Das Echo der Stille

Indem wir dies tun bleiben wir dem falschen Bewußtsein überlegen, selbst unter dem Regime der Atommacht

(Rückübersetzung aus dem Englischen) Dies ist eine Botschaft an die aufständischen Umweltaktivisten in Indien aus dem geistigen Untergrund eines Subkontinents welcher tausend Jahre von den Vorläufern der gegenwärtigen Zerstörungen überschattet wurde. Wir sprechen im Namen aller, die sich entschieden haben ohne den permanenten Terror des Polizeistaats zu leben, und aller die in den Zwangsverhältnissen ihres Alltags möglicherweise den Keim eines solchen Entschlusses hegen, d. h. für alle die selbst Übereinstimmung oder Ablehnung artikulieren können. An diesem Ort gibt es nur noch wenig zu erhalten, und der dünne Lebensfaden welcher uns mit seinem zeitlosen Wesen verbindet wäre mit Leichtigkeit durchtrennt.

Wir ersehnen, erträumen und erkämpfen die Abschaffung der Regimes welche uns dies androhen, und den Abbau des niedrigsten ihrer Motive, der Atommacht. In den Modellen der Atomphysik erblicken wir das Werk menschlicher Gehirne, welche sich von der Sonne und den Bahnen der Planeten inspirieren liessen um sich vorzustellen was sie nicht begreifen, und doch in der Metapher ihres eigenen Mißverständnisses gefangen bleiben. Ebendiese Erzählung stellt den Kern des Polizeistaates dar, der entfernt werden muss um die Katastrophe zu verhindern. Und dennoch deutet der Zustand des Kosmos zu welchem auch diese giftige Altlast gehört darauf hin, dass niemand eine derart drastische Fehlleistung sehr weit getrieben hat, denn sonst wäre dieser bereits jetzt ebenso ausgeplündert wie diese Erde.

 

Wie jedes falsche Bewußtsein ohne nachvollziehbaren Ursprung und ohne menschliche Bewußtheit ist die Atommacht eine tyrannische Totalität die sich selbst in den Mittelpunkt aller unserer Lebensfunktionen zu stellen versucht. Während die letzten Menschen welche sie noch ohne sie kennengelernt haben diese Welt verlassen, finden sich die Generationen welche nie etwas anderes kannten beerbt mit den ungelösten Fragen die dieses Phänomen aufgeworfen hat, und fast nichts ist wie es scheint. So wie der menschliche Körper nicht zwischen einer verseuchten und einer unverseuchten Welt unterscheiden kann, kann auch der menschliche Geist ein verseuchtes Bewusstsein nicht von einem unverseuchten unterscheiden. Doch unsere Situation, in einer von Grund auf korrupten Kultur, wo Konservatismus das Gegenteil von Erhaltung ist, so wie Liberalismus das Gegenteil von Freiheit ist, deutet darauf hin dass es so ist. Unter dem Regime der Atommacht war die Zukunft des Lebens niemals etwas anderes als eine offene Wunde, deren Heilung einen sicheren Abbau des falschen Bewußtseins voraussetzt bevor es weiteren Schaden anrichten kann. Wenn wir also die Atommacht herausfordern, wenden wir uns nicht nur gegen ein Risiko das uns alle töten könnte, sondern auch gegen die fatalen Folgen die es bereits hatte.

