HB: Solikundgebung für griechische Besetzer_innen

Besetzte Häuser sind wichtige Orte der widerständigen Begegnung – die Räumung der Villa Amalias in Athen am 20.12. ist eine der vielen, täglich auf der Welt durchgeführten Zwangsräumungen im kapitalistischen Normalzustand.

 

Die Nachrichten über den Widerstand gegen Zwangsräumungen in Spanien, wie auch kürzlich in Berlin, sind dagegen sehr inspirierend. Die häufig im stillen stattfinden Räumungen bieten die Möglichkeit im Alltag zusammen zukommen und sich gemeinsam zu widersetzen. ( https://linksunten.indymedia.org/en/node/69515 )

 

Die Räumung der Villa Amalias ist aber auch als ein Angriff auf die anarchistische Bewegung in Griechenland zu verstehen, dem im Kontext einer begleitenden medialen Hetze eine besondere Bedeutung zukommt. ( https://linksunten.indymedia.org/en/node/74474 )

 

Am 29.12. solidarisierten sich ca. 20-30 Menschen mit der geräumten Villa Amalias am Bremer Ziegenmarkt. Während der Kundgebung, wurden Flugblätter verteilt und ein Transparent entrollt, mit der Aufschrift:

 

                                         „Leben ohne Macht und Herrschaft - Squat the World“

 

 

Text des Flugblatts:

 

„Wir demonstrieren, um unserem Wunsch nach einer Gesellschaft ohne Grenzen und Mauern, weit weg von den momentan existierenden Gewaltverhältnissen und von kapitalistischer Fremdbestimmung Ausdruck zu verleihen. Ein anderer Weg, auf dem Unterdrückung, sowie autoritätshörige Formen des Zusammenlebens überflüssig werden, ist möglich.

Jede_r kann für ein Leben kämpfen, in dem alle Bedürfnisse eine Stimme haben und mit Mitmenschen eine freiheitliche Gesellschaft verhandeln und aufbauen. Dafür braucht es weder ausgrenzende Eliten noch „kluge“ Vordenker_innen mit dicken Büchern und Wegweisern. Das Bewusstsein, dass für uns alles erreichbar ist, wenn wir unsere Möglichkeiten erkennen, wird uns reichen um voran zu kommen.

Wir müssen aufhören, die staatliche Kontrolle zu akzeptieren und schrittweise die Angst vor der Gewalt überwinden, die uns erwartet, sobald wir vom „rechten“ Weg abkommen wollen.

 

Was uns heute auf die Straße bewegt, ist die Wut über die Räumung eines wichtigen Zentrums der anarchistischen Bewegung Griechenlands, der Villa „Amalias“ in Athen.

 

In dem seit 22 Jahren besetzten Haus, welches jahrzehntelang leer stand, fanden hunderte politische und kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Theater- und Filmaufführungen usw.) statt. Dort sind die Türen immer für Gruppen und Einzelpersonen geöffnet, die sich für menschliche Würde, soziale, antifaschistische und Klassenkämpfe einsetzen. Eine antikommerzielle Kultur hat dort ein Gegengewicht zu einer auf Verkauf, Profit, Macht und Eigentum konzentrierten Kultur erlangt und ihren Platz gefunden.

Nach fast täglichen Attacken gegen die griechische antiautoritäre/anarchistische Bewegung, ist klar geworden, dass die antisozialen, autoritären, politischen und ökonomischen Kräfte die Bewegung zum Schweigen bringen wollen. Eine öffentliche Diskussion in Griechenland über ihre Agenda, die einzig und allein von den Mainstream-Medien und den Nazis bestimmt wird, soll eingeschränkt werden. Es werden selbst organisierte Aktionen verboten, die von unten und außerhalb der politischen Parteien gestartet werden. Das dramatische daran ist, dass dadurch ein weiteres Erstarken der neofaschistischen Gruppierungen, wie zum Beispiel die Nazis der „Goldenen Morgenröte“, unterstützt wird. Wohin das führen kann mahnt die Geschichte.

 

Bei einer Durchsuchung des Hauses wurden acht Menschen festgenommen. Eine Solidaritäts-Aktion mit 200 Unterstützer_innen konnte eine spätere Räumung durch die Cops nicht verhindern.

 

Mehr Besetzungen wünschen wir uns auch in Bremen, egal ob Wohnprojekte, autonome Zentren, selbstverwaltete Jugend- oder Senioren-Treffpunkte oder Räume zur Umverteilung und Selbsthilfe oder wilde Gartenprojekte. Und nicht nur diese, allgemein besteht auch in Bremen ein Mangel an Orten, in denen sich freiheitliche Lebensentwürfe auf Grundlage eines solidarischen Miteinanders entwickeln können. Ohne dass dies durch die allgegenwärtige kapitalistische Verwertung und die staatliche Repression verhindert wird.

 

Eine wachsende anarcho autonome Bewegung kann unter anderem durch ihre positive Utopie einer herrschaftsfreien, sich selbst organisierenden Gesellschaft, wie auch durch Ablehnung von Autorität, Religion und Nationalstaaten und mit ihrer auf Unversöhnlichkeit mit den bestehenden Verhältnissen ausgelegten Politik einen Beitrag dazu leisten, den Kapitalismus abzuschaffen und durch egalitäre Formen des Zusammenlebens zu ersetzen.

 

Wir erklären uns solidarisch mit allen anarchistischen und autonomen Bewegungen, die mit einer sozialrevolutionären Perspektive, den Weg raus aus einer Welt der Unterdrückung und der gegenseitigen Ausbeutung suchen.

 

Kämpferische Grüße an die Villa Amalias in Athen und an die militanten Besetzer_innen des Unruh Squats in Bremen.“