Immobilien-Unternehmen Unmüssig kauft das Dreisameck

Erstveröffentlicht: 
03.04.2012

Alle Einzelhändler müssen raus: Das Freiburger Immobilienunternehmen Unmüssig hat das Zürich-Haus am Dreisameck zwischen Kaiser-Joseph-Straße und Schreiberstraße in Freiburg gekauft.

 

Der Komplex, der Ende der 70er Jahre eine Zeit lang im Mittelpunkt des Konflikts um Hausbesetzungen stand, verfügt über 6500 Quadratmeter Nutzfläche für Einzelhandel, Büros und Wohnungen. Unmüssig bestätigte auf Anfrage, dass alle Mietverhältnisse mit den Einzelhändlern in der Zürich-Passage im Erdgeschoss beendet wurden. Dort soll umfassend umgebaut werden.

 

"Die Passage im jetzigen Zustand ist doch tot."

    Thomas Halter, Firma Unmüssig

"Ja, wir müssen raus", berichtet Bahman Moghaddam, Inhaber des Orientteppichfachgeschäfts Bahman, "die Firma Unmüssig will unseren Mietvertrag nicht verlängern." Dabei klingt er alles andere als glücklich. Der aus dem Iran stammende Unternehmer ist einer von rund einem halben Dutzend Mietern in der Zürich-Passage, welche durch das Gebäude hindurch die Kaiser-Joseph-Straße mit der Schreiberstraße verbindet. Er sei seit 25 Jahren in dem Ladenlokal ansässig, berichtet er. "Vielleicht höre ich auch ganz auf", sagt Moghaddam. Am schlimmsten sei, dass Unmüssig bisher noch kein definitives Auszugsdatum genannt habe, sodass alle konkreten Planungen, etwa ein Räumungsverkauf, schwierig seien.

 

Nebenan, beim Modehaus "Susanne", ist man schon weiter. Die Boutique räumt den Laden – alles muss raus. Die Verkäuferin hinterm Tresen erzählt, sie werde nun erstmal arbeitslos. Beim Eiscafé Castaldi, weiter drinnen in der Passage, macht man sich auch aufs Ausziehen gefasst. Seit sechs Jahren führt Nicola Castaldi nun den Betrieb. "Man hat mir angedeutet, dass ich vielleicht nach dem Umbau wieder einziehen kann, aber sicher konnte das niemand sagen", so der italienische Gastronom.

Weniger, aber größere Mieter

"Wir werden die Passage komplett umbauen", erklärt Unmüssig-Geschäftsführer Thomas Halter. Darum müssten zunächst mal alle Mieter raus. Kleinpassagen wie jene im Zürich-Haus, die in den frühen 80er Jahren einmal groß in Mode waren, lägen heute häufig ziemlich brach. "Und man muss ehrlich sagen: Die Zürich-Passage in ihrem jetzigen Zustand ist doch tot", fährt Halter fort. Man werde die Ladenflächen zusammenfassen und weniger, größere Mieter finden, um das Objekt im Erdgeschoss zu beleben. Andere Teile des Gebäudes würden lediglich renoviert. Beginn der Arbeiten sei vermutlich frühestens im Spätsommer.

Das Haus hat eine bewegte Geschichte – und war einer der Brennpunkte zur Zeit der Hausbesetzungen. Rund hundert Besetzer zählte man im Juni 1980 im Dreisameck plus Kaiser-Joseph-Straße 282 und 284 und Schreiberstraße 2 und 4. Mit der Räumung begann ein Zustand mehrtägiger Belagerung: Polizei sperrte das Gelände weiträumig ab - und es folgten über mehrere Tage riesige Demonstrationen. Aus einer dieser Demos heraus wurde der Schwarzwaldhof besetzt.

Zürich-Haus hatte zuvor einem Immobilienfonds gehört


Das heutige Dreisameck mit insgesamt 6500 Quadratmetern Nutzfläche umfasst den historischen, denkmalgeschützten Eckbau (1905 bis 1910 als Sitz der Dresdner Bank erbaut) und je einen Flügel an der Kaiser-Joseph- und an der Schreiberstraße (1981 bis 1984 erbaut). Unterm Dach liegen 19 Wohnungen, ansonsten gibt es Büros in den Obergeschossen und 1000 Quadratmeter für den Handel im Erdgeschoss. Im Keller sitzt das Lokal "Bella Italia" – und bleibt auch dort. Zur Höhe der geplanten Investitionen und zum Kaufpreis machte Thomas Halter keine Angaben. Aus Branchenkreisen verlautet, dass das Objekt schätzungsweise 15 bis 20 Millionen Euro wert ist.

Unmüssig hatte im August des Vorjahrs bereits den Atrium-Komplex samt Passage am Augustinerplatz für geschätzte 13 bis 15 Millionen Euro erworben. Das Geschäftsmodell besteht dabei darin, Immobilien zu übernehmen, die Objekte gegebenenfalls zu entwickeln, also umzubauen, zahlungskräftigere Mieter zu finden und sie anschließend wieder zu verkaufen, wie Halter bestätigt. Das Zürich-Haus hatte zuvor einem Immobilienfonds gehört.