Zum Tod von Kurt Maetzig

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Der Regisseur und Sozialist Kurt Maetzig ist am 8. August 2012 im Alter von 101 Jahren verstorben. Mit seinen Filmen und Dokumentationen prägte der Mitbegründer der DEFA den frühen deutschen Nachkriegsfilm wie kaum ein anderer. Geprägt vom Terror des Nazi-Regimes engagierte er sich Zeit seines Lebens für die Überwindung der gesellschaftlichen Grundlagen von Faschismus und Krieg und den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft. Auch nach der Niederlage des realsozialistischen Blocks 1989/90 hielt er an der Notwendigkeit einer Alternative zum kapitalistischen Wahnsinn fest.

 

Schon als Schüler kam Kurt Maetzig in den 1920er Jahren in Kontakt mit den Ideen der kommunistischen Arbeiter_innenbewegung und wurde Mitglied im Sozialistischen Schüler_innenbund. Aufgrund seiner „jüdischen Abstammung“ war ihm während der faschistischen Diktatur eine Betätigung im Filmwesen untersagt worden, seine als Jüdin verfolgte Mutter nahm sich 1944 das Leben um einer Deportation durch die Nazis zu entgehen. Im selben Jahr trat Maetzig der im Untergrund agierenden Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) bei. Nach der Niederlage des deutschen Faschismus beteilige er sich am Versuch in einem Teil Deutschlands eine sozialistische Alternative zur postfaschistischen BRD aufzubauen und war maßgeblich am Wiederaufbau des Filmwesens in der späteren DDR beteiligt. Er war Mitbegründer der DEFA und drehte anfangs vor allem Dokumentationen für die sozialistische Wochenschau ”Der Augenzeuge”, beispielsweise über den 1. Mai 1946 und die Vereinigung der SPD und der KPD zur SED auf dem Gebiet der späteren DDR.

 

Sein erster Spielfilm ”Ehe im Schatten” von 1947 war der erste deutsche Spielfilm, der sich mit dem deutschen Antisemitismus auseinandersetzte und den Holocaust thematisierte. Für Maetzig war der Film, in dem es um den Freitod eines jüdisch-deutschen Schauspielerpärchens geht und der auf wahren Begebenheiten beruhte, auch eine Auseinandersetzung mit dem Selbstmord seiner Mutter.

 

Sein zweiter Film, „Die Buntgescheckten“, zeichnete ein beeindruckendes Porträt der Lebensbedingungen der Arbeiterklasse im Kaiserreich und der Weimarer Republik. Sein dritter Film ”Der Rat der Götter” beschäftigte sich mit der Rolle der IG Farben und des deutschen Kapitals während der faschistischen Diktatur und hat bis heute nicht an Brisanz verloren.

 

Weitere bedeutende Filme Maetzigs waren „Der schweigende Stern“, der erste Science-Fiction-Film der DDR, und das Liebesdrama ”Das Kaninchen bin ich”, welches der restriktiven Kulturpolitik der SED in der zweiten Hälfte der 60er Jahre zum Opfer fiel.

 

Neben dieses cineastisch, dramaturgisch und ästhetisch wegweisenden Filmen drehte Maetzig auch Filme die vor allem einen agitatorischen aufklärerischen Charakter haben sollten und heute teilweise etwas hölzern wirken. Neben dem bekannten Epos „Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse“ sind in dieser Reihe auch „Das Lied der Matrosen“ und „Die Fahne von Kriwoj Rog“ zu nennen. Sein filmisches Schaffen war als überzeugter Sozialist immer von einer Parteilichkeit für die Sache des Proletariats und der Unterdrückten geprägt.

 

Trotz Auseinandersetzungen mit der Staatsführung der DDR blieb er der Idee des Sozialismus bis zuletzt treu. In einem Interview aus dem Jahr 1993 antwortete er auf die Frage nach dem Scheitern des Sozialismus:
„Ach, lassen Sie mir doch diesen Rest von Optimismus, an den Menschen weiter zu glauben. Denn: Wenn ich nicht weiter daran glauben dürfte, dann müsste ich auch vermuten, dass die Menschheit nicht in der Lage wäre, die großen Lebensprobleme, vor denen sie jetzt und in der Zukunft stehen wird, zu meistern.
Mit ihm verliert die linke Bewegung einen wichtigen Kulturschaffenden. Sein Leben und sein Werk werden uns jedoch in Erinnerung bleiben.

 

Filme: Rat der Götter | Der schweigende Stern

Radiofeature zu seinem Tod

Artikel aus dem Neuen Deutschland zu seinem Tod

Artikel aus der jungen Welt

 

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