Französische Arbeiter drohen mit Sprengung ihres Werkes

Erstveröffentlicht: 
13.07.2009

Sie fühlen sich von Großkonzernen fallengelassen und wehren sich mit radikalen Mitteln. Mitarbeiter des insolventen französischen Autoteile-Herstellers New Fabris wollen ihr Werk mit Gasflaschen in die Luft jagen - es sei denn, jeder erhält eine Abfindung von 30.000 Euro.

 

Paris - Es ist eine drastische Ankündigung: In Frankreich drohen entlassene Arbeiter eines Zulieferers der Automobilkonzerne Renault und PSA Peugeot Citroën mit der Sprengung ihrer Fabrik. Die 366 Beschäftigten des Werkes New Fabris im westfranzösischen Châtellerault stellten ihrem Management ein Ultimatum bis zum 31. Juli, um jeweils 30.000 Euro Abfindung zu erhalten. "Wir haben Gasflaschen in die Fabrik gebracht", sagte Gewerkschaftsvertreter Guy Eyermann. "Alles ist bereit, damit sie explodieren."

 

Der Gewerkschafter sagte weiter, die Autokonzerne hätten New Fabris und seine 366 Mitarbeiter "fallengelassen". Anfang 2008 hätten die Konzerne noch große Aufträge für Verteilerkappen und Auspuffe erteilt und New Fabris habe Zeitarbeiter eingestellt. "Seit September plötzlich nichts mehr", sagte Eyermann der Zeitung "Le Parisien". Tausende Teile lägen unbezahlt im Lager. Jetzt müssten die Konzerne zahlen. "Die Leute hier sind im Schnitt 49 Jahre alt und seit 25 Jahren dabei", sagte Eyermann. "Wie sollen sie neue Arbeit finden?"

 

Man werde deshalb nicht bis August oder September warten, bis PSA und Renault gelagerte Teile und Maschinen aus der Fabrik holen", sagte Eyermann. "Wenn wir nichts bekommen, werden sie auch nichts bekommen." Dem Gewerkschaftsvertreter zufolge haben entlassene Beschäftigte anderer Zulieferer von Renault und PSA in der Vergangenheit 30.000 Euro als Entschädigung bekommen. Der Wert der Teile in der Fabrik wird von den Automobilherstellern auf rund zwei Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen laut Gewerkschaften nochmals - teils neue - Maschinen im Wert von zwei Millionen Euro, die Renault gehören.

 

In Frankreich haben Arbeiter seit Mitte März immer wieder Firmenchefs festgesetzt, in deren Unternehmen Entlassungen oder Werksschließungen verkündet wurden. Oft wurden die Manager über Nacht in ihren Büros festgehalten, um höhere Abfindungen zu erzwingen.

 

sam/dpa/AFP