Rückschlag für Gernika

Guernicaplatz

„Die Basken selbst, die Roten und Bolschewiken haben Gernika 1937 verbrannt“, logen Franquisten und Nazis, als in englischen und amerikanischen Blättern das Kriegs-Verbrechen bekannt wurde, das sie begangen hatten. Über diese Lüge durfte im diktatorischen Staate 40 Jahre lang nicht gesprochen werden. Was danach kam wird bis heute „Demokratie“ genannt. Doch keine der folgenden post-franquistischen „demokratischen“ Regierungen fand es nötig, jemals zu Gernika Stellung zu nehmen. Kein Eingeständnis des faschistischen Verbrechens, kein Wort des Bedauerns, von Wiedergutmachung ganz zu schweigen. Weder von Seiten der franquistisch durchsetzten PP (kein Wunder), noch von der Sozialdemokratie der PSOE, die sich in Krieg und Diktatur noch auf der Opferseite befunden hatte. Nichts.

 

Da die Gernika-Lüge von 1937 nie klargestellt wurde, hat sie für die politische Klasse in Madrid bis heute Bestand. Zuletzt war es der baskische Ministerpräsident, der von Auschwitz aus die spanische Regierung um „eine Geste zu Gernika“ bat. Mit der Aufrechterhaltung der Gernika-Lüge fallen die Spanier sogar noch hinter die Bundesrepublik zurück, aus der sich Persönlichkeiten des politischen Lebens zwar sehr kryptisch, aber doch zu den „deutschen Verstrickungen“ mit Gernika geäußert haben.

 

In Anbetracht der Nicht-Aufarbeitung franquistischer Lügen-Propaganda ist es – gelinde gesagt – überraschend, dass zum Gedenkakt in Berlin am 27. April 2017 (am Guernica-Platz in der Spanienallee, die 1939 zu Ehren der nazistischen Franco-Helfer der Legion Condor benannt worden war) ausgerechnet die spanische Botschaft eingeladen war. Eine vom deutsch-baskischen Kulturverein organisierte Veranstaltung, bei auch Kirche und Stadtteil-Bürgermeisterin eingeladen waren.


Diese Nachricht von dieser Einladung machte in Gernika die Runde, als sich hier am 26. April Tausende versammelten, um an das Kriegsgräuel zu erinnern. Unter den vielen Bask/innen befanden sich auch verschiedene Deutsche, die wie ihre Gastgeber/innen mit Unverständnis und Empörung reagierten auf das Berliner Gedenk-Konzept. Den Bock zum Gärtner machen, sagten manche salopp dazu, politische Geschmacklosigkeit andere. Vertreter einer Regierung einzuladen zum Gedenken an ein Kriegsverbrechen, das diese Regierung nie eingestanden oder bestätigt hat, ist politisch ein Skandal. Es ist ein Schlag ins Gesicht der Bomben-Opfer, eine Beleidigung für die Stadt Gernika, deren Vertreter/innen sich bis heute um „eine kleine Geste“ von Seiten der Post-Franquisten bemühen. Die Berliner Einladung fällt allen Versuchen in den Rücken, die Geschichte des Massakers in Gernika ein für alle Mal aufzuarbeiten. Im Gegenteil, sie stärkt die Position der Schweiger und Lügen-Fortsetzer, die auf billigste Weise zu einem Auftritt kommen. Stellt sich irgend jemand vor, zum Gedenken in Auschwitz einen Holocaust-Leugner einzuladen?


Die Aufarbeitung der Geschichte der baskischen und republikanischen Verlierer des von Faschisten angezettelten Krieges erfordert eine gemeinsame Anstrengung aller daran Interessierten. Doppeldeutigkeiten gibt es dabei nicht. Die einzigen, die im Baskenland das Berlin-Konzept unterstützen, sind Vertreter der Madrider Regierungs-Partei PP, die mit aller Kraft versuchen, das spanische Memoria-Gesetz zu sabotieren und die Aufarbeitung der Kriegsverbrechen und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu behindern; die verhindern, dass die geschätzten 140.000 Leichen in Massengräbern unter spanischer Erde exhumiert werden; die sich bis heute auf die heftig kritisierte und nach internationalen Kriterien illegale Amnestie von 1977 berufen, mit der sie sich seinerzeit Straflosigkeit für all ihre faschistischen Verbrechen gegönnt hatten.


Die spanische Botschaft, PP, Franquisten und Post-Franquisten waren in Gernika nicht vertreten, letztere dafür zeitgleich bei der Beerdigung eines franquistischen Politikers (José Utrera Molina) in Andalusien, bei dem die faschistische Hymne „Cara al sol“ angestimmt wurde.


Bei der Aufarbeitung der Geschichte gibt es keine Ambivalenz. Wer eine solche Haltung dennoch sucht, stellt sich automatisch auf die Seite der Leugner und Behinderer. (Redaktion Baskinfo)

 

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