Festgenommener Salafist ist ein Ex-Neonazi

Erstveröffentlicht: 
26.02.2017

Mutmaßlicher Terrorverdächtiger hat offenbar eine rechtsradikale Vergangenheit

 

Der in der vergangenen Woche in Northeim verhaftete Terrorverdächtige, den die Polizei als radikalen Salafistens bezeichnet, tummelte sich bis vor wenigen Jahren offenbar im rechtsradikalen Milieu. Das belegen unter anderem Youtube-Filme und Facebook-Einträge, in denen Sascha L. massiv gegen Muslime und Migranten hetzt.

 

Der 26-jährige soll geplant – und dies bereits auch zugegeben – haben, Polizisten oder Soldaten in eine Falle zu locken und mit einem selbstgebauten Sprengsatz zu töten. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Ermittler zum Bau des Sprengsatzes benötigte Chemikalien sowie elektronische Bauteile zur Herstellung eines Fernzünders. Sascha L. sitzt seit dem vergangenen Mittwoch in einer kameraüberwachten Zelle der Justizvollzugsanstalt Rosdorf bei Göttingen in Untersuchungshaft.

 

In seiner Neonazi-Zeit warnte L. etwa vor dem »schleichenden Volkstod« und vor Muslimen, die in Deutschland »die Scharia durchziehen« wollten: »Selbst ein Hund weiß, wo er hingehört - und wohin gehörst du? Sei nicht dümmer als ein Hund und rette die deutsche Bevölkerung vor dem geplanten Aussterben!«, hieß es in einem Clip.

 

In seinen Videos vermummte sich L. mit Schal, Sonnenbrille und öfters auch einer weißen Theatermaske. Solche Masken waren das Merkmal der rechtsradikalen Gruppierung »Die Unsterblichen«, die sich so verkleidet ab 2012 vor allem in Brandenburg und Berlin zu nächtlichen Fackelmärschen trafen und Bilder von diesen Aktionen ins Internet stellten.

 

Noch im Mai 2013 lud L. nach Informationen des »Spiegel« ein Video mit dem Titel »Tipps für die Kakerlaken Bekämpfung« hoch, in dem er zu Aktionen gegen Migranten aufrief. Dieser Film ist im Netz allerdings nicht aufzufinden.

 

Irgendwann im Jahr 2014 soll L. zum Islam konvertiert sein. Wann genau und vor allem warum er sich vom Rechtsradikalismus ab- und dem Salafismus zuwandte, ist bisher unklar. Sein Facebook-Profil schmückte zuletzt ein Vogel, darunter der Satz »Bitte nicht schubsen! Ich habe eine Bombe im Rucksack«. Die Seite einer Salafisten-Gruppe aus dem Rhein-Main-Gebiet markierte L. mit »Gefällt mir«.

 

Ob der Festgenommene darüber hinaus persönliche Kontakte in die Salafistenszene hat, prüft derzeit die Generalstaatsanwaltschaft Celle. Neben einer möglichen Verbindung zum »Deutschen Islam-Kreis« (DIK) in Hildesheim eruiert die Behörde auch Kontakte nach Göttingen. Dort waren bei einer Großrazzia vor zweieinhalb Wochen zwei als Islamisten geltende Männer aus Nigeria und Algerien festgenommen worden. Sie sollen der Polizei zufolge ebenfalls einen Terroranschlag geplant haben.

 

Die Polizei in Göttingen erklärte, dass »im Augenblick keine konkrete Gefahr besteht und dass nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen nicht erkennbar ist, dass der 26-Jährige einer ganzen Gruppe von Salafisten angehört«. Sascha L. zog vor etwa zweieinhalb Jahren aus Berlin in die südniedersächsische Kleinstadt. Wie die Lokalzeitung berichtete, lebte er dort sehr zurückgezogen von Sozialleistungen in einem Ein-Zimmer-Appartement.