
noch einige Berichte den Weg an die Öffentlichkeit finden. Es 
bleibt zu hoffen, dass es den Betroffenen von Polizeigewalt 
wieder besser geht und die BesetzerInnen das Spektakel mit der 
Polizei gut überstanden haben. Wie bereits erwähnt, handelt es 
sich hier nur um einen groben Abriss der Ereignisse rund um die 
Besetzung aus einer subjektiven Perspektive. Die Aktion und 
der fortgesetzte Kampf  um Häuser in Jena ist in die nächste Runde 
gegangen und es wird sich zeigen, welche Diskussionen 
aufgeworfen werden und wie es in den nächsten Wochen weiter gehen
 wird.
Zum Schluss sei noch auf ein Interview der Filmpiraten mit den Hausbesetzern und die Pressemitteilung der Roten Hilfe Jena verwiesen.
Ach und noch ganz zum Schluss: Fickt euch, ihr Bullenknechte!


check:
Weitere Berichte, Veranstaltungen und Konzerte aus Thüringen gibts bei http://thueringenpunk.blogsport.de/
blablabla
"Ach und noch ganz zum Schluss: Fickt euch, ihr Bullenknechte!"
der versuch der hausbsetzung in allen ehren aber ihr lasst euch auch alles gefallen oder? wehrt euch doch! früher gings doch auch. große klappe aber nichts dahinter.
trotzdem hoffe ich ihr habt beim nächsten mal mehr erfolg.
2014 nicht 1980
Naja mit 50 leuten vor dem haus und gaffenden studis, kann man nicht viel machen.
Die große klappe hast nur du, in indy kommentaren von früher reden und fragen, warum man sich nicht von den bullen abgreifen lässt.
Beim nächsten mal kannst du dich ja gerne noch mit motorradhelm und eisenstabge vors haus stellen. Bin gespannt was passiert.