„Hinter Schloss und Riegel“ – Harte Kritik an Dynamo-Fans

Erstveröffentlicht: 
15.05.2017

Bundesinnenminister Thomas de Maizière verurteilt die Fankrwalle und fordert harte Konsequenzen. 

 

Dresden. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die Krawalle durch Fans des Zweitligisten Dynamo Dresden verurteilt und harte Konsequenzen gefordert. „Die martialischen Szenen vor dem Spiel Karlsruhe gegen Dresden sind völlig inakzeptabel. Begriffe wie "Krieg" haben mit sportlichem Wettbewerb nichts zu tun“, sagte de Maizière der „Heilbronner Stimme“ und ergänzte: „Wer Ordner und Polizisten attackiert, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel.“

 

Ähnlich äußerte sich Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU): „Wir mussten bei einem Fußballspiel wieder Dinge sehen, die wir wirklich nicht sehen wollen. Das können wir nicht einfach ignorieren.“ Strobl hat bereits einen Sicherheitsgipfel angekündigt, bei dem alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden sollen, um nach Lösungen gegen die Gewalt zu suchen. Das Treffen wird voraussichtlich Anfang Juli sein.

 

Die Dresdner haben sich übel benommen“, kommentierte Martin Plate, Sprecher der Polizei Karlsruhe, das Verhalten der Fans vor und während des Spieles. Der Sturm des Stadions vorbei an den Ordnern habe ein Ausmaß angenommen, dass es so in Karlsruhe noch nicht gegeben habe. „Wir wissen nicht wie viele Fans durch die Kontrolle gerutscht sind und mutmaßen, dass die Attacke dazu diente, Pyrotechnik und Fans ohne Ticket in das Stadion zu bekommen“, sagte Plate.

 

„Das hat mit Fußball überhaupt nichts zu tun. Man kann sich auch die Frage stellen, ob solche paramilitärischen Aufmärsche überhaupt geduldet werden dürfen von staatlicher Seite“, sagte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther.

 

In jedem Fall droht Dynamo eine erneut harte Strafe: „Dieser militärische Anstrich ist eine neue Komponente, die wir in unsere Überlegungen einzubeziehen haben“, sagte Hans E. Lorenz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts am Montag der Tageszeitung „Die Welt“. Die Dresdner sorgten nun „für eine Premiere, die das Strafmaß beeinflussen könnte“, fügte er hinzu.

 

„Wegen der neuen Qualität der Vorfälle werden wir die Lage am kommenden Freitag im DFB-Präsidium zur Sprache bringen und dort ausführlich mit den Vertretern der Liga analysieren. Die bisherigen Reaktionen bleiben weit hinter dem zurück, was jetzt notwendig ist“, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch. „Wir gehen davon aus, dass sich der Kontrollausschuss den schwerwiegenden Vorkommnissen mit der entsprechenden Konsequenz widmen wird“, sagte er weiter. „Daneben beobachten wir sehr aufmerksam das Verhalten des Vereins und die Maßnahmen, die dort aus den Vorfällen gezogen werden.“

 

Das Auswärtsspiel der SG Dynamo Dresden am Sonntag beim Karlsruher SC wurde von verschiedenen Vorkommnissen ü...

Geplaatst door SG Dynamo Dresden op maandag 15 mei 2017

 

Der Verein selbst kündigte eine intensive Aufarbeitung an. „Jede verletzte Person beim Fußball ist eine zu viel. Die verletzten Polizeibeamten, Ordner, Mitarbeiter und Fans bitten wir im Namen des Vereins um Entschuldigung. Allen Betroffenen wünschen wir gute Besserung. Wir distanzieren uns als Verein klar von jeder Form von Gewalt und verurteilen auch Spruchbänder, die dazu aufrufen“, erklärte Dynamos Sportgeschäftsführer RalfMinge.


„Wir werden die Vorkommnisse von Karlsruhe in den kommenden Tagen intensiv aufarbeiten und gemeinsam mit allen beteiligten Sicherheitsträgern analysieren, was konkret geschehen ist, welche Verstöße begangen worden sind und wie es zu den Vorfällen kommen konnte. Daraus werden wir entsprechende Konsequenzen und Maßnahmen für die Zukunft ableiten, die nachhaltige Wirksamkeit entfalten, aber gleichzeitig nicht zu einer weiteren Eskalation beitragen sollen“, ergänzte Dynamos kaufmännischer GeschäftsführerMichael Born.


„Mit dem martialischen Auftreten von 1500 Fans im Military-Look am Wochenende und einer Kriegserklärung an den DFB wurden deutlich Grenzen überschritten. Eine Bilanz von 19 verletzten Ordnern, zahlreichen Verletzten durch Feuerwerkskörper und der Plünderung eines Imbissstandes spricht für sich. Ein solches Verhalten ist absolut nicht hinnehmbar“, so der Dresdner Grünen-Stadtrat Torsten Schulze, der mit Vertretern des Vereins im Sportausschuss über den Vorfall sprechen möchte.