Berlin: Antifaschistischer Gedenkrundgang und AfD-Treffen in Pankow

Antifaschistischer Gedenkrundgang und AfD-Treffen in Pankow  1

Am 9. März fand ein Gedenkrundgang statt, der an das Wirken von Antifaschistinnen und Antifaschisten erinnerte, nach denen Straßen im Bezirk benannt wurden oder die einst in Pankow wirkten. Während der Abschlusskundgebung in Pankow-Heinersdorf fuhr die Berliner Polizei auf und umkreiste die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Mannschaftswagen und behelmten Beamten - um ein Treffen der AfD zu schützen, wie sich später herausstellen sollte.

Gedenkrundgang

Der Gedenkrundgang, an dem Mitglieder der VVN-BdA und auch jüngere Antifaschistinnen und Antifaschisten teilnahmen, startete gegen 17.00 Uhr am U-Bahnhof Vinetastraße. Erste Station war die Max-Lingner-Straße. Lingner war Maler, Graphiker und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. 1950 gründete er mit anderen die Deutsche Akademie der Künste in Berlin und lebte bis zu seinem Tod in Pankow. Von dort aus ging es zum ehemaligen Wohnhaus von Anton und dessen Frau Änne Saefkow. Anton Saefkow(KPD) war einer der bedeutendsten Widerstandskämpfer gegen den Faschismus in Deutschland. Die von ihm, Franz Jacob und Bernhard Bästlein geleitete Organisation umfasste allein in Berlin 112 Widerstandsgruppen und darüber hinaus feste Verbindungen in verschiedene Orte und Regionen Deutschlands. Gespräche mit führenden Sozialdemokraten und den Kreisen um Claus Graf Schenck zu Stauffenberg sollten zu einer Zusammenarbeit der Widerständler über weltanschauliche und politische Differenzen hinweg führen. Nach Verrat wurden Anton Saefkow und weitere 61 Mitglieder der Organisation 1944 im Zuchthaus Brandenburg von den Nazis ermordet. Der Rundgang führte weiter vorbei am Wohnhaus von Zenzl Mühsam. Kreszentia („Zenzl“) Mühsam war die langjährige Frau des anarchistischen Literaten Erich Mühsam. Nach dessen Ermordung 1934 floh sie in die Sowjetunion, wo sie wegen „trotzkistischer Tätigkeit“ 20 Jahre im Gulag verbrachte. Nahezu allein, ist es ihrem Kampf um Erich Mühsams Erbe zu verdanken, dass sein Werk heute in diesem Umfang zugänglich ist. Weiter führte der Weg in Richtung Heinersdorf. Hier in der Gartenanlage Friedrichshöhe II befand sich die Wohnlaube von Hans Beyermann, der um sich eine Gruppe junger Antifaschistinnen und Antifaschisten aus dem Prenzlauer Berg geschart hatte. Die Laube diente als Versteck für Waffen, Vervielfältigungsgeräte und Illegale - von der Gestapo gesuchte bzw. von der Wehrmacht desertierte Antifaschisten. Die Gruppe gab ihrem Versteck den Namen „Rote Festung“. Den letzten Punkt des Rundgangs bildete das Gedenken an den französischen Literaten und Antifaschisten Romain Rolland in Pankow-Heinersdorf.

Polizeischikanen und AfD-Treffen

Kurz nachdem die ersten Rundgangsteilnehmerinnen und -teilnehmer an der Romain-Rolland-Straße in Heinersdorf eintrafen, fuhren zwei Mannschaftswagen der Berliner Polizei vor. Teilnehmende des Gedenkens wurden von der Polizei massiv bedrängt. Die anfänglichen Behauptung der Einsatzkräfte, es handele sich um eine unangemeldete Versammlung, konnte durch Vorlage des Anmeldebescheides entkräftet werden. Mit der Begründung, dass Kinderwägen und Fahrradfahrer den Gehweg nutzen wollen, waren die Beamten bemüht, den Bürgersteig der Romain-Rolland-Straße frei von Antifaschistinnen und Antifaschisten zu halten, was auf Grund der Anmeldung und der Zahl der Anwesenden nicht so einfach möglich war. Die Gedenkveranstaltung sollte sogar den Ort wechseln. Die Anwesenden, wie auch Rednerinnen und Redner ließen sich jedoch nicht einschüchtern und führten das Gedenken fort.
 
Anwesende Antifaschisten und Antifaschistinnen, sowie Journalisten berichteten im Verlauf des Abends dass bekannte Anhänger der AfD Pankower rund um die Kundgebung auftauchten und diese argwöhnisch beobachteten. So sollte sich im Laufe der Veranstaltung herausstellen, dass die AfD an selber Stelle wohl ein Treffen geplant hatte. Dies dürfte sowohl das Aufgebot der Polizei, als auch deren Vorgehen erklären. Nach längerem Warten verließen einige AfD-Mitglieder die Szenerie.


In Absprache mit der Polizei und dem Wirt des „Restaurant Rosario“ in der Romain-Rolland-Straße, verzogen sich andere AfD-Anhänger in dessen Lokal. Der Eingang der Nachbarkneipe „Heinersdorfer Krugs“ , wo sich die AfD wahrscheinlich treffen wollte, blieb zu diesem Zeitpunkt durch die Kundgebung der Antifaschisten und Antifaschistinnen versperrt. Es wurden Beiträge verlesen, die sich mit Romain Rolland und der Befreiung vom Faschismus beschäftigten. Weiterhin wurde die Notwendigkeit der Verbindung von Gedenken und tagesaktuellen antifaschistischen Kämpfen in den Reden betont. Dass dies notwendiger denn je ist, zeigte der Abend selbst.

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!
Aufstehen gegen Rassismus!
Keine Stimme der AfD!