Ulm: Nazis wollen schon wieder auftreten Antifa ruft zu Gegendemonstrationen auf

Erstveröffentlicht: 
14.08.2009

Die AG-Schwaben, eine Internetplattform Nationaler Sozialisten, hat für Montag zu einer Heß-Gedenkfeier in Ulm aufgerufen. Die Polizei ist gewarnt.

HANS-ULI MAYER


Ulm
  Nach dem großen Aufmarsch der NPD-Jugend am 1. Mai steht Ulm schon wieder eine Aktion der Rechtsradikalen ins Haus. Auf der Internetplattform "AG-Schwaben", einer Sammelseite unorganisierter Nationalsozialisten, wird für Montagabend auf dem Ulmer Münsterplatz zu einem so genannten "Flashmob" aufgerufen; einer unangemeldeten Spontandemonstration, mit der des Todestags von Rudolf Heß gedacht werden soll.
 
Charakteristisch für Flashmobs ist deren schnelle Durchführung. Die Demo ist nicht angemeldet und dauert nur wenige Minuten - bis die Polizei einschreiten kann, sind die Demonstranten schon wieder weg. In mehreren Städten des Landes - neben Ulm auch Stuttgart, Reutlingen, Mannheim und Karlsruhe - sollen sich Nazis zeitgleich treffen und einen Text des ehemaligen Stellvertreters Hitlers, Rudolf Heß, öffentlich verlesen. Die Planung sieht sogar bestimmte Betonungen vor und ist bis auf die Minute genau geplant.

Zwar hatte und hat Rudolf Heß überhaupt nichts mit Ulm zu tun. Dennoch gedenken die Rechtsradikalen des Obernazis an seinem Todestag. Heß hat sich am 17. August 1987 im Militärgefängnis in Spandau das Leben genommen, nachdem er dort bereits seit Kriegsende inhaftiert war. Die Nazis haben ihre eigene Geschichte dazu und sprechen von Mord.
 
Wie weit die Geschichtsklitterung geht, zeigt ein Zitat von Heß, das von den Nationalsozialisten im Vorfeld des Flashmobs veröffentlicht wird. In den Zeilen von Hitlers Stellvertreter steht zu lesen, dass er alles genauso wieder machen würde, wie er es während des Zweiten Weltkriegs gemacht hat, und er verdeutlicht seine feste Überzeugung, dass er vor dem "Richterstuhl des Ewigen" freigesprochen werden würde. Bei dem Text, den die Rechten am Montag auf dem Ulmer Münsterplatz verlesen wollen, handelt es sich um Heß Schlussworte vor dem Kriegsverbrechertribunal von Nürnberg.
 
Derweil haben auch die Antifaschisten ihre Anhänger mobilisiert und ebenfalls über das Internet zu Gegenaktionen aufgerufen. Die Antifa informiert darüber hinaus, dass sich erst vor kurzem ein "weiterer Naziverband" in Ulm konstituiert habe. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es aber nicht.