Defend Europe: Identitäre ins Wasser!

Die „C-Star“, das Schiff der Schande

Das Projekt der europäischen Identitären, das im Mai letzten Jahres initiiert wurde, ist nun Realität geworden¹: Ein Schiff in See stechen zu lassen, um humanitäre Hilfsorganisationen daran zu hindern, das Leben von Menschen zu retten, darunter zahlreiche Kinder. Dieses Jahr haben bereits mehr als 2.000 Menschen auf der Flucht vor Elend und Krieg ihr Leben auf dem Mittelmeer verloren, letztes Jahr waren es mehr als 5.000 Tote. Rechtsradikale Gruppen aus mehreren europäischen Ländern haben logistischen und finanziellen Aufwand betrieben, um diese Zahlen noch in die Höhe zu treiben. Ob sie aus der Schweinewurst ein Wahrzeichen machen oder mit Schweinesuppe in der Puppenküche spielen, vordergründig soll das Agitprop-Theater der Identitären zum Lachen verführen – tatsächlich jedoch stehen Menschenleben auf dem Spiel…

 

Trotz unterschiedlicher Versuche, Druck auf verschiedene Finanzinstitutionen (Paypal, Crédit Mutuel…) auszuüben, die das widerwärtige Projekt überhaupt erst möglich gemacht haben, konnten die Identitären am Ende eine ausreichend hohe Summe sammeln. Hatten die Identitären bisher nur eine einzige kleine Operation mit einem kleinen Schiff gestartet, verfügen sie nun über ausreichend Mittel, um ein Schiff für den Transport einer Crew von rund 30 Personen zu chartern. „Ihr“ Schiff ist in Wahrheit ein finnländisches Forschungsschiff mir dem Namen „Suunta“, das im April 2017 in „C-Star“ umbenannt wurde. Mit einer Länge von 40m und einer Verdrängung von 422 Tonnen hat dieses Schiff einen Aktionsradius von 3.000 Seemeilen. Es ist mit einem Kran ausgestattet, an dem sich ein Festrumpfboot befindet. Bisher war es hauptsächlich von Djibouti aus an der Ostküste Afrikas unterwegs. Nun hat es Djibouti verlassen und am 13. Juli kam es in Suez an. Es soll Suezkanal durchqueren und mehrere Naziaktivisten an Bord nehmen, um danach im Mittelmeer seine Mission zu beginnen.

 

Die Initiatoren des Projekts „Defend Europe“ haben sich die „identitäre Suche und Rettung“ (sic) zum Ziel gesetzt. Wie sie in ihren Videos und auf der Spendenseite ausführen, wollen sie Schiffe von Nichtregierungsorganisationen (NGO‘s) folgen und jagen und sie bei der libysche Küstenwache denunzieren. Sie hoffen die NGO‘s zum Ändern ihrer Routen zwingen zu können und sie so zu stören und finanziell auszulaugen. Sie schrecken auch nicht vor der Drohung zurück, alle verlassenen Boote zu zerstören, die sie vorfinden und die libysche Küstenwache tatkräftig zu unterstützen. Um die Blockade der NGO-Schiffe leichter zu machen, setzen die Identitären auf die intensive Nutzung des Internets. Insbesondere zählen sie auf die Nutzer des 4chan-Forums, um die Bewegung „feindlicher“ Schiffe an Regierungsorganisationen weiterzugeben, Informationen über Rettungsaktionen und die Identitäten der Retterinnen und Retter zu sammeln.

 

Obwohl die Bewegung der Identitären in Frankreich bereits 2002 in Erscheinung trat, entwickelte sie sich in anderen europäischen Staaten erst in den letzten Jahren und bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt waren auch keine wirklich gemeinsamen Kampagnen festzustellen. Auch sind die Verbindungen zur französischen Mutterorganisation recht locker, die Abteilungen in anderen Ländern sind komplett autonom und die aktivsten Identitären finden sich heute in Österreich, Italien und Deutschland, während gleichzeit die Bewegung in Frankreich an Fahrt verliert.

 

Ihre „Verteidigung der europäischen Identität“ beschränkt sich auf die Ablehnung des Multikulturalismus, eine zwanghafte Islamophobie, einen niederträchtigen antimigrantischen Rassismus und eine Verunglimpfung der „kollaborierenden Eliten“, die angeblich Einwanderung fördern. Der letzte Punkt ist eine der Marotten des deutschen Markus Willinger, einer der wichtigsten Führungspersonen der Identitären Bewegung, der über die fortschreitende Akzeptanz von LGBT-Personen (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) jammert und sich mit Slogans wie „die Frauen wollen erobert werden“ eine Rückkehr zu traditionellen Rollenbildern wünscht.

 

Aber wer genau sind die Köpfe hinter „Defend Europe“? Hier sind die wichtigsten:

 

Martin Sellner: Er ist einer von zwei Chefs der Identitären Bewegung Österreichs (IBÖ), der österreichischen Abteilung der Identitären. Er wurde in Wien geboren und studiert dort Philosphie und Jura, ist Grafikkünstler und Miteigentümer der rechtsradikalen Marke Phalanx Europa. Er wird insbesondere wegen seiner YouTube-Channel vor allem im Internet oft als Anführer der Identitären Bewegung bezeichnet. Er hat Beiträge für die rechtsradikale Zeitschrift „Sezession“ verfasst und unter dem Namen „Patriot Peer“ eine App für „Patrioten“ entwickelt.

Patrick Lenart: Er ist der andere Chef der IBÖ und war vorher der Kopf der Sektion der IBÖ in der Steiermark, einer Region im Süden Österreichs. Er wurde in Graz geboren und studiert dort Jura und Philosophie.

