Großbritannien Spitzel zeugten Kinder mit Bespitzelten

Erstveröffentlicht: 
21.01.2012

Neuer Skandal um britische Undercover-Cops: Der "Guardian" enthüllt, dass zwei britische Polizisten im Einsatz unter Tarnidentität Kinder mit von ihnen überwachten Aktivistinnen zeugten. Nach Einsatzende tauchten sie ab.

 

Diese Enthüllung dürfte die Debatte über britische Spezialeinheiten verschärfen, die seit Jahrzehnten Umwelt- und Tierrechtsaktivisten verdeckt ausspähen: Der "Guardian" berichtet über zwei Fälle, in denen eingeschleuste Ermittler Kinder mit Aktivistinnen zeugten.

 

Ein Fall soll erst wenige Jahre zurückliegen. Der Ermittler soll unter Tarnidentität in eine Gruppe politischer Aktivisten eingeschleust worden sein. Laut "Guardian" ging er eine Beziehung mit einer der von ihm ausgespähten Frauen ein, sie wurde schwanger.

Polizist liest in Überwachungsprotokollen über sein Kind


Nachdem das Kind zur Welt kam, sollen die Vorgesetzten den verdeckten Ermittler abgezogen haben. Der Ermittler sei ohne eine Erklärung abgetaucht, berichtet der "Guardian". Die Mutter des Kindes sei weiter überwacht worden, der Polizist habe die Berichte regelmäßig gelesen, um sich über das Leben seines Kindes und das seiner ehemaligen Freundin zu informieren.

 

Der zweite Fall, den der "Guardian" enthüllt, ereignete sich in den achtziger Jahren. Ein Ermittler, der damals unter dem Tarnnamen Bob Robinson Aktivisten der "Animal Liberation Front" ausspähte, begann mit einer der Aktivistinnen eine Beziehung, sie zeugten ein Kind.

 

Die Beziehung hielt nach der Geburt des Kindes nicht lange, die Mutter heiratete nach zwei Jahren einen anderen Mann. Der Polizist teilt dem "Guardian" mit, er sei mit der Mutter damals übereingekommen, dass er keinen Kontakt zu dem Kind hält. Er habe seitdem nichts von der Mutter und dem Kind gehört.

 

Acht Frauen klagen gegen britische Behörden


In den achtziger Jahren wurden in Großbritannien militante ALF-Aktivisten wegen Planung von Brandanschlägen zu Haftstrafen verurteilt. Mutmaßliche ALF-Aktivisten setzten auch Gewalt gegen Menschen ein. Ein britischer Fernsehjournalist wurde nach 1999 nach einem kritischen Bericht über die ALF entführt, die Täter brannten ihm die Buchstaben ALF auf den Rücken und drohten ihm, er werde ermordet, sollte er den Vorfall der Polizei melden.

 

Die Methoden britischer Fahnder gegen ALF-Aktivisten und andere Gruppen aus der Umweltschutz- und Tierrechtsbewegung sind derzeit Gegenstand interner Untersuchungen bei britischen Polizeibehörden. Im Dezember berichtete der "Guardian", dass acht Frauen Klagen gegen Behörden vorbereiten. Ihr Vorwurf: Ermittler führten mit ihnen unter Tarnidentitäten Beziehungen, zum Teil über neun Jahre hinweg, um an Informationen zu gelangen.

Verdeckte britische Fahnder spionierten in Deutschland


Ein Fall betrifft auch Deutschland: Ende 2010 wurde der Scotland-Yard-Fahnder Mark Kennedy enttarnt. Von 2002 bis 2009 war er als verdeckter Ermittler in der militanten Umweltschützerszene aktiv, zunächst in Großbritannien, danach in ganz Europa, auch in Deutschland. Kennedy arbeitete für die geheimniskrämerische National Public Order Intelligence Unit (NPOIU), eine von mehreren Anti-Terror-Einheiten, die der Association of Chief Police Officers (Acpo) unterstehen. Die Acpo ist keine Behörde, sondern eine private Firma hochrangiger Polizeibeamter, an die Scotland Yard heikle Aufträge auslagert, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren soll.

 

Da die 1997 gegründete Organisation privat ist, unterliegt sie nicht dem Informationsfreiheitsgesetz und ist der Öffentlichkeit nicht im gleichen Maße Rechenschaft schuldig wie die Polizei.

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Interview, mit von Kennedy bespitzelten Aktivisten, zur Anzeige der 8 Frauen gegen die britischen Spitzel gab auch schon bei Radio Dreyeckland