RWE ungebremst auf Atomkurs

Antiatomsonne

RWE bleibt auf knallhartem Atomkurs. Trotz massiver internationaler Kritik an den Neubauplänen für AKWs in Bulgarien, Rumänien, Großbritannien sowie an der Urananreicherung in Gronau und am Weiterbetrieb deutscher AKWs (z. B. Biblis und Lingen) setzt der RWE-Vorstand auf atomare Expansion. Doch die Jahreshauptversammlung in Essen stand heute ganz im Zeichen wachsender Proteste. Unterdessen steht in Gronau noch immer der nächste Uranmüllzug nach Russland abfahrbereit und am Wochenende starten in Münster (Samstag) und in Krümmel und Neckarwestheim (Sonntag) überregionale Anti-Atom-Demos zum 23. Tschernobyl-Jahrestag.

 

Die ganze RWE-Show fing gleich als Chaosinszenierung an, denn der Aufsichtsratschef Fischer kündigte überraschend an, dass er zurücktritt. Damit hat der interne Streit bei RWE einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Topthema des Streits ist u. a. die geplante Beteiligung am bulgarischen Erdbeben-AKW Belene.

Schon draußen vor der Tür demonstrierten rund 70-80 Leute aus unterschiedlichsten Gruppen für den Atomausstieg. Campact ließ ihr Erdbeben-AKW auseinanderbrechen, urgewald fordert "FingeRWEg von Belene", Greenpeace und attac sowie Anti-Atom-Inis und andere waren ebenfalls vor Ort.

Drinnen dann weitere Überraschungen: Ein Vertreter eines Investmentfonds kritisierte massiv RWEs Atomgeschäfte in Biblis und Belene und forderte die Nicht-Entlastung des Vorstands. Der guckte ganz ungläubig, dass jemand aus dem "eigenen Lager" ihnen so in den Rücken fiel.

RWE-Chef Großmann forderte natürlich längere AKW-Laufzeiten in Deutschland und kündigte an, für den Weiterbetrieb von Biblis durch alle Instanzen und "auf allen Ebenen" zu kämpfen. In Belene wolle man zwei AKWs mit 2000 MW, im rumänischen Cernavoda zwei AKWs mit 1400 MW und in Großbritannien zusammen mit EON vier AKWs mit 6000 MW errichten. Erneuerbare Energien sollen zwar viel Publicity bekommen, jedoch gibt es kaum Geld für neue Anlagen - ein Feigenblatt also.

Nachmittags ging es dann richtig zur Sache: Heffa Schücking von Urgewald, die bulgarische Biolandwirtin Albena Simeonova und der ehemalige Chef der bulgarischen Atomaufsicht Gueorgui Kastchiev forderten den Rückzug aus Belene. Sie trugen schockierende Fakten zu den Themen Erdbeben, Korruption, Schlampereien und konkrete Drohungen gegen Atomkraftgegner vor.

Der Vorstand versuchte mit Nichtachtung und Beschwichtigung zu reagieren: Zu Anfang hatte RWE-Chef Großmann noch gesagt, die Technik in Belene sei gegen schwerste Erdbeben ausgelegt, später meinte RWE-Vorstand Jobs hingegen, die konkrete Erdbebenauslegung müsse erst noch untersucht werden. Außerdem benötige man noch ein Endlagerkonzept und vor allem ein Finanzierungskonzept. Doch Fakt ist, dass das AKW-Design längst existiert - mit allen möglichen Schwächen inklusive. RWE hat also entgegen der öffentlichen Behauptungen die Katze im Sack gekauft.

Zu Cernavoda fiel RWE nur ein, dass alles "deutschen Sicherheitsvorschriften" entsprechen solle. 2015/16 sollen die beiden Blöcke bereits an Netz gehen. Ganz geschwiegen wurde über die AKW-Projekte in Litauen/Kaliningrad und der Slowakei.

Ganz bizarr wurde die RWE-Show beim Thema Urananreicherung in Gronau. Großmann wiederholte zwar, dass die Uranmüllverträge mit Russland 2009 auslaufen, wollte aber nicht sagen, ob der letzte Transport ebenfalls 2009 fährt - es kann also noch länger dauern.
RWE wollte auch nicht sagen, was Urenco mit dem Uranmüll nach dem Ende des Russland-Exports macht. Außerdem wollte man nicht sagen, aus welchen Ländern Urenco Natururan bezieht und in welche Länder angereichertes Uran geliefert wird. Das sei Urencos Sache. (Anmerkung: Laut Kumpane EON bezieht Urenco sein Uran aus Australien, Kasachstan, Namibia und Kanada - und die mit angereichertem Uran belieferten Länder findet man sogar auf Urencos Webseite). Immerhin "wusste" RWE, dass in den Uranabbauländern die "nationalen Sicherheitsvorschriften" eingehalten werden. Wie die aussehen, interessiert RWE natürlich nicht die Bohne. Auch Umweltschäden, Tote und Verletzte durch Lungenkrebs in den Uranminen etc pp - RWE stellt sich doof.

Alles in allem: RWE mauert wo es geht, um das "grüne" Image nicht zu zerstören. Denn grün ist bei RWE die Farbe der Saison.

Dennoch haben die Proteste viel Öffentlichkeit erzeugt und die Zeiten sind vorbei, wo RWE, EON, EnBW oder Vattenfall ihre Propaganda unwidersprochen abgeben können.

Damit der Atomausstieg wirklich in Schwung kommt, bleibt nur die Handarbeit. Dazu rufen Anti-Atom-Inis bundesweit zu drei zentralen Demos an diesem Wochenende auf, denn am 26. April jährt sich die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zum 23. Mal.
Am Samstag (25. April) geht es um 11 Uhr in Münster auf die Straße (www.sofa-ms.de), am Sonntag (26. April) um 14 Uhr vor den AKWs Krümmel (www.contratom.de) und Neckarwestheim ( http://neckarwestheim.antiatom.net)

Es wird Zeit den Atomkonzernen die Rote Karte zu zeigen !!

PS: In Gronau steht noch immer der Uranmüllzug nach Russland - Abfahrt kann jetzt jeden Tag sein, weil das Uranschiff MV Schouwenbank schon in Rotterdam im Hafen liegt. Aktuelle Infos unter www.urantransport.de