In Freiburg fliegen Molotowcocktails

Nein, das ist nicht Berlin: In Freiburg haben Links-Autonome mit brennenden Straßenblockaden und Gewalt gegen die Räumung der Wagenburg im Stadtteil Vauban protestiert.
Erstveröffentlicht: 
03.08.2011

Wagenburg-Räumung


Ralf Deckert, vom 03.08.2011 18:55 Uhr

 

Freiburg - Die Wagenburg »Kommando Rhino« am Eingang des Freiburger Ökostadtteils Vauban ist seit der Nacht zum Mittwoch nicht mehr. In den frühen Morgenstunden wurde gestern das seit zwei Jahren illegal besetze Gelände von der Polizei geräumt.

Zuvor war es zu einer Nacht der Barrikaden und der Gewaltausbrüche gekommen, als eine Gruppe vermummter Gewalttäter mit brennenden Straßenbarrikaden gegen die Räumung des Geländes und mit Molotowcocktails gegen die Polizeikräfte vorging. Rund 150 Besetzern und Sympathisanten standen mehrere Hundertschaften der Polizei gegenüber.

 

Bagger in Brand gesetzt

Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid sprach von einer »Welle der Gewalt«. Es sei nicht klar zu unterscheiden gewesen, wer zu den mutmaßlich friedlich protestierenden »Rhinos« und wer zum »Schwarzen Block« der Gewalttäter gehört habe, so ein Kollege Schmids gestern morgen. Die »Rhinos« hätten sich auch nicht von den Gewalttätern distanziert. So sah es auch Rathaussprecher Walter Preker: »Die Wagenburgler haben viele Sympathien verspielt«, sagte Preker gestern. Er sei in der Nacht vor Ort gewesen. »Da hat die Merzhau­serstraße gebrannt«. Die Gewalteskalation habe ihn an die Hochzeit der Hausbesetzerszene in Freiburg in den 80er-Jahren erinnert. Mehrere Bagger wurden in Brand gesetzt, der Straßenbelag einer Durchgangsstraße durch das Feuer der Barrikaden zerstört. Ein Autofahrer wurde angegriffen und verletzt, als er eine Barrikade beiseite räumen und weiterfahren wollte.

Der Schaden dürfte im sechsstelligen Bereich liegen, so erste Schätzungen der Polizei. Staatsanwalt Wolfgang Maier sagte gestern, dass man nun von einiger Ermittlungsarbeit ausgehen müsse. Drei Personen kamen in Polizeigewahrsam, eine wurde verhaftet. Die Polizei sprach von »massiven Gewalt- und Straftaten«, von Drahtseilen, die über die Straße gespannt wurden und von Stahlkrallen, mit denen Reifen zerstochen werden sollten. Anwohner zeigten sich später in Radiointerviews erleichtert, dass die Wagenburg verschwunden ist.

 

OB Salomon verurteilt Straftaten

Gestern Nachmittag war die Lage auf dem Gelände nach Polizeiangaben ruhig. Für den Abend hatte der »runde Tisch« – ein Kreis, der die Wagenburgler in Teilen ihrer Forderungen unterstützt – ein weiteres Treffen anberaumt: Noch am Dienstagabend hatte der Unterstützerkreis vermeldet, zumindest für einen Teil der Wagenburg eine provisorische Lösung in Aussicht zu haben. Dies wolle man nun weiter verfolgen, so Ulrike Schubert, eine Sprecherin der Gruppe: Die noch fahrbereiten Wagen der Besetzer waren bereits am Montag auf das Grundstück einer Baugruppe im Stadtteil Vauban umgezogen, wo sie zumindest vorübergehend geduldet werden. Man hoffe nun einmal mehr auf die Unterstützung durch die Stadt, so Schubert. Doch das dürfte schwierig werden: »Aus unserer Sicht ist Kommando Rhino als Bittsteller für jegliche städtische Unterstützung in keinerlei Hinsicht mehr als Verhandlungspartner anzusehen«, so SPD-Stadtrat Stefan Schillinger gestern. Auch Oberbürgermeister Dieter Salomon (Grüne) zeigte sich empört und verurteilte die Straftaten. Es sei nicht hinzunehmen, dass »Kommando Rhino« die Aktionen der autonomen Szene billigend in Kauf nehme oder sich sogar mit ihr solidarisiere.

Die »Rhinos« geben sich indes weiter kämpferisch: Laut einer Pressemitteilung habe der gewaltsame Protest durch »Kleingruppen« nichts mit ihnen zu tun gehabt, da man selbst Gewalt gegen Menschen ablehne. Der Konflikt sei nun aber durch die Stadt und die Polizei verschärft worden. Am Wochenende wolle man in der Innenstadt lautstark gegen die Räumung protestieren. Aus dem Gelände soll nun unmittelbar mit dem Bau eines Hotels sowie von Wohnungen und Geschäftsräumen begonnen werden.