Bundesanwaltschaft ermittelt im Polizistenmord - Täter waren im Thüringer Heimatschutz aktiv

Vergangene Woche explodierte dieses Haus in Zwickau. Dort fanden die Ermittler die Pistole, mit der in den Jahren 2000 bis 2006 die Döner-Morde verübt wurden.
Erstveröffentlicht: 
11.11.2011

Rechtsextremistische Gruppierung steht im Verdacht

Bundesanwaltschaft ermittelt im Polizistenmord


Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen im Fall des Polizistenmordes von Heilbronn übernommen. Die Tat stehe wahrscheinlich im Zusammenhang mit einer Mordserie an acht türkischstämmigen und einem griechischen Opfer zwischen 2000 und 2006 in mehreren deutschen Städten. "Es liegen zureichende Anhaltspunkte dafür vor, dass die Mordtaten einer rechtsextremistischen Gruppierung zuzurechnen sind", teilte die Behörde mit.

In der Wohnung der mutmaßlichen Täter in Zwickau sei die Pistole gefunden worden, mit der zwischen 2000 und 2006 die sogenannten Döner-Morde verübt worden seien, erklärte die Behörde. Dabei handelt es sich um die Ermordung mehrerer Kleinunternehmer mit Migrationshintergrund. Die Opfer kamen aus Nürnberg, Kassel, Hamburg, Rostock, Dortmund und München.

 

Rechtsextremes Beweismaterial sichergestellt

 

Außerdem stellte die Bundesanwaltschaft Beweismaterial sicher, das auf eine rechtsextremistische Motivation der Mordtaten hindeute. Die Behörde zog daher die Ermittlungen sowohl im Fall der ermordeten Heilbronner Polizistin als auch im Fall der Döner-Morde an sich.

Sie verdächtigt außerdem die Beschuldigte Beate Z. der Mitgliedschaft in einer rechtsextremen terroristischen Vereinigung in Tateinheit mit Mord und versuchtem Mord sowie der schweren Brandstiftung. Beate Z. hatte den Ermittlungen zufolge das Haus in Zwickau in Brand gesteckt, nachdem sich ihre Komplizen Uwe B. und Uwe M. selbst erschossen hatten. In ihrem Wohnmobil waren die Dienstwaffen der 2007 erschossenen Heilbronner Polizistin und ihres Kollegen gefunden worden.

Nach den bisherigen Erkenntnissen verfügten die vergangene Woche in Eisenach verstorbenen Tatverdächtigen wie auch ihre mittlerweile verhaftete Gefährtin bereits Ende der 1990er Jahre über Verbindungen zu rechtsextremistischen Kreisen.


Verdächtige in rechtsextremer Gruppe aktiv

 

Die beiden Toten und die 36-Jährige waren in der rechtsextremistischen Gruppe "Thüringer Heimatschutz" aktiv. Kopf der Gruppe war ein V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes. Spekuliert wurde deshalb, ob auch die beiden mutmaßlichen Bankräuber Kontakte zu staatlichen Stellen gehabt haben könnten. Der Thüringer Verfassungsschutz wies dies jedoch zurück.

Die Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Strategien gegen Rechtsextremismus, Monika Lazar, zeigte sich im Gespräch mit tagesschau.de über den möglichen Zusammenhang der zehn Morde entsetzt. Sie sprach von einer "Dimension, die wir wohl noch nicht hatten". Die Frage sei nun, warum die mutmaßlichen Täter jahrelang unentdeckt geblieben seien, sagte Lazar. "Da fragt man sich schon, was machen die Ermittlungsbehörden, und wozu haben wir die V-Leute des Verfassungsschutzes?"

 

Stand: 11.11.2011 16:37 Uhr