Öhringer Abiturientin verteidigt Ralf Wohlleben

Hohenlohe - Die junge Nicole Schäfer muss unscheinbar gewesen sein. "Manchmal lief sie in Bomberjacke und Springerstiefel herum", sagt ein ehemaliger Mitschüler, aber es ist das Einzige, was ihm noch einfällt. Ein halbes Dutzend anderer Mitschüler hat keinerlei konkrete Erinnerung an sie.

 

Das Image der grauen Maus hat Nicole Schäfer längst abgelegt. Als Anwältin verteidigt die 33-Jährige, die nach ihrer Heirat Nicole Schneiders heißt, den mutmaßlichen NPD-Terrorhelfer Ralf Wohlleben. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 36-Jährigen vor, die Zwickauer Neonazi-Zelle bei ihrer Mordserie an türkischen Dönerbuden-Besitzern unterstützt zu haben.

 

"Die Behauptungen, ich sei eine Nazi-Anwältin, sind eine Unverschämtheit", sagt Nicole Schneiders auf HZ-Anfrage. Zeitungen und TV-Sender berichten über die gebürtige Öhringerin, weil sie während ihres Jurastudiums in Jena Mitglied der NPD und zugleich Stellvertreterin des NPD-Kreisvorsitzenden Wohlleben war.

 

Auch bei Demos von Rechtsradikalen ist Nicole Schneiders, die mit ihren Eltern von Öhringen nach Pfedelbach umzog und am Öhringer Wirtschaftsgymnasium ihr Abitur machte, mit Skinheads mitmarschiert. Heute lehnt sie jeden Kommentar zu ihrer politischen Gesinnung ab.

 

Von ihrem Kanzleichef Klaus Harsch wurde Nicole Schneiders vor die Tür gesetzt. "Aufgrund des enormen öffentlichen Drucks" sehe er sich außerstande, die Anwältin in seiner Rastatter Kanzlei weiter zu beschäftigen, heißt es in einer Verlautbarung vom 22. Dezember. "Ich gehe mit einem weinenden Auge", sagt Nicole Schneiders dazu.

 

Seit 2005 hatte sie mit dem CDU-Mitglied Harsch zusammengearbeitet und ihn auch vor Gericht gegen den Vorwurf vertreten, selbst ein "Nazi-Anwalt" zu sein. Mehrfach hatte Harsch rechtslastige Mandanten vertreten, was ihn in bürgerlichen Kreisen und bei seinen CDU-Parteifreunden in Verruf brachte.

 

Nicole Schneiders hofft darauf, dass sich die Aufregung um ihre Person legt. "Der Rummel war nicht gerade hilfreich, neue Kanzleiräume zu finden", sagt sie. In Karlsruhe ist sie fündig geworden, dort will sie ihre neue Kanzlei im Februar öffnen.

 

Die Schatten der Vergangenheit wird man allerdings nicht so schnell los. Recherchen der "Kontext:Wochenzeitung" zufolge hat sich Nicole Schneiders in neonazistischen Aktionsbündnissen als "Frau in unserer nationalen Bewegung" empfohlen. Und wenn in Internet-Foren über den politischen Gegner diskutiert wurde, soll die 33-Jährige Folgendes vorgeschlagen haben: "Es wäre sinnvoller, nach einer Revolution zu inhaftieren anstatt zu töten."