Erstmals gedenkt Dresden heute seiner Bombardierung im Februar 1945 ohne störende Neonazi-Aufmärsche. Die Rechten kapitulieren vor dem Widerstand aus der Bevölkerung.
69 Jahre nach der Zerstörung ihrer Stadt gedenken die Dresdner heute der Toten der Luftangriffe, ohne dabei von Rechtsextremisten gestört zu werden. Die Organisatoren des für heute Nachmittag geplanten Neonazi-Aufmarsches in Dresden haben ihre Anmeldung zurückgezogen. „Die Veranstaltung wurde abgesagt", bestätigte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen.
Es ist das erste Mal seit etlichen Jahren, dass keine Neonazis durch die Stadt ziehen und den Gedenktag missbrauchen. Seit 1990 waren es jedes Jahr oft mehrere Tausend Rechtsextremisten aus halb Europa, die nach Dresden gekommen waren, um an den „Bombenholocaust“ zu erinnern. Deutsche Rechtsextremisten hatten dabei stets die Hoffnung, Dresden zu ihrer neuen „Hauptstadt“ zu machen.
Doch daraus wurde nichts. Seit 2010 nahm die Zahl der rechten Marschierer ab, wahrscheinlich vor allem deshalb, weil sich ihnen Tausende Blockierer in den Weg setzten. 2011 war es dabei zu schweren Ausschreitungen gekommen.
Dennoch ist Dresden auch dieses Jahr nicht vollkommen verschont worden: Am Mittwochabend hatten etwa 350 Neonazis auf dem Dresdner Theaterplatz eine Kundgebung abgehalten und waren anschließend mit Fackeln durch die Innenstadt zum Hauptbahnhof gezogen. 1000 Gegendemonstranten stellten sich ihnen in den Weg. Die Polizei trug Blockierer zur Seite. Es kam dabei jedoch weder zu Ausschreitungen, noch gab es irgendwelche Festnahmen. Gegen 22 Uhr war der braune Spuk vorbei.
Im Vorfeld des Gedenkens hatte es die üblichen Streitereien mit Neonazis um eine Versammlungserlaubnis vor Gericht gegeben, die erst in letzter Minute entschieden wurden. Das sächsische Oberverwaltungsgericht in Bautzen verbot den Rechten am Ende, am heutigen Donnerstag in der Nähe der Frauenkirche eine Versammlung abzuhalten. Es bekräftigte am Mittwoch ein Urteil des Dresdner Verwaltungsgerichtes. Die Richter in Bautzen begründeten dies nicht nur mit Gefahren durch Baustellen auf dem Neumarkt um die Frauenkirche. Sie sahen auch das für heute geplante stille Gedenken an die Opfer der Bombenangriffe gefährdet, schließlich sind Proteste gegen Neonazis immer eine laute Veranstaltung.
Das gerichtliche Verbot einer Nazi-Kundgebung an der Frauenkirche und die Tatsache, dass heute überhaupt keine rechten Veranstaltungen das Gedenken stören, lassen Dresden aufatmen. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) meinte noch am Mittwochabend nach der Blockade des kleinen Neonazi-Umzuges: „Ich bin stolz auf die Dresdner, die so zahlreich auf der Straße sind um schon jetzt Gesicht gegen rechts zu zeigen.“
Zu den Hauptveranstaltungen am heutigen Gedenktag gehören die Kranzniederlegung auf dem Heidefriedhof, auf dem ein Großteil der 25000 Bombentoten beerdigt wurde sowie die Menschenkette um die historische Altstadt und die Nacht der Stille.
Zur Menschenkette ab 17 Uhr werden wie jedes Jahr tausende Dresdner erwartet. Angemeldet wurde sie vom Rektor der Technischen Universität Dresden, Hans Müller-Steinhagen. Begleitet wird das Aufstellen zur Menschenkette vom Läuten der Dresdner Kirchenglocken.
Vertipper
Bei "Erstveröffentlicht" steht 13.08.2014. Das sollte wohl 13.02.2014 heißen.
Repariert
Danke für den Hinweis, wir haben das geändert.