Solidaritätserklärung der Schattenparker für die Erfurter BesetzerInnen

Ein Herz und eine Seele

Für mehr Freiräume in Erfurt und Überall!


Am 16. April wurde das besetzte Haus auf dem ehemaligen "Topf&Söhne Gelände" in Erfurt um 6 Uhr von der Polizei geräumt. Schwerbewaffnete Sondereinheiten stürmten aus zwei "zivilen" Transportern, um das Gelände einzunehmen und eine Sitzblockade vor dem Eingang aufzulösen. Von Hubschraubern seilten sich Spezialkräfte auf die Dächer zweier Gebäude ab. Die Räumung dauerte bis zum späten Vormittag, fast 60 GenossInnen wurden in Gewahrsam genommen. In Folge der Räumung gab es am vergangenen Wochenende Solidemos, Feuer und Aktionen in zwei dutzend Städten.

Seit 8 Jahren bot das Projekt "Topf-Squat" Raum für emanzipatorische Kultur und Politik in Selbstverwaltung. Rund 30 Leute wohnten in Gebäuden und Bauwägen auf dem Gelände. Die BesetzerInnen nahmen zudem eine Aufarbeitung der Geschichte des ehemaligen Areals der Firma "Topf&Soehne", die im Nationalsozialismus Krematorien der Nazis fertigte, selbst in die Hand. Es wurden öffentliche Führungen mit Informationen zum geschichtlichen Hintergrund der Örtlichkeit angeboten und zahlreiche Infoveranstaltungen durchgeführt.

Die Räumung in Erfurt reiht sich in eine völlig ausufernde, repressive Stadtumstrukturierungspolitik ein, wie wir sie kürzlich auch in Münster, Köln und Berlin bei den Angriffen und Räumungen in der Grevenerstraße, in der Neuerburgstraße und in der Liebigstraße zu spüren bekamen. Nach wie vor gibt es kaum Akzeptanz für linke Freiräume.

Auch in Freiburg wurde das Autonome Zentrum KTS erneut von den Behörden angegriffen. Nicht nur auf konfrontative Ansätze wird repressiv reagiert. Auch in Städten die für ihre politische "Befriedungsstrategie" bekannt sind, werden "VerhandlerInnen" zunehmend kriminalisiert. So wurden bei uns in Freiburg die Vorstände des eingetragenen Fördervereins stellvertretend für die politischen Aktivitäten der KTS-Initiative angezeigt. 

"Angesichts der globalen Krise des Kapitalismus haben linksradikale Freiräume, als Schmieden alternativer Lebens- und Gesellschaftsentwürfe, eine umso größere Berechtigung" moniert Ursula Schrauber von den Schattenparkern. Gedanken von Autonomie und Solidarität stehen massiver Repression und Einschüchterung gegenüber. "Wir verurteilen die Räumung des besetzten Hauses und des Wagenplatzes in Erfurt aufs schärfste" betont ein Wagenburgbewohner, der anonym bleiben will.

Um auf die Räumung in Erfurt hinzuweisen, gab es am vergangenen Freitag eine Solidaritäts-Demonstration in Freiburg, so wie in vielen anderen Städten auch. Weitere Aktionen sind angekündigt worden. Nach wie vor gilt es, sich mit allen Mitteln für neue linksradikale Freiräume einzusetzen.

Für mehr linke Häuser und Plätze in Erfurt und überall!
Verhandlungsbereitschaft zurückschrauben!
Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist!

gez. die Schattenporker, Freiburg, den 19. April 2009

[Presseerklärung der Wagenburg Schattenparker]