Daniel Fiß: Er ist der Führer der Identitären Bewegung Deutschland, der deutschen Abteilung der Bewegung. Er wurde in Rostock geboren und studiert dort Politikwissenschaften. Fiß war zuvor Mitglied der Jugendorganisation der Nazipartei NPD. Er unterhält heute die Beziehungen zur rechten Partei Alternative für Deutschland (AfD), von der er sagt, sie könne eine „Erweiterung“ der Identitären sein.

Lorenzo Fiato: Er ist der Chef der Generazione Identitaria, der italienischen Abteilung der Identitären. Er wohnt in Mailand und studiert dort Politikwissenschaften. Er ist besonders aktiv in der Organisation der Kampagne gewesen.

Clément Galand: Er ist der einzige Franzose, der in die Vorbereitung der abscheulichen Operation involviert war. Es ist nicht viel über den 23-jährigen bekannt, dessen erste öffentliche grosse Aktion die Teilnahme an der Kampagne ist. Dennoch präsentiert sich Galand fortwährend als „Kader“ der Génération identitaire, was – nachdem Vardon und Robert der Identitären Bewegung abtrünnig wurden – viel über deren Zustand aussagt.

Das Projekt, das zu großen Teilen, insbesondere finanziell, von der extremen Rechten aus Amerika unterstützt wurde, ist nun Realität geworden. Es bleibt herauszufinden, wie sich die Dinge entwickeln, welchen Grad der Belästigung die Identitären darstellen werden und wie sich die Besatzung, deren Absichten uns unbekannt sind, langfristig verhalten wird. Die Identitären sind wie üblich vorsichtig mit Gesetzesbrüchen und bewegen sich am Rande der Legalität. Sie geben an, nicht den kleinsten physischen Kontakt mit den Booten der MigrantInnen zu suchen. Sie behaupten, sie gäben sich mit der Denunziation bei Regierungsstellen zufrieden, was in der radikalen Rechten eine lange Tradition hat.

Aber auch wenn das Übel nun eingetreten ist, dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Wir laden euch beispielsweise ein, die Initiative zu unterstützen, die „den Bau eines voll ausgestatteten Piratenschiffes, das Flüchtlingsbooten im Mittelmeer zu Hilfe kommen, aber auch zum Versenken der hässlichen Pötte der Identitären Bewegung in der Lage sein soll“, finanzieren will. Auch wenn das leider nur eine Utopie ist, so ist dieses Projekt doch nicht nur ein Scherz, denn die InitiatorInnen reichen das gesammelte Geld an die Organisationen zur Unterstützung von Flüchtlingen wie SOS Méditerranée oder dem BAAM (bureau d’accueil et d’accompagnement des migrants) weiter. Versteht uns nicht falsch, ihr könnt natürlich eure Hilfe auch diesen Organisationen direkt zukommen lassen!

La Horde (mit Hope Not Hate)


¹ Wir haben uns bei diesem Artikel zu großen Teilen auf die Informationen der antirassistischen und antifaschistischen englischen Organisation Hope Not Hate gestützt.

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Laut eigener Angabe befindet sich das Schiff noch nicht im Mittelmeer.

 

https://www.marinetraffic.com/en/ais/details/ships/shipid:748241/mmsi:62...

 

Die französische Justiz prüft momentan, wie das Nazi-Schiff gestoppt werden kann. Wenn die es nicht schaffen, dann freuen sich die teilnehmenden Flotten der Operation Sophia. Diese haben auch Knasträume an Bord, von dort aus können wir dann während des Sommerlochs die Opfer-Inszenierung der Twitter-Patrioten live mitverfolgen.

Französische Justiz auf Hochseegewässer oder vor Libyen?

sondern naiv ist es zu glauben, das ginge nur das Seegericht oder Libyen etwas an. Beteiligte NGOs können klagen, genauso müssen die an den Mittelmeeroperationen beteiligten Nationen einen kleinen Rest an Humanismus dort verteidigen. So hat das Frankreich getan:

 

"[...]Ein Anti-Rassismus-Komitee der französischen Regierung verurteilte die Aktion und leitete juristische Schritte ein.[...]"

 

http://www.derbund.ch/ausland/europa/Fluechtlingsboote-stoppen-Eine-rech...

Fake News

Nein, ein Übersetzungsfehler. Im englischen Original ist es als Zukunftsplanung gekennzeichnet, in der französischen Version etwas schwammig formuliert und in der deutschen Übersetzung wurde als in die Vergangenheit gelegt. Danke für den Link, das ist sehr nützlich!

Früher hieß es "sink the bismarck", heute muss das Motto lauten:

 

Sink the C-Star!

Seenotrettung ist eine essentielle humanitäre Pflicht. Und auch das Völkerrecht, das Seerecht und das EU-Menschenrecht verpflichten zur Rettung von Menschen in Seenot. Menschen davon abzuhalten ist schwer kriminell und stößt bei vielen Menschen, die egal ob sie pro oder contra Migration eingestellt sind, auf Abscheu.

Auch die perfide Absicht, Bootsflüchtlinge zu "retten", um sie entweder ihren Verfolgern und/oder Schleppern zuzuführen ist ein menschenverachtender Akt sondersgleichen.

Die Identitären setzen sich hier ganz klar an die Stelle von Helfershelfern von Diktatoren, Folterern und Vergewaltigern. Sie missachten jedwede zivilisatorische und humanistische Entwicklung des Abendlands und stellen sich in die Tradition der Inhumanität.

Hinter der identitären Maske der biederen Kulturbewahrer steckt die Fratze der Boshaftigkeit, des Neides und der Niedertracht.

Die Identitären verdeutlichen den Schmutz der europäischen Zivilisationsgeschichte, sie sind der Ausdruck der Barbarei.