Leipzig: "Rohrbomben" - Lüge, die Fortsetzung

Connewitz

Die Polizei berichtet über eine Spontandemonstration von "noch nicht fertigen 30 Zentimeter lange Rohrbomben", die Presse greift es auf, denn bei Linken scheint alles möglich und am Ende will es wieder niemand gesagt haben.

 

Die Polizei ist nicht da, weiß aber eine Geschichte zu erzählen.

 

Bei der Aktion am Freitag war während der gesamten Aktion keine Polizei anwesend, die Demonstration löste sich vor dem Eintreffen der Polizei selbstständig auf. Dennoch behaupteten Leipziger Volkszeitung (LVZ) und Polizei noch am Abend folgendes:

 

„Die Situation in Connewitz sehr ruhig, aber wir zeigen mit starken Kräften Präsenz“, so Steffen Weide aus dem Führungs- und Lagezentrum eine Stunde nach den Vorfällen. Festnahmen habe es bis rund 23.30 Uhr nicht gegeben. Beim Eintreffen der Polizei flüchteten die Randalierer. Erste Spekulationen, dass auch der Polizeiposten in der Biedermannstraße attackiert wurde, bestätigte Weide nicht.

 

Einen Tag später werden Medien wie z.B. BILD durch die Leipziger Polizei mit folgender Meldung versorgt:

 

Die Polizei fand später sogar eine etwa 30 Zentimeter lange Rohrbombe am Straßenrand!

 

Die BILD-Zeitung weiß hingegen nicht zu berichten, dass die Polizei für die "Flucht" der "Chaoten" verantwortlich gewesen sei.

 

Montag, 300 Menschen demonstrieren in Leipzig gegen die Repression im Zusammenhang mit G20

 

Bei der Demonstration am Montag von Connewitz zum Hauptsitz der Leipziger Polizei ist vergleichsweise viel Presse anwesend. Auch die Leipziger Polizei rechnet mit allem und hat sogar ihren Hubschrauber im Einsatz, der seit mehreren Wochen über der Stadt kreist um weitere "Anschläge" zu verhindern. 

 

Auch Andreas Tappert von der Leipziger Volkszeitung wird über die Demonstration berichten und folgendes schreiben:

 

Wie berichtet, hatten am vergangenen Freitag 80 teils vermummte Extremisten in Connewitz Mülltonnen angezündet und einen mit Fahrgästen besetzten Bus der Linie 70 mit Feuerwerkskörpern attackiert. Die Polizei bestätigte am Montag Berichte, wonach am Straßenrand auch eine 30 Zentimeter lange Rohrbombe entdeckt wurde. Diese sei allerdings noch nicht fertig gewesen, hätte aber dennoch Schaden anrichten können.

 

Diese falsche Meldung scheinen einige Menschen in Leipzig nicht unkommentiert lassen zu wollen und schreiben eine Pressemitteilung, die bei der Leipziger Volkszeitung natürlich von jenem Journalisten bearbeitet wird, der auch schon vorher den Quatsch von der "Rohrbombe" sich "bestätigen" lies und verbreitete, Andreas Tappert.

 

Der "neue" Artikel liest sich dann so:

 

Geworfen wurden neben Steinen auch mehrere etwa 15 Zentimeter lange Metallzylinder, die einen Durchmesser von drei Zentimetern hatten und mit brennbaren Stoffen gefüllt waren.

 

„Die meisten dieser Metallzylinder waren bereits abgebrannt, einige haben wir noch gefüllt gefunden“, berichtete gestern auf Nachfrage Polizeisprecher Uwe Voigt. „Sie sahen von Weitem augenscheinlich aus wie eine Rohrbombe.“ Um das genaue Untersuchungsergebnis abzuwarten, habe die Pressestelle der Polizei in ihren Verlautbarungen nicht den Begriff Rohrbombe in Umlauf gebracht.


Inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Metallzylinder nicht mit Sprengstoff, sondern mit pyrotechnischen Erzeugnissen gefüllt waren. Doch auch dieser Stoff könne Metall absplittern lassen, das dann irgendwo einschlägt und jemanden verletzen könnte, meinen Experten der Polizei.

 

Die Leipziger Polizei behauptet nun, dass sie den Begriff "Rohrbombe" nicht in "Umlauf" gebracht habe. Aber wenn nicht sie, wer dann Herr Tappert? Wie aus "30 Zentimeter" langen "Rohrbomben" über das Wochenende nur noch "15 Zentimeter" geworden sind, wird wohl auch nicht mehr aufzuklären sein. Zu den "Experten" der Polizei und ihren "Fachkenntnissen" zur Splitterwirkung von Pyrotechnik wie Bengalos die "einschlagen", muss gar nicht so viel gesagt werden. Nur LVZ und Polizei werden wissen, weshalb Menschen Pyrotechnik innerhalb einer Demonstration verwenden sollten, die wie "Rohrbomben" "splittern und einschlagen". Immerhin wusste Herr Voigt:

 

Die meisten dieser Metallzylinder waren bereits abgebrannt, einige haben wir noch gefüllt gefunden

 

Da müssen die "Chaoten" ganz viel Glück gehabt haben, dass sie von ihren "pyrotechnischen Erzeugnissen" nicht zerfetzt wurden, wenn die meisten doch offensichtlich schon "abgebrannt" waren.

 

Neuer Artikel von Tappert, neue Geschichte

 

In Kooperation mit Polizeisprecher Uwe Voigt wird Andreas Tappert eine neue Geschichte vom Freitag erzählen, die nur von Menschen erzählt werden kann, die nicht da waren, aber trotzdem gerne Märchen erzählen.

