Zum Naziaufmarsch am 01. Mai in Würzburg

Nazidemo am 1. Mai 2013 in Würzburg

1500 Polizisten ermöglichten es rund 350 Neonazis aus Bayern, Hessen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und Tschechien, ungestört einen Aufmarsch im unterfränkischen Würzburg durchzuführen. Der bayerische Kameradschaftsdachverband "Freies Netz Süd" (FNS) hatte unter dem Motto "Arm trotz Arbeit – Kapitalismus zerschlagen!" zu der Aktion mobilisiert. Wirksamer Protest gegen den braunen Aufmarsch wurde durch die rigorose Absperrungstaktik der Polizei verhindert. Wie gewohnt wurden auch anwesende Pressevertreter_Innen durch eingesetzte Ordner des Naziaufmarsches und Anti-Antifaaktivisten an ihrer Arbeit gehindert.

 

Die Teilnehmerzahl des diesjährigen Aufmarsches des FNS stellt einen erneuten Rückschlag für das bayerische Nazinetzwerk dar. Konnten am 01. Mai 2010 noch knapp 1000 Neonazis für einen Aufmarsch im nur 45 Kilometer von Würzburg entfernten Schweinfurt mobilisiert werden, sinken die Teilnehmerzahlen seitdem kontinuierlich. 700 Nazis nahmen am ersten Mai 2011 in Heilbronn teil, 400 waren es am ersten Mai 2012 im oberfränkischen Hof. Ein Grund hierfür ist sicherlich das Auseinanderbrechen des als Veranstalter fungierenden "Nationalen und sozialen Aktionsbundnis 1. Mai", nach dem Aufmarsch 2011 in Heilbronn. In jenem waren ursprünglich weite Teile der freien Kameradschaftsszene und NPD-Verbände aus Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz organisiert. Zur Zeit sind nur noch das FNS und Neonazis aus Rheinland-Pfalz in ihm vertreten. Die aktuelle Mobilisierungsschwäche konnte bereits an einem Aktionstag am 30.03.2013 festgestellt werden, an dem sich 120 Neonazis an insgesamt 10 Kundgebungen/Aufmärschen in ganz Bayern beteiligten.

 

Wie üblich versuchten die Neonazis eine unabhängige Berichterstattung zu verhindern. Anwesende Pressevertreter_Innen wurden körperlich angegangen und eingeschüchtert. Hierbei konnten sich bekannte Anti-Antifaaktivisten immer wieder außerhalb des Aufmarsches bewegen. Die Polizei reagierte nur halbherzig gegen diese Angriffe. Einem angegangenen Pressevertreter wurde durch die Beamten sogar ein Platzverweis ausgesprochen.

 

Die Polizei hatte zu keinem Zeitpunkt Interesse Protest in Hör- und/oder Sichtweite zu ermöglichen. Eine hermetisch abgeriegelte Aufmarschroute, die zum Großteil doppelt eingegittert war, sollte eine Annäherung an die Nazis unmöglich machen. Sogar Anwohner_Innen wurden von den eingesetzten Polizeikräften aufgefordert die Straße zu verlassen, als sich der Aufzug näherte. Durch entschlossenes Agieren, konnte immerhin eine größere Gruppe von Gegendemonstrant_Innen auf den Berliner Ring gelangen, was eine Routenänderung des Naziaufmarsches zur Folge hatte. Ähnliches ereignete später in der Semmelstraße. Das Bündnis "Würzburg ist bunt", welches nach offiziellen Angaben 5000 Personen zu einer Gegendemonstration mobilisieren konnte, signalisierte bereits im Vorfeld, das eine Be- oder Verhinderung des Naziaufarsches nicht dessen Ziel sei.

 

Eine auf Abschottung ausgerichtete Polizeitaktik ermöglichte also dem militanten Teil der bayerischen Neonaziszene einen Aufmarsch in Würzburg. Dennoch wurde das Problem der schwindenden Mobilisierungsfähigkeit des Freien Netz Süd erneut offensichtlich. In einer ersten Stellungnahme spricht das FNS von einer "gelungenen Aktion", intern dürfte der Tag allerdings noch zu Diskussionen führen.

 

http://www.autistici.org/recherche-nordbayern/

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Es wäre einiges mehr gegangen wenn viel mehr geschlossen agiert worden wäre und nicht bei den ersten Bullen wie ein aufgeschreckter Vogelschwarm weggerannt worden wäre.

 

Desweiteren sollte das Konzept der "Demo danach" noch einmal überdacht werden. Am Startpunk, sprich am Bahnhof, wurden so viele Menschen ohne jeglichen Widerstand einfach abgeführt und in die Gesa gebracht/bzw. wurden ihre Personalien festgestellt und angezeigt.

da das in den bisherigen rückblicken ausgespart wurde: es muss jetzt darum gehen endlich wieder handlungsfähige antifastrukturen in nordbayern aufzubauen. da sind selbst die bürgerlichen bündnisse den autonomen strukturen weit voraus. es ist eben nicht damit getan einen blog ins netz zu setzen, es muss für nachhaltigkeit gesorgt werden. zu viele junge aktivistinnen holen sich bei solchen demotivierenden ereignissen wie in würzburg blutige nasen, aufgrund mangelnder erfahrung und fehlendem wissen.

auch die überlastung lokaler strukturen durch solch ein "großereignis" sollte mal thematisiert werden. blickt mensch 100km von würzburg nach frankfurt, fällt das nochmal extrem ins auge.

sehen wir ähnlich und hatten wir in unserem beitrag zum aktionstag am 30.03. auch so formuliert. was wir allerdings anders sehen sind die bürgerlichen bündnisse. die sind entweder teil des problems oder wie in würzburg volksfrontbündnisse von der dkp, über die csu bis zur bayernpartei.

 

ansonsten mögen wir unseren blog, wir sind ja auch keine antifagruppe sondern ein recherchekollektiv :)

die orga vor ort war total überfordert. mensch hätte  in würzburg einiges mehr erreichen können. auch die demo danach war für die bullen optimal wieder leute rauszuziehen. kein gutes konzept im gesamten.

die infostruktur vor ort war doch problemlos nutzbar, was soll dieser schwachsinnige kommentar?

wirksamer protest hat sehr wohl stattgefunden...z.b. konnten an die 30 entschlossene antifaschisten eine polizeiabsperrung durchbrechen und die semmelstraße blockieren und diese blockade halten, wodurch die naziroute enorm verkürzt wurde!

Gibts bei Naziafumärschen nicht immer als Auflage ein Uniformverbot? Wieso dürfen die Pappnasen dann einheitlich im gleichen T-Shirt auflaufen?

 

Bilder von den Arschlöchern wäre nicht schlecht.

Bitte etwas Geduld, die Fotos kommen.