NPD hetzt gegen geplante Moschee

Erstveröffentlicht: 
28.02.2011

NPD hetzt gegen geplante Moschee

 

Vöhringen. Dutzende Demonstranten haben am Kulturzentrum gegen den NPD-Parteitag protestiert. Die Rechtsextremen schürten die Angst vor einer Moschee.

 

Zwölf Uhr mittags, Wolfgang-Eychmüller im Vöhringer Zentrum. Die Polizei hat das Gebäude mit Absperrgittern abgeriegelt, Bereitschaftspolizei und Hundeführer haben Stellung bezogen, in etwa zwei Stunden wird der nichtöffentliche Bezirksparteitag der NPD Schwaben beginnen, sagt ein Beamter. Gegen 12.45 Uhr sind am Samstag "Nazis raus!"-Rufe zu hören, gleich danach biegt eine Che-Guevara-Flagge um die Ecke, gefolgt von einem Demonstrationszug mit mehreren hundert Teilnehmern, "Vöhringen: Nazifreie Zone" steht auf einem der Transparente.

 

Zehn Minuten später tröpfeln die ersten NPD-Anhänger ein, einige ältere Herren passieren die Polizei-Schleuse ins Kulturzentrum. Es folgt eine Gruppe junger Rechter, oft rasierte Schädel, schwarze Jacken. "Nazis raus!" ruft einer aus der Gruppe zu einem bulligen Skinhead hinüber, der vor dem Eychmüller-Haus eine Zigarette raucht; großes Gelächter. Frauen erscheinen nur vereinzelt zum Bezirksparteitag, die Polizei spricht von insgesamt rund 40 Teilnehmern.

 

Gegen 13.40 Uhr kommen die ersten Demonstranten von der Kundgebung am Stadtcenter herüber, es werden bald einige Dutzend sein, die bei Sonnenschein das Eychmüller-Haus umlagern. Darunter auch etwa ein Dutzend Punker und Autonome. Sie werden sich bis in den Nachmittag hinein immer wieder Wortgefechte mit den Rechtsextremen liefern.

 

Eine Gruppe junger türkischstämmiger Männer steht auf dem Vorplatz zusammen, Tee wird getrunken, es geht entspannt zu. Einer von ihnen ist der Vöhringer Bülent Kocaslan (34). Er wünscht sich eine neue Moschee, "die alte ist zu klein", sagt er. Für die Aufregung um den geplanten Neubau hat er kein Verständnis. "Wir sind schon lange hier. Es hat nie Ärger gegeben." Zur "Infoveranstaltung" der NPD wird er nicht gehen. "Da schaue ich Bundesliga", erklärt er.

 

Nach 16 Uhr beginnt die öffentliche NPD-"Informationsveranstaltung" zur geplanten Moschee des Islamischen Kulturvereins. Dazu werden - so die Polizei - auch etwa 35 Zuhörer in das Kulturzentrum gelassen, sie stehen teils am Rand, teils setzen sie sich zwischen die Rechtsextremen. "Faustrecht" oder "Thor Steinar" ist auf deren Kleidung zu lesen. Auch Bürgermeister Karl Janson hat sich in eine Ecke gesetzt.

 

Der Kreis- und Bezirksvorsitzende Stefan Winkler spricht, ein weiterer Moscheegegner sowie NPD-Vize Kurt Richter aus München. Es geht um Angstmache, vor dem Islam und der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland. Immer wieder gibt es Zwischenrufe. "Wir haben auch Rechte", ruft eine junge Türkin. Winkler droht, sie im Wiederholungsfall aus dem Saal werfen zu lassen. Richter brüllt derart ins Mikrofon, das sich selbst eine NPD-Anhängerin die Ohren zuhält. Bürgermeister Janson sagte gestern auf Anfrage, er sei von den Äußerungen Richters "erschrocken und schockiert" gewesen.