Bremsen defekt: Anschlag auf Christian Stähle

Erstveröffentlicht: 
06.04.2011

 Der Göppinger Stadtrat Christian Stähle ist offenbar ins Visier von Rechtsextremisten geraten. Am Pkw des Politikers wurden die Bremsen manipuliert.

 

Der Vorfall liegt schon einige Monate zurück. Aber um die polizeilichen Ermittlungen nicht zu gefährden und sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, den Vorfall für den Wahlkampf ausnutzen zu wollen, hielten sich der Göppinger Stadtrat und Landtagskandidat Christian Stähle und die Linkspartei mit öffentlichen Verlautbarungen zurück. Nach einer Parteiveranstaltung im September 2010 im Vereinsheim des TV Jahn in Göppingen war der Parkplatz nicht nur mit unzähligen Flugblättern rechtsextremistischen Inhalts übersät. Unbekannte hatten die Bremsen an Stähles Autos manipuliert. Die Polizei bestätigt das, der Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf. "Nur durch großes Glück führte der Totalausfall des Bremssystems zu keinem Unfall", betonte Thomas Edtmaier, der Kreisgeschäftsführer der Linken, in einer Pressemitteilung.


Der Täter wurde bis heute nicht gefunden, die Staatsanwaltschaft stellte das Ermittlungsverfahren gegen unbekannt ein. Doch der Straßenkampf ging weiter: Kurz darauf wurde Stähles Briefkasten vor seiner Göppinger Wohnung in Brand gesteckt. Ein Nachbar entdeckte die Tat rechtzeitig und alarmierte Polizei und Feuerwehr. Bedroht fühlen sich Stähle und die Linke seit Monaten durch Aktionen der "Göppinger Autonomen Nationalisten" - einer Gruppe, die durch Angriffe auf Linke und Migranten sowie durch rassistische Propaganda in Erscheinung trete, wie es auf der Homepage des linksradikalen Internetportals "Indymedia Linksunten" heißt.


Am Abend des 27. März - dem Tag der Landtagswahl - sei es 30 Mitgliedern der antifaschistischen Bewegung gelungen, den Anführer der Göppinger Gruppe "aus der Anonymität zu reißen". Ein Auszug aus dem Bericht im Internet: "Mit dem Verteilen von Flyern in seiner Nachbarschaft, einer vermummten Rede vor seinem Haus und etwas Pyrotechnik haben wir mit einigen GenossInnen zusammen sowohl dem Nazi selbst, als auch den interessierten NachbarInnen gezeigt, dass in Göppingen und auch sonst wo Widerstand gegen die Faschisten möglich ist. Das betrifft die Partei auf dem Wahlzettel ebenso wie ,Autonome Nationalisten auf der Straße." Für die Enttarnung des mutmaßlichen Neonazis hatten sich die radikalen Linken bewusst den Wahltag ausgesucht.


Auch diese Aktion war ein Fall für die Polizei. Zwei Anlieger hatten die Einsatzkräfte wegen der lautstarken Demonstration vor dem Wohnhaus in der Göppinger Nordstadt alarmiert. Als die Polizei eintraf, war bereits alles vorbei.