[B] Kundgebung vor und in dem Hostel Amadeus

Heute geschlossen

Heute Nachmittag versammelten sich über 100 Menschen vor dem Hostel Amadeus in der Brunnenstraße 70 in Berlin Mitte. Auf Schildern, Transparenten und Postern wurden die Arbeitsbedingungen und der offene Rassismus sowie Antisemitismus der Geschäftsführung thematisiert. Nach einer kurzen Kundgebung zieht ein großer Teil der anwesenden Menschen spontan in das Hostel und besetzt symbolisch das Gebäude. Ein kurzer Bericht und eine Einschätzung aus Sicht der Berliner Erwerbsloseninitiative BASTA.

 

„Für euch ist es Urlaub für uns ist es Ausbeutung“ rufen die Angestellten und ihre Unterstützer_innen bei der Kundgebung vor dem Amadeus Hostel in der Brunnenstraße am Samstag Nachmittag. Mehr als 100 Menschen sind zusammengekommen, um die Arbeitsbedingungen und den offenen Rassismus dieser Firma öffentlich zu machen. Sie erhalten Löhne zwischen 65 Cent und vier Euro die Stunde, werden mit Praktikums- statt Arbeitsverträgen ausgestattet und willkürlich auch wieder gefeuert. Der Geschäftsführer verlangt von den Angestellten, Menschen aus Rumänien, Bulgarien und Israel generell den Zutritt zum Hostel zu verweigern.

 

Doch nicht nur das Hostel steht am heutigen Tag im Fokus, auch die Praxis der Jobcenter soll hier öffentlich gemacht werden.

 

Erst war es einer und dann kamen immer mehr Menschen aus verschiedenen Ecken Europas in die Sozialberatung der Erwerbsloseninitiative BASTA. Eine Aktivistin der Initiative sagt dazu: „Mit Job und ohne Arbeitsvertrag werden die Beschäftigten vom Jobcenter nicht als Aufstocker_Innen anerkannt und müssen von 100€ Hungerlohn im Monat leben. Nach der Kündigung werden ihnen die Leistungen erneut verweigert, da sie keiner Erwerbsarbeit nachgehen. Für Menschen aus der EU ohne deutschen Pass stellt Erwerbsarbeit aber eine Bedingung für den Bezug von ALG II dar. Wir fordern uneingeschränkten Zugang zu Sozialleistungen für alle, unabhängig vom Pass oder ähnlichem Quatsch.“

Seit dem Versuch Deutschlands, das Europäische Fürsorgeabkommen einseitig außer Kraft zu setzen, suchen immer mehr Menschen aus dem europäischen Raum Unterstützung im Umgang mit dem Jobcenter in der Erwerbslosenberatung BASTA. Das sogenannte Fürsorgeabkommen organisierte den Zugang zu Sozialleistungen im westeuropäischen Raum seit den 50er Jahren und garantierte so Menschen eine Existenzgrundlage, die ihren Lebensmittelpunkt in Europa veränderten.

Während der Stammtisch über „Sozialtourismus“ und „Armutsmigration“ fabuliert, wird Menschen pauschal die Existenzgrundlage entzogen. Die Jobcenter sind mitverantwortlich für die Umsetzung dieser Festungsmentalität. Das Jobcenter verweigert den Zutritt von nicht-deutschsprachigen Minijobber_Innen und somit die Antragsannahme mit Verweis auf die „Amtssprache“. Schafft es jemand mit selbstorganisierten Übersetzer_Innen die Eingangszone zu überwinden, werden sie konfrontiert mit unzähligen Formularen über ihre Migrationsgeschichte, einer verzögerten Antragsbearbeitung und stereotypen Unterstellungen von Schwarzarbeit. Schließlich werden die Anträge mit Verweis auf ihren fehlenden Arbeitnehmerstatus abgelehnt und es bleibt nur der Gang zum Sozialgericht, wo ihnen die Leistungen schließlich zugesprochen werden.

 

Die selbstorganisierte Erwerbslosen-Beratungsstelle BASTA im Wedding unterstützt die Betroffenen dabei, ihre ökonomischen Bedingungen zu verbessern und die Isolierung im Job und im Amt durch solidarisches Begleiten aufzubrechen. Ihr Plenums- und Beratungsraum hat sich zum politischen Ausgangspunkt für einige der ehemaligen Hostel-Angestellten entwickelt.

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Da werden z.T. Löhne von nur 0,65€ bezahlt und dennoch schaffen es lediglich 100 Leute zu der Kundgebung? Wenn die Berliner Linken dem Klassenkampf bereits abgeschworen haben meinetwegen. Nur hört dann gefälligst auf euch antikapitalistisch zu nennen.

Was arbeiten auch Menschen für solch einen Lohn? Wenn ich nur so wenig Geld bekommen würde, würde ich die schlechteste Arbeit leisten!

ich würd egar nicht erst für so wenig arbeiten jeder der es doch tut ist es selbst schuld

Schön, das du das nicht tun würdest. Und Miete zahlste dann auch einfach keine und das Essen kann man ja klauen und wenn es zu kalt wird, tja, dann ziehste einfach noch nen Pulli drüber. Das ist doch ausgemachter Unsinn und ich gehe jede Wette ein, dass du noch nie in ner vergleichbaren Situation warst. Aber ja nee, is klar.

Wie immer an einzellnen Aktionen oder besser der Anzahl der Teilnehmer_innen daran dem gesamten politischen Spektrum einer Region und mehreren tausend Menschen die "Überzeugungen" aberkannt oder besser in Frage gestellt werden, wunderschön echt.

Das geht dann auch so wunderbar mit gaaanz ganz vielen Sachen.

"WAS? Bei der Blockade der Wohnungsräumung XY waren NUR 50 Menschen??? Die Aktivist_innen von XY haben ihre Ziele aus den Augen verloren!!!11EINSEINS!"

 

Ganz im Ernst, geh wo anders spalten!


Bei den ersten Lärmdemos am Kotti waren auch "nur" 100 Leute oder die Nachtschichte im letzten Winter am O-Platz haben auch "nur" immer ein paar Menschen übernommen, trotzdem sind viele viele mehr solidarisch auf verschiedenste Art und Weise, das ist überhaupt kein Indikator dafür was irgendeine "Linke" als Ziele hat oder eben nicht hat.

 

Dein Beitrag ist einfach nur völlig verkürzte...na nennen wir es mal "Kritik" und wird einer ernshafteren Diskussion um "Aktivismus" nicht mal im Ansatz gerecht.

 

Aber dir das mal vor Augen zu führen:

"Da geht es um es dir um grundlegende, inhaltliche Kritikpunkte und du schaffst es nur zwei Zeilen dazu zu schreiben?

Von mir aus aber hör dann gefälligst auf dich als Maßstab für andere zu setzen."

Merkste selber, ne? Ist nicht so geil auf so einem Niveau zu "argumentieren" oder?

;)

Gestern abend im Spätkauf um die Ecke waren gerade mal 3 Leute anwesend, um ihren Bedarf an alkoholisch angereicherter Flüssignahrung zu decken. Ein eindeutiges Zeichen, daß der Kapitalismus kurz vor der Niederlage steckt.