 

Aus Sicht der Beamten war in der Nacht zum Samstag auch ein Linienbus der LVB gefährdet, der am Connewitzer Kreuz stand. „Es wurden definitiv Steine in Richtung des Busses und über den Bus geworfen“, so Voigt. Diese Steine seien zwar aus der Wolfgang-Heinze-Straße in Richtung Connewitzer Kreuz geworfen worden, aber sie hätten auch den Bus treffen können. Die Steinewerfer „hätten damit rechnen können, dass der Bus getroffen wird“, so der Sprecher.

 

Die "Sicht" der Beamten, die gar nicht dabei waren und auch sonst ihre "vorgefundene Situation" nicht wirklich beschreiben können. Der besagte Linienbus der LVB fuhr als er auf die Demonstration traf und wegen Barrikaden nicht mehr weiter fahren konnte einfach rechts ran. Dort stand dieser bis zum eintreffen der Polizei und dem löschen der Mülltonnen durch die Feuerwehr auf der Wolfgang-Heinze-Straße Ecke Basedowstraße. Wie weit das vom "Connewitzer Kreuz" entfernt ist, sollten Uwe und Andreas mal "ermitteln".

 

Wie lange der Bus der LVB dort "ausharren" musste bis die Polizei mit ihren "starken Kräften Präsenz" zeigte, es muss eine Ewigkeit gewesen sein. Wir erinnern uns noch an die Schlagzeilen von Freitag und Samstag:

 

Böller gegen Linienbus - Vermummte randalieren in Leipzig-Connewitz

MDR

 

Dutzende, teils Vermummte warfen im Leipziger Stadtteil Böller auf einen Linienbus und zündeten Mülltonnen an. Als die Polizei eintraf, flüchteten sie.

Sächsische Zeitung

 

In der Wolfgang-Heinze-Straße griffen sie einen mit Fahrgästen besetzten Bus der Linie 70 mit Böllern an, setzten Mülltonnen in Brand und zündeten Bengalos, bevor sich der Mob wieder auflöste.

BILD

 

Von den "Attacken" auf dem Bus mit "Böllern" sprechen Andreas und Uwe nicht mehr, es heißt jetzt:

 

Aus Sicht der Beamten war in der Nacht zum Samstag auch ein Linienbus der LVB gefährdet, der am Connewitzer Kreuz stand. „Es wurden definitiv Steine in Richtung des Busses und über den Bus geworfen“, so Voigt. Diese Steine seien zwar aus der Wolfgang-Heinze-Straße in Richtung Connewitzer Kreuz geworfen worden, aber sie hätten auch den Bus treffen können. Die Steinewerfer „hätten damit rechnen können, dass der Bus getroffen wird“, so der Sprecher.

 

Es soll gar nicht verschwiegen werden, dass es bei Spontandemonstration auch zu völlig bescheuerten Aktionen kommt, aber weshalb jetzt Steine in Richtung Connewitzer Kreuz und über den Bus geworfen worden sein sollen, können die beiden Märchenonkel nicht erklären. Vor allem auf was denn? Polizei war keine anwesend. Von kaputten Scheiben ist auch nirgendwo die Rede. Der Bus stand auch nicht am Connewitzer Kreuz, aber Ortskenntnis war auch noch nie die Stärke der Leipziger Polizei.

 

Fake News


Andreas Tappert weiß wie Journalismus funktionert und er weiß, wie man Stimmung macht. Offensichtlich wurde in der Pressemitteilung zur angeblichen "Rohrbombe" in Connewitz darauf aufmerksam gemacht, dass doch nicht jede Meldung und Aussage der Polizei zu glauben ist und ungeprüft verbreitet werden kann. Für Andreas Tappert hat die Polizei aber immer Recht und kritische Nachfragen sind von ihm nicht zu erwarten, so schreibt er zur Räumung, dem Anlass der Spontandemonstration in Leipzig:

 

In Berlin habe die Polizei nach einer Räumung in Neukölln stundenlang „Fake News“ unkommentiert gelassen, die im Internet einen Shitstorm gegen die Proteste erzeugt hätten, wird behauptet.

 

Blöd für Tappert, dass andere KollegInnen die "Behauptung" schon längst belegt haben:

 

Polizei räumt Kommunikationsfehler ein - Friedel54-Räumung: Türknauf offenbar nicht lebensgefährlich

RBB

 

Räumung der Friedel54 in Berlin - Polizei greift daneben

TAZ

 

Was bleibt ist eine offensichtliche Ente der Leipziger Polizei, gestützt von der Leipziger Volkszeitung. Ein anderes Medium hatte sich dazu in der Vergangenheit geäußert.

 

Der Kreuzer über die LVZ: "Organversagen"

Der Kreuzer über einen Pressesprecher der Leipziger Polizei: "Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei"

 

Die Leipziger Volkszeitung scheint ein generelles Problem mit dem eigenen Beruf zu haben, wie der Chefredakteur Jan Emendörfer erst kürzlich bewiesen hat. Und auf das Verhältnis der Presseabteilung der Leipziger Polizei mit dem Stadtteil Connewitz wurde hier schon genauer eingegangen:

 

"Maßlose polizeiliche Selbstgerechtigkeit"

 

Vielleicht ist es aber auch nur gute PR für Leipzig und den "Mythos Connewitz". In Zukunft sollte jede Lüge der Polizei wohl besser unkommentiert bleiben. Daher liebe Menschen in Leipzig, mehr Rohrbomben für alle!