Der Putschplan steht

Erstveröffentlicht: 
13.07.2011

Rechte Bruderschaften

Rechte Burschenschaften wollen in der "Deutschen Burschenschaft" die Macht übernehmen. Niemand sollte davon erfahren. Doch die Mails wurden öffentlich. VON ANDREAS SPEIT


HAMBURG taz | Von diesem Plan sollten die "Liberalinskis" nichts erfahren: In der "Deutschen Burschenschaft" (DB) wollen erzkonservative Burschenschaften die Macht an sich ziehen. Vor allem die "Karlsruher Burschenschaft Tuiskonia" und die "Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn" tauschen deswegen Putschgedanken aus.

"Diskutiert die Punkte ruhig mal bei Euch auf dem Haus", heißt es in einer Mail, die der taz vorliegt, und es wird zugleich gewarnt: "aber schaut das die Gedanken nicht zu unseren Liberalinskis im Verband kommen". Am 21. Juni 2011 leitete "Ruzi", wie sich Rudolf Sch. von der Tuiskonia nennt, die Mail mit dem Putschplan an Christopher M. weiter, den bereits die Raczeks gesendet bekommen hatten.

Gleich einen Tag nach dem "Burschentag" (BT) der Deutschen Burschenschaft (DB) betonte Sch. am 20. Juni in einer Mail: "übernehmen wir halt den Laden". Auf dem Burschentag in Eisenach vom 6. bis 19. Juni hatte die extrem rechte Burschenschaftliche Gemeinschaft, zu der die Tuiskonia und die Raczeks gehören, jedoch eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen.

Erfolglos hatten die Raczeks versucht, die "Burschenschaft Hansea zu Mannheim" ausschließen zu lassen mit der Begründung, der Sprecher der Hansea, Kai Ming Au, sei nicht deutscher Abstammung. Der Eklat über die Frage der Abstammung als Kriterium für die Mitgliedschaft konnte mittlerweile beigelegt werden, zumindest nach außen hin.

Nun befürchten sie, dass Au gar 2012 für ein Verbandsamt kandidieren könnte. In dem Putschplan, der der taz zugespielt wurde, schreibt Sch. , dass sie eine "klare Strategie" bräuchten "wenn 'Vbr.' Au" antreten sollte. Die Gänsefüße um das Kürzel für Verbandsbruder drücken aus, wie wenig er als solcher hier gesehen wird.

Einblicke in interne Debatten

Nach dem Plan soll eine "monatsgenaue Roadmap" bis zum kommenden Burschentag erstellt werden. "Da wir erlebt haben, dass der linke Mob die Diskussion gar nicht annimmt (...) müssen wir davon ausgehen, dass wir 2012 (...) alle Ämter besetzen müssen/werden" heißt es in der Mail vom 20. Juni.

Die Dokumente, die der taz vorliegen, geben auch einen tiefen Einblick in die internen Debatten um das zukünftige Strategieprogramm der Deutschen Burschenschaft, in der rund 120 Burschenschaften vereint sind. Hier scheinen die extrem rechten Burschenschaften schon längst Positionen zu besetzen.

So wird unter anderem beklagt: "Durch die von den Siegermächten eingesetzten Medien-Macher (....) und durch den von den 68ern erfolgten Umdeutungsversuch aller traditionellen Werte soll gerade beim deutschen Volk erreicht werden, daß es statt natürlichem Stolz und nationalbewusstsein (...) Schuld- und Scham-Gefühle entwickelt". Es würde versucht, dem "deutschen Volk" "immer wieder mit Faschismus-Keule (...) eine Dauer-Demütigung aufzuzwingen". Sie meinen zudem, dass Einwanderer "hauptsächlich" wegen der "sozialen Sicherungssysteme" kämen.

Über die Mails und den Putschplan möchte Sch. mit der taz nicht lange reden. "Das ist alles ein Fake, die Mails sind von einer privaten Adresse gehackt worden", sagt er. Den Widerspruch - Fake oder Hack - will Sch. nicht beantworten.