Anschläge auf reiche Berliner: Ermittler tappen im Dunkeln

Erstveröffentlicht: 
01.04.2013

Storkow (DPA) Um die spektakuläre Entführung eines Berliner Unternehmers im vergangenen Herbst in Storkow (Oder-Spree) ist es still geworden. Unbemerkt von der Öffentlichkeit laufen die Ermittlungen aber auf Hochtouren. "Eine heiße Spur ist bisher nicht dabei", sagte Jens Quietschke vom Polizeipräsidium Brandenburg. Ein unbekannter Kidnapper hatte den Unternehmer vor einem halben Jahr aus seiner Villa am Großen Storkower See entführt. Der Täter wollte eine Millionensumme erpressen.


Der maskierte Mann drang in das Haus ein und schoss mit einer Pistole in die Decke. Er zwang die Frau vor den Augen ihres Kindes den Mann zu fesseln, ihm Augen und Mund verkleben. Der bewaffnete Täter zerrte den damals 51-Jährigen aus dem Haus und warf ihn in den See. Im einem Kajak zog er sein Opfer zu einer Schilfinsel, wo sich der Mann nach qualvollen Stunden befreien und flüchten konnte. Die Polizei stuft den Täter als sehr gefährlich ein.

Der rätselhafte Unbekannte steht mit einem zweiten Angriff auf eine Unternehmerfamilie aus Berlin in Ostbrandenburg in Zusammenhang. Im Herbst 2011 wurde auf deren Tochter in Bad Saarow geschossen. Der Kurort liegt etwa 15 Kilometer von Storkow entfernt. Bei dem Angriff blieb die junge Frau unversehrt. Ein Wachmann schützte sie und erlitt schwere Verletzungen. Wochen zuvor war die Frau des Unternehmers niedergeknüppelt worden.

An beiden Tatorten - in Bad Saarow und Storkow - fielen die Schüsse aus derselben Waffe, fanden Gutachter heraus. "Wir gehen davon aus, dass es sich um ein und denselben Täter handelt", sagte Quietschke. "Wir ermitteln aber immer in alle Richtungen." Bei der Soko "Imker", benannt nach der auffälligen Maske des Kidnappers, gingen 432 Hinweise aus der Bevölkerung ein. Die Polizei war über das Fernsehen in die Öffentlichkeit gegangen.

Dazu kommen rund 100 Ermittlungsansätze der Polizei. 60 Beamte arbeiten an dem Fall, prüfen Spuren, vergleichen sie mit anderen Indizien. Immer wieder wird alles durchgesehen, abgewogen, aus unterschiedlicher Sicht bewertet, wie Quietschke berichtete. "Wir arbeiten mit Hochdruck und sind hoch motiviert."

Dennoch bleiben beide Fälle rätselhaft. Der Kriminologe Christian Pfeiffer aus Hannover hält einen Wut-Hass-Komplex des Täters auf wohlhabende Unternehmer für ein mögliches Motiv. "Das könnte eine Interpretation sein, wenn die erste Tat in Bad Saarow keine persönliche Motivation hat", sagte er. Bei der Entführung könnte das Motiv des Täters mit dem Wunsch verknüpft gewesen sein, selbst reich zu werden.

Für den Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen steht fest, der Täter ist hochgefährlich und extrem brutal. Pfeiffer betonte aber auch: "Der Täter ist extrem dumm." Eine Entführung, die schiefgeht, sei nicht sorgfältig genug vorbereitet, sagte der Professor. "Das macht den Täter zu einem hochgefährlichen Menschen."