Die erste Schicht der Verwirrung welche abzutragen ist beinhaltet das Thema der Vergebung. In der Erwägung, warum wir gerade dann in Kontakt mit dieser Bedrohung kamen, werden die Schwächen der Menschheit auf unterschiedliche Weise erkennbar. Nicht nur handelte es sich bereits um eine Konfliktepoche welche dem ausgesetzt wurde, sondern es wurde auch angenommen diese zerstörerische Technologie könnte dabei helfen dies zu ändern. Demzufolge wurde die Atommacht als etwas gesehen, das lediglich die Wahl ließ wer sie verwirklichte und wer nicht, anstatt als eine Herausforderung welche uns selbst verfälschen würde falls wir ihr nachgäben. Im Namen der Zukunft waren wir dazu aufgefordert worden, an materielles Wachstum zu glauben wie an einen Selbstzweck, doch mit dem Wachstum der Atommacht wurde unsere Zukuft immer unerreichbarer. Keinem anderen Feind als sich selbst hat es die Menschheit zu verdanken, alle Lebewesen dieser Bedrohung ausgesetzt zu haben, und folglich ist ihre Fähigkeit sich dies selbst zu verzeihen die Voraussetzung dafür diese abzuschaffen. Solange der Versuch das Innere der Sonne auf die Erde zu bringen als unausweichlicher Umstand oder gar wünschenswertes Ansinnen aufgefaßt wird statt als elementare Fehlleistung, ist das gesamte falsche Bewußtsein ebenso präsent, oder noch stärker, als wenn letztere Festellung das Ende unseres Vorstellungsvermögens bedeuten würde.

Erst wenn dies vollständig getan ist, wird die zweite Schicht der Verwirrung direkt für den Abbau von allen Seiten zugänglich. In der Atommacht gibt es viele Hierarchien, und sie sind alle für ihre zerstörerische Rolle verantwortlich. Im politischen System ist die massgeblichste davon das Verhältnis der Nationalstaaten. Die Aufteilung der Welt wird zur Trägerstruktur einer verwirklichten Unmöglichkeit - einer transnationalen Atommacht welche derart zerstörerisch ist dass sie versucht ihre eigene Ausdehnung an einigen Orten einzudämmen um wenigstens sich selbst nicht allzu bald zu zerstören. Doch in andere breitet sie sich aus, und der übergeordnete Zweck der Abschaffung scheint in den Ausdehnungsbemühungen verlorenzugehen. Selbstverständlich ist Ausdehnung nur für eine begrenzte Zeit möglich, bis alles herausgefordert wurde, und zudem erhöht sie das akkumulierte Zerstörungpotential schneller als sie irgendetwas akkumulieren kann das sie als Erfolg definieren könnte. Wenn wir die internationale Politik in dieser Sache beobachten, zeigt sich in aller Offensichtlichkeit dass die Totalität der Atommacht es darauf anlegt das menschliche Bewußtsein nach ihrem Bild zu formen, dem des unauflöslichen Widerspruchs einer zerstörerischen Tätigkeit welche sich selbst vor ihren eigenen Folgen zu schützen versucht. Dies ist auch ein Grund, warum wir uns gezielt ausserhalb aller politischen Hierarchien definieren, und uns auf jeder Ebene allen Versuchen widersetzen unmittelbar daran beteiligt zu werden - weil diese nichts anderes sind als Teile dessen was wir bekämpfen.

Als drittes kommt die Schicht der Verhandlungen. Sobald die gesamte Widersinnigkeit des derzeitigen Systems offengelegt ist, gibt es die Möglichkeit anknüpfend an die Einsicht dass die Atommacht abgeschafft werden muss bevor sie alles zerstört sichere Auswege anzubieten. Derartige Angebote können angenommen werden oder auch nicht, doch worauf es ankommt ist dass sie dadurch, dass sie durch eine aufrichtige Absicht zur Abschaffung motiviert sind, zur Grundlage zukünftiger Entscheidungen werden. Außerhalb von Hierarchien gibt es keinen vernünftigen Grund Alternativen zu ignorieren welche als Gegensatz zu einem falschen Zweck skizziert werden, und geschieht dies doch dann lediglich um den Preis eines erhöhten Risikos. Dieses Risiko lässt sich auch in wirtschaftlichen Begriffen ausdrücken, als monetäre Verbindlichkeit sowie als Deckungsbedarf externer Kosten, und eine Atommacht die sich zwecks Abbau auf eine realistische Berechnungsgrundlage einliesse könnte nicht nur für ihre eigenen Folgekosten aufkommen sondern auch für die Kosten der Notwendigkeit davon abzukommen. Es läßt sich außerdem mit dem Begriff des Katastrophenintervalls veranschaulichen, der mittleren Zeitspanne zwischen zwei Reaktorschmelzen, welche sich aus Herstellerangaben und Stückzahlen berechnen läßt. Wenn das kapitalistische System seine Antwort auf andere existenzielle  Bedrohungen jenseits dieser Zeitspanne verschiebt, erklärt es damit seine Insolvenz in dieser zentralen Frage. In dieser Schicht kann die Atommacht unter vielen Masken auftreten, und selbst vortäuschen ihr eigener Gegner zu sein nur um tatsächlichen Widerstand zu vereinnahmen und zu verwirren, falls das die einfachste Möglichkeit für sie bleibt. Betrug und Etikettenschwindel sind das letzte Mittel einer Atommacht welche von menschlicher Vernunft umzingelt ist. Und selbst wenn Verhandlungen ohne erkennbaren Einfluß auf die Atommacht bleiben, sie vollständig ausgeschöpft zu haben schafft Platz für den nächsten Schritt.

