Zum Jahrestag der Ermordung von Luxemburg & Liebknecht

Am 19. Januar 1919 ermordeten mit Billigung der SPD-Führung Freikorps-Nazis in Berlin Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht für ihre führende Rolle bei der kommunistischen Verschärfung der Novemberrevolution – wie diese beiden fielen Tausende dem von den regierenden Sozialdemokraten beauftragten konterrevolutionären Terror zum Opfer. Aus diesem Anlaß finden nun am Sonntag (mindestens) zwei Demonstrationen statt, an denen ich mich nicht beteiligen werde.

 

Weder nehme ich an der LL(L)-Demo teil, auf der seit Jahren immer wieder mir politisch nahestehende Menschen angegriffen wurden und auf der “kraftvolle Blöcke” ihre säkular-konfessionellen Bekundungen komplett ernst zu meinen scheinen.

Genauso wenig zieht es mich aber zur “Rosa&Karl”-Demo, die in Folge des letztjährigen Angriffs auf eine kritische Intervention am Rande der LL-Demo entstand. Es mag einige im Demobündnis überraschen oder auch verärgern, da sie mich für einen Verbündeten zu halten scheinen, aber die Differenzen sind mir zu gravierend. Die für mich wichtigsten:

 

  • Die Zeile “Nein, nein, das ist nicht der Kommunismus” wird im Aufruf zur Demo aufgegriffen und irgendwie als Beitrag zur sozialdemokratischen Strategiediskussion mißverstanden – es sei hier nochmals auf die Bedeutung dieses CD-Titels und Aufklebermotivs verwiesen:

    Die sozialistischen Bewegungen und Staaten waren insofern bisher kein Kommunismus (…) als daß die staaten- und klassenlose, herrschaftsfreie Weltgesellschaft nicht eingerichtet, das Kapitalverhältnis nicht aufgehoben, die Lohnarbeit nicht abgeschafft wurde. Dieser Umstand war und ist in diesen Bewegungen und Staaten ein Allgemeinplatz (…) Insofern richtete sich die Ansage nicht an jene, die den Unterschied selbst kennen wie z.B. das Personal der chinesischen Botschaft, sondern an jene, die ihn gewohnheitsmäßig verwischen wie etwa der SPIEGEL und sein Publikum.

    Es war aber auch nicht einfach nicht der Kommunismus, insofern es sich um die Projekte von Kommunistinnen handelte, den Kommunismus einzurichten, mit welchen womöglich unangemessenen oder untauglichen oder per se falschen Mitteln jeweils auch immer. (…) Viel schwerer zu beantworten ist die Frage, inwiefern es sich bei den KPs, Sowjet- und Volksrepubliken um den Kommunismus im Marxschen Sinne der “wirklichen Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt”, handelte und handelt, da sie ebendieser Bewegung in enormem Maße zugearbeitet wie ihr auch geschadet haben könnten – das ist letztlich auch immer eine Frage der vorstellbaren Alternativen und läßt sich vermutlich erst im Rückblick entscheiden, wenn es dereinst vollbracht sein sollte.

  • Im Aufruf wird Ho Chi Minh kommentarlos und ohne ein Wort zum Vietcong oder zur Tet-Offensive in eine Aufzählung zu “brutalen Diktaturen und repressiven Systemen” eingefügt.

  • “Die Verbrechen des Ho Chi Minh: Antirassismus und Internationalismus.”


  • Auch den Trailer zur Demo, in dem Luxemburg- und Liebknecht-Zitate durcheinandergeworfen werden, als wäre ihre Entstehungszeit nicht äußerst relevant, finde ich dubios, besonders, wie mit Luxemburgs Wort von der politischen Aufklärung als einziger anzuwendender Gewalt und mit dem ganzen Asamblea- und 5-Finger-Footage der Gewaltfreiheit das Wort geredet, also für Selbstverpflichtung zur Anerkennung des stattlichen Gewaltmonopols und für Selbstentwaffnung geworben wird, mithin eine Grenze zwischen guter und böser Revolution entlang der Gewaltfrage gezogen wird
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  • Zum Demobündnis gehören auch Jusos, die Luxemburg und Liebknecht mit ihren Vornamen ansprechen, als wären es ihre Genossinnen.
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  • Und echt mal: “Reloaded”! Meine Fresse.
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    Vielleicht schau ich’s mir trotzdem kurz mal an, aber mir wäre viel eher danach, zum Beispiel das Telegraphenamt oder die Grundbuchämter oder endlich mal die oberste Etage des Beisheim-Centers zu besetzen oder sowas. Ohne begleitende Wunder hätte das allerdings auch nicht viel Sinn.

     

    (Meta: Mein Gesamtzustand ist unverändert schlecht, weshalb das Posting weniger ausführlich ist, als dem Thema angemessen wäre. Es ist jetzt einfach soviel, wie ich dazu sagen will und vor allem kann, bevor die Demos stattfinden.)

     

    http://www.classless.org/2013/01/08/zum-jahrestag-der-ermordung-von-luxemburg-liebknecht/

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    Reposten ist ja okay und schön, aber dann vielleicht doch - wie sonst ja auch - irgendwie kenntlich machen, daß ich's hier nicht repostet habe.

    Ich habe den Autorennamen geändert

    och, da weint der kulla, dass er von sozis und cdu-jüngern kopiert wird?! die geistige nähe war ja schon immer da und zeigt sich jetzt einfach nur für jeden offen und das ist gut. aufschlußreich ist das wortgefüge "mir nahestehende menschen" womit ja dann wohl klar wäre, dass die vergangenen provokationen, die hinterher immer als aufhänger genutzt wurden um aus gewissen kreisen heraus die demo zu verunglimpfen, tatsächlich wie immer vermutet und angesprochen aus diesem umfeld kamen, obwohl das in der vergangenheit immer fleißig abgestritten wurde. so hat dieser uninteressante text doch noch etwas erhellendes. dass es dir schlecht geht, tut mir nicht leid, dir geht es schließlich nur gut wenn du anderen egozentrisch vor den bug pinkeln kannst.

    bloß weil du keine Freunde hast, die nicht deine politische Meinung teilen, heißt das nicht, dass andere Menschen ähnlich engstirnig sind.

    Und egozentrisches gehabe ist deinem Kommentar wohl völlig fremd.