Alf Torsten Herbertz lebt unter der Leo-Wohleb- Brücke in Freiburg. Das Amt für öffentliche Ordnung hat nun die Räumung seines Lagers angekündigt. Doch er hat auch Unterstützer.
Alf Torsten Herbertz ist Künstler. Einer, der malt, schreibt, gestaltet.
 Ein Lebenskünstler sowieso. Seit einem Jahr findet sein Leben fast rund
 um die Uhr öffentlich statt: Er wohnt unter der Leo-Wohleb-Brücke 
gleich neben der Unteren Schwarzwaldstraße. Nun hat sich das Amt für 
öffentliche Ordnung zu Wort gemeldet: Für den gestrigen Freitag war die 
Räumung angekündigt. Die hat bis zum Redaktionsschluss nicht 
stattgefunden. Wohl aber gab es in der Nacht unter der Brücke ein 
solidarisches "Sleep out" mit etwa 50 Gästen, die hinter Alf Torsten 
Herbertz stehen.
So auch die Musikerin Bernadette La Hengst. Als Performerin in der 
Stadttheater-Produktion "Schwarz Wald Straße" ist sie seit Monaten in 
der Gegend um Schwabentorbrücke, Dreisamufer und Schwarzwaldstraße 
unterwegs, probt und probiert, recherchiert und trifft dabei auf die 
Menschen, die hier im Quartier leben. Eine der vielen Fragen, die ihr 
Produktions-Chor "Nomaden der Zukunft" in dem Stationenstück "Schwarz 
Wald Straße" besingt, heißt: "Wem gehört die Stadt?" Als sie von Alf 
Herbertz’ Räumungsankündigung erfuhr, gab sie diese Information nach den
 Aufführungen weiter ans Publikum.
				
				
Verrückt, finden die Zuschauer: Das echte Leben mit den echten Fragen 
spielt sich quasi in Rufweite zum Bühnengeschehen von "Schwarz Wald 
Straße" ab. Dass es Bernadette La Hengst ernst ist um die Kritik an 
Ungerechtigkeit und Benachteiligung, stellte sie prompt unter Beweis – 
und regte als Unterstützungsaktion an, dass möglichst viele die Nacht 
vom Donnerstag auf Freitag unter der Brücke verbringen sollten.
Dort hat Alf Torsten Herbertz über die Wochen und Monate als fliegenden 
Bau, in provisorischer "Bauweise" mit Hilfe von Decken, Tüchern, 
Matratzen, Kisten, Lampen und Teppichen, eine luftige Einraumwohnung 
entstehen lassen. Dort dreht sich ein Windrad, da vorne fingert eine 
wacklige Skulptur aus feinen Rohren in die Luft. Nie habe es Probleme 
gegeben in dem einen Jahr, seit er hier wohnt und werkt, berichtet Alf 
Herbertz: "Jetzt wird plötzlich das Feuermachen für gefährlich erklärt, 
und angeblich gibt’s ein Müllproblem."
Beides sei nicht wirklich nachzuvollziehen, findet Bernadette La Hengst,
 "zumindest hätte man das kommunizieren – und Lösungen finden können." 
Sie hat sich an Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach gewandt – der 
hatte eine einwöchige Fristverlängerung ausgehandelt, ist aber nicht 
zuständig für das Räumungsvorhaben. Zuständig ist hierfür das Amt für 
öffentliche Ordnung, das nach der städtischen Polizeiverordnung "zur 
Sicherung der öffentlichen Ordnung in Freiburg das Nächtigen auf 
öffentlichen Straßen und Anlagen untersagt".
Der Verstoß ist eine Ordnungswidrigkeit, führt Edith Lamersdorf, 
Pressesprecherin der Stadt, auf BZ-Nachfrage aus: "Das kann mit einem 
Bußgeld mit bis zu 5000 Euro geahndet werden." Allerdings, so teilt sie 
in einem Schreiben mit, gehe die Stadt nicht blindlings gegen jede 
Schlafstelle wohnsitzloser Personen vor. Im aktuellen Fall jedoch sei 
die ursprüngliche Schlafstatt im Lauf der Zeit deutlich vergrößert 
worden, es habe zudem Beschwerden wegen Musik, Ruhestörung, Bemalung von
 Wänden und offenem Feuer gegeben – und ein Eingreifen sei erforderlich 
geworden. Man gehe aber davon aus, dass er der Aufforderung Folge 
leisten werde, das Lager zu räumen.
Kenner der Wohnungslosen-Szene schätzen, dass in Freiburg einige hundert
 Menschen wohnsitzlos sind. In Konfliktfällen hilft – so sie von 
Betroffenen hinzugezogen wird – die Ombudsstelle für Wohnungslose. Die 
hatte jedoch von der angekündigten Räumung unter der Dreisambrücke 
bislang keine Kenntnis. Dieter Purschke als einer der Vertreter der 
Ombudsstelle setzt darauf, dass von Seiten der Verwaltung alle 
Möglichkeiten an Hilfs- und Unterstützungsangeboten ausgelotet wurden, 
die auch Perspektiven eröffnen – und die gesundheitliche Situation des 
Betreffenden berücksichtigen.

Bericht von RDL zur Soliaktion mit ALF
Soligruppe vom Theater Freiburg: SCHWARZ WALD STRASSE
http://www.theater.freiburg.de/index/TheaterFreiburg/Premieren.html?SpId...