Die vierte und letzte Schicht bei der Abtragung des falschen Bewußtseins ist das Thema der Identitäten. Um sich selbst zu installieren benötigt die Atommacht willige Helfer, welche sie ebensosehr, wenn nicht noch mehr wie alle anderen menschlichen Wesen gefährdet. Großplanerische Rekrutierungsbemühungen können aufgrund vernünftigter Entscheidungen einzelner erfolglos bleiben, und sind es bereits jetzt in einem derartigen Ausmass dass die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot sich auftut wie ein Reaktordruckgefäß in der Kernschmelze. Wenig ist geblieben vom leeren Idealismus der ersten Wissenschaftler, welche darauf spekulierten im Umgang mit den engsten irdischen Verwandten der Ewigkeit, den radioaktiven Isotopen, niemals eine nennenswerte Katastrophe zu erleben. Einstmals enthusiastische Begriffe von Gruppenidentität, geprägt bevor regelmäßige Atomkatastrophen alltäglich wurden, entpuppten sich als Absurditäten welche abzusegnen kein vernünftiger Mensch seine Seele riskieren würde. Entgegen allem Anschein ist niemand dazu bereit die Verantwortung für die Atommacht zu übernehmen, aber das ist auch schon die einzige geteilte Eigenschaft zwischen denjenigen von uns die sich weigern sich in ihre Machenschaften verwickeln zu lassen und denjenigen die es hinnehmen sich davon korrumpieren zu lassen. Es ist eine unanfechtbare moralische Entscheidung sich nicht im schlimmstmöglichen Sinn zum Komplizen machen zu lassen, und indem wir uns gegenseitig unterstützen diese aufrechzuerhalten bis sie von allen vollständig respektiert wird nehmen wir Formen einer unverseuchten Existenz aller Arten nach der Abschaffung dieser Destruktivkraft vorweg.

Indem wir dies tun bleiben wir dem falschen Bewußtsein überlegen, selbst unter dem Regime der Atommacht. Aufgrund ihrer stillen Drohung, welche es erfordert mögliche Risiken bereits aus einem unklaren Verdacht heraus zu meiden, ist die Atommacht die übelste von vielen Herausforderungen für die Erhaltung der Erde, die zerstörerischste von vielen Formen fehlgeleiteter Entwicklung welche sie sinnlos verwüsten. Ihre projektierte Ausdehnung ist der paradoxe Fall einer Art welche sich selbst mit Ausrottung bedroht, was alle anderen Probleme bei der Versorgung der sieben Milliarden nachrangig erscheinen läßt. Selbst die Manipulationen der genetischen Integrität, die verursacht werden um einige der Nebenwirkungen zerstörerischer industrieller Landwirtschaft auszugleichen, erscheinen daneben als relativ geringfügige Verseuchungen, ebenso die Beeinträchtigungen durch Elektrosmog, die fossile Destabilisierung der Atmosphäre und jede andere tödliche Vergiftung oder konventionelle Zerstörung des Bodens und der Meere. Es ist eine Rechnung von archetypischer Einfachheit doch mit krassen Folgen: Aufgrund der bekannten Abhängigkeit vom Wasser könnten die Ozeane lediglich die Verseuchung einer bestimmten Zahl atomarer Katastrophen aufnehmen, bis die Menschheit gezwungen wäre Meersalz zu